Gambia-Riesenhamsterratte: Die Detektivin unter den Nagetieren
Das größte mäuseartige Nagetier, die Riesenhamsterratte (Buschhamsterratte), stammt ursprünglich aus Afrika. Genau zu finden ist sie südlich der Sahara vom Senegal bis Südafrika. Als direkten Lebensraum bevorzugen die Wildtiere Busch- und Waldland, wo sie natürliche Höhlungen in und unter Bäumen bewohnen.
MAGAWA
Es gibt etwas von einer kleinen Berühmtheit unter den Riesenhamsterraten zu berichten: Magawa erhielt 2020 den höchsten britischen Tierorden für das Erschnüffeln von über 100 Landminen in Kambodscha.
Der berühmte kleine Detektiv ist in einem stolzen Alter von acht Jahren 2021 friedlich und ohne jegliche Vorerkrankung eingeschlafen.
ANATOMISCHE MASSE
Die nachtaktiven Tiere werden durchschnittlich 5, können in Gefangenschaft aber auch ein Alter von 8 Jahren erzielen. Bei einer Größe von 45 cm (Kopf-Rumpflänge) sind die Riesenhamsterratten mit einem starken und stabilen Schwanz ausgestattet, der eine Länge von 25–40 cm erreichen kann. Ihr kurzes Fell ist von grau-brauner Farbe, wobei die Bauchseite heller oder sogar weiß ist. Oft ist das Fell von kleinen flügellosen Ohrwürmern befallen, die sich von den Futterresten der Ratten ernähren. Die Pfoten der Gambia-Riesenhamsterratte sind nackt.
Das Gewicht eines Weibchens liegt in etwa bei 1,5 kg, und männliche Hamsterratten sind mit ihren 2–2,5 kg wahre „Brummer“.
FORTPFLANZUNG
Die Tragezeit eines Hamsterrattenweibchens beträgt sechs Wochen, wobei die Wurfgröße bei 4–6 Jungtieren liegt, die nackt und blind (Nesthocker) zur Welt kommen. Die Jungtiere werden allein vom Weibchen im Bau versorgt. Zum Bau ihrer unterirdischen Kinderstube, der Vorrats- und der Schlafkammer kommen der Riesenhamsterratte ihre großen Backentaschen zugute. In diesen können sie große Mengen an Nistmaterial und Nahrung transportieren.
SINNE
Die nachtaktiven Tiere sind bei Tageslicht nahezu blind, weshalb sie auch nur ganz kleine Äuglein besitzen. Dafür ist ihr Geruchssinn umso ausgeprägter.
Dieser sowie die hohe Intelligenz der Riesenhamsterratte macht sie zu einer wahren Detektivin. In Mosambik wird sie u. a. beim Suchen von Minen eingesetzt. Durch ihr geringes Gewicht können die Ratten ein Minenfeld unbeschadet „durchschnüffeln“, ohne eine Detonation auszulösen. So können sie auf versteckte Minen im Boden aufmerksam machen, die dann umgehend entschärft werden.
Ihr ist es zu verdanken, dass schon etliche Minen in afrikanischen Kriegsgebieten entfernt wurden, ohne größeren Schaden anzurichten. Ihr ehrenvoller Name lautet dort daher auch „HeroRat“, also Heldenratte.
STECKBRIEF
GAMBIA-RIESENHAMSTERRATTE
(CRICETOMYS GAMBIANUS)
- Größe: 45 cm (Kopf-Rumpflänge)
- Schwanzlänge: 25–40 cm
- Lebenserwartung: Natur 5 Jahre, Gefangenschaft bis zu 8 Jahre
- Gewicht Weibchen: 1,5 kg
- Gewicht Männchen: 2–2,5 kg
- Fellfarbe: grau-braun, auch rötlich-braun, Bauchseite hell bzw. weiß
- Tragezeit Weibchen: 6 Wochen
- Wurfgröße: 4–6 Jungtiere
- Besonderheiten: ausgeprägter Geruchssinn, hohe Intelligenz, große Bewegungsfreude, schlecht zu zähmen, Einzelgänger
MEDIZINISCHER NUTZEN
Ebenso hat sich die Riesenhamsterratte als Assistenztier bei der Prävention von Krebs und Tuberkulose einen Namen gemacht, denn diese Erkrankungen kann sie schon im frühen Stadium erschnüffeln. Selbst Diabetiker profitieren von der feinen Nase der Wildtiere und werden bei Veränderungen ihres Blutzuckerspiegels von der Assistenzratte gewarnt.
HALTUNG
Dieses sehr agile und bewegungsfreudige Tier ist noch recht selten in unseren Haushalten als Mitbewohner eingezogen. Sollte man mit dem Gedanken spielen, sich eine Riesenhamsterratte zuzulegen, muss an die große Bewegungsfreude gedacht werden. Ein handelsüblicher Rattenkäfig ist hier absolut fehl am Platz. Ein großzügiges Gehege mit vielen Ebenen und Klettermöglichkeiten muss es sein. Die Materialien sollten eine hohe Bissfestigkeit besitzen, da die starken Nagezähne auch vor üblichen Alustangen keinen Halt machen. Zimmerauslauf darf nur unter Aufsicht und Entfernung sämtlicher gefährlicher Gegenstände (wie Stromkabel und Giftpflanzen), die den Nagezähnen zum Opfer fallen können, erfolgen.
Die Riesenhamsterratte ist im Gegensatz zu ihren kleinen Freunden kein Kuscheltier und lässt sich nur sehr schwer zähmen. Zudem sind die Wildtiere eher von unsozialer Natur und müssen alleine gehalten werden. Es sind Einzelgänger, die lediglich zur Paarungszeit zusammenfinden.
ERNÄHRUNG
Auf dem Speiseplan der großen Nager stehen vorwiegend Früchte (vor allem Avocado), Samen, Wurzeln und Nüsse. Als Proteinquelle bevorzugen sie kleine Insekten (in Gefangenschaft Mehlwürmer) und Schnecken.
KRANKHEITEN
Im Gegensatz zur üblichen kleinen Farbratte ist die Riesenhamsterratte weniger anfällig für Tumorerkrankungen. Jedoch sind leider ihre Atemwege sehr empfindlich. Große Mengen an Urin kann den Ammoniakgehalt in der Luft erhöhen, der bei den Tieren zu gefährlichen Atemwegsinfektionen führen kann.
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SYLVIA RECH
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SYLVIA RECH
Tierheilpraktikerin
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Tierhaltungsberatung, Tierheilkunde, spezialisiert auf Kaninchen und Meerschweinchen, Buchautorin
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