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Dentalhygiene beim Hund

„Warum soll ich meinem Hund die Zähne putzen? Der Wolf putzt sich ja auch nicht seine Beißerchen!“ Diese oder ähnliche Sätze hört man immer wieder. Warum also ist es so wichtig, die Zähne des Hundes regelmäßig zu pflegen? Zum einen leben unsere Hunde nicht in freier Wildbahn und ernähren sich somit anders als der Wolf. Das Zerteilen von Fleisch, Sehnen, Bändern und Knochen bedarf einer deutlich höheren Kauaktivität als das Abschlucken von vorportioniertem Futter. Zum anderen fallen Tiere mit Zahnerkrankungen schnell der natürlichen Selektion zum Opfer. In der Natur gibt es schlicht weniger Tiere mit schlechten Zähnen. Davon sind unsere, zum Teil überzüchteten Hunde weit entfernt. Vom gesunden mesocephalen (mittelköpfigen) Schädel haben wir dolichocephale (langköpfige), brachycephale (kurzköpfige) und sogar extrem brachycephale Kopfformen gezüchtet. Letztere, die z. B. bei Möpsen und Französischen Bulldoggen zu sehen sind, haben häufig besonders viele Probleme mit ihrem Gebiss. Das liegt u. a. daran, dass die 42 Zähne des bleibenden Gebisses (bestehend aus jeweils 3 Incisivi (I), 1 Caninini (C), 4 Premolaren (P), 2 Molaren (M) im Oberkiefer sowie 3I, 1C, 4P, 3M im Unterkiefer) keinen ausreichenden Platz mehr haben und es zu Zahnfehlstellungen kommt. Dies begünstigt die Entstehung von Plaque und Zahnstein. Auch leben unsere Hunde in menschlicher Obhut länger als ihre wildlebenden Vettern.

PLAQUE UND ZAHNSTEIN

Nicht nur kurzköpfige Rassen bekommen im Laufe der Jahre Zahnstein. Fast jeder Hund leidet früher oder später daran, wenn seine Zähne nicht regelmäßig gepflegt werden.
Brauner, grüner oder gräulicher Zahnstein entsteht durch den weichen gelben Zahnbelag (Plaque), der sich aus Futterresten, Bakterien, Speichelbestandteilen und abgestoßenen Zellen der Epidermis zusammensetzt.
Durch den Einfluss von Kalzium, Phosphor und Magnesium verhärtet die Plaque, es bildet sich harter Zahnstein. Da dieser keine glatte Oberfläche besitzt, haften Partikel deutlich besser an als an einer glatten Zahnoberfläche, und dies bildet einen idealen Nährboden für noch mehr Plaque und schädliche Bakterien.
Als erstes fällt uns meist der schlechte Maulgeruch bei unserem vierbeinigen Familienmitglied auf. Dies ist aber häufig nur die Spitze des Eisberges.
In den tiefen, sauerstoffarmen Schichten der Plaque können sich krankmachende Bakterien gut vermehren und zu ernsthaften Erkrankungen führen. So zeigen etwa 80 Prozent aller Hunde im mittleren Alter eine Parodontitis, die teilweise schon im Alter von 2 Jahren mit einer Gingivitis begonnen hat.

GINGIVITIS

Die Gingivitis ist eine Zahnfleischentzündung, die akut oder chronisch verlaufen kann. Auslöser sind Bakterien, Viren, Fremdkörper, Zahnfehlstellungen oder Futterreste. Der entzündete Zahnfleischrand ist gerötet, schmerz- und druckempfindlich, kann bluten und geschwollen sein. Bleibt die Gingivitis unerkannt und unbehandelt, führt dies zu Parodontitis.

PARODONTITIS

Eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates (Parodont), der sich aus Zahnfleisch, Wurzelzement, Parodontalfasern und Kieferknochen zusammensetzt. Die Symptome sind Rötungen, Schwellungen, Blutungen, Schmerzen, Rückgang des Zahnfleisches über der Wurzel, im fortgeschrittenen Stadium mit Knochenabbau und Zahnlockerung.
Abgesehen vom schlechten Atem, der Schmerzhaftigkeit, vermehrtem Speichelfluss und möglicher Futterverweigerung kann die Parodontitis zu einer deutlichen Einschränkung des Allgemeinbefindens führen.
Nicht selten übertragen sich die Bakterien über die Blutbahnen auf innere Organe und lösen dort Lungenfibrosen, Hepatopathien, Leberentzündungen, Bronchitis, Nierenschäden sowie Herzklappenentzündungen aus.
Bis zu 75 Prozent aller Hunde im Alter von 13 Jahren weisen eine Mitralklappenendokardiose (ME) auf.

Hinweis: In Studien konnte die Einflussnahme von Parodonditis auf Herzerkrankungen nachgewiesen werden. So zeigte sich bei mittelschwer an Parodontitis erkrankten Hunden ein 6-fach höheres Risiko für Endokarditis sowie ein 4-fach höheres Risiko für hypertrophe Kardiomyopathie und Mitralklappeninsuffizienz. (Quelle: Dr. Markus Eickhoff)

KARIES

Zu der Entstehung von Karies gehören vier Faktoren: ein geeigneter Zahn, Bakterien, Zeit sowie hinterbliebene Nahrungsbestandteile.
Je dicker das Plaque auf den Zähen, desto mehr Bakterien vermehren sich dort, die sich wiederum von Zucker und Eiweiß ernähren. Der Stoffwechsel dieser Bakterien lässt Säuren entstehen, die in den Schmelz eindringen, dort Mineralien herauslösen und den kariösen Prozess fördern.
Allerdings muss man erwähnen, dass Hunde fast nie an Karies erkranken, obwohl ihr Zahnschmelz deutlich dünner ist als der von uns Menschen. Nur etwa 6 Prozent aller Hunde bekommt irgendwann Karies, wohingegen Menschen zu 90 Prozent daran erkranken.
Ein Grund dafür ist die Anatomie ihrer Zähne, die deutlich längere Zunge, mit der sie ihre Zähne besser reinigen können, und die weniger zuckerhaltige Ernährung im Vergleich zu der von uns Menschen.

ADSPEKTION UND PALPATION DER MAULHÖHLE

Die Untersuchung der Maulhöhle sollte routinemäßig zu jeder Untersuchung gehören. Dabei wird im Rahmen der Anamnese bereits der Schädeltyp berücksichtigt (z. B. mesocephal, brachycephal, dolichocephal), die Symmetrie des Gesichtes begutachtet und auf Schwellungen geachtet. Der Mundgeruch wird beurteilt und der Halter nach Futteraufnahme, Gewichtsverlust, Speicheln oder Wischen mit der Pfote im Gesichtsbereich befragt. Kaumuskulatur und Mandibularlymphknoten werden palpiert. Beim Öffnen des Fangs achten wir auf Schmerzhaftigkeit und Einschränkungen, auf die Farbe der Maulschleimhaut, ihre Feuchtigkeit, Blutungen und Läsionen. Natürlich prüfen wir die kapillare Füllungszeit (Druck mit Finger auf das Zahnfleisch), bevor wir die Zunge, den Gaumen und den Rachen beurteilen. Außerdem wird der Zahnstatus und die Okklusion beurteilt. Beißen die Zähne richtig aufeinander? Gibt es Zahnfrakturen? Fehlen Zähne? Wie ist der Parodontalbefund in Bezug auf Plaque und Zahnstein? Ist das Zahnfleisch gerötet, geschwollen oder schmerzhaft?

TIERÄRZTLICHE BEHANDLUNG

Bei krankhaften Veränderungen wie Zahnfrakturen, Blutungen, Entzündungen, Schwellungen, geschwollenen Lymphknoten, Schmerzen etc. überweisen wir den Patienten in die tierärztliche Behandlung. Entzündungen müssen häufig antibiotisch behandelt und die Ursache beseitigt werden. Massiver Zahnstein sollte vom Tierarzt in einer Vollnarkose entfernt werden, wobei er auch die Zahnfleischtaschen reinigen und den Patienten mit einer Antibiose versorgen kann.
Abgebrochene Zähne mit freiliegender Pulpa müssen versorgt werden, da sonst eine Entzündung entsteht. Der Tierarzt wird diese extrahieren oder durch eine Wurzelbehandlung mit anschließender Füllung oder Krone versorgen.

TIERHEILKUNDLICHE UNTERSTÜTZUNG

Die Dentalhygiene ist ein Bereich, den Tierheilpraktiker hervorragend in ihre Praxis einbauen können. Im Idealfall begleiten wir den Patienten vom Welpenalter an, können dem Halter die Zahnreinigung seines Hundes ans Herz legen und mit ihm gemeinsam den jungen Hund darauf trainieren. Bringt man schon dem Welpen bei, wie Zähneputzen funktioniert, und verbindet es mit einem lohnenswerten Ritual, wird sich auch der ältere Hund noch gerne die Zähne putzen lassen.
Dies ist die wünschenswerteste Situation, die wir aber nicht immer vorfinden. Doch auch mit dem älteren Hund kann man Zähneputzen üben, vor allem nach der tierärztlichen Parodontalbehandlung.

ZAHNPUTZTRAINING

Am besten beginnt man schrittweise und baut positive Rituale ein. Die meisten Hunde sind mit Leckerli und Streicheleinheiten bestechlich. Zunächst zeigt man dem Hund seine Zahnbürste, dann streicht man vorsichtig von außen über die Schnauze, und belohnt ihn, wenn er dies toleriert.
Im zweiten Schritt kann man die Hundezahnbürste kurz in die Schnauze halten und belohnt den Hund direkt wieder. Die Zeitspanne, in der die Zahnbürste in der Schnauze bleibt, wird sukzessive verlängert, aber immer beendet, bevor der Hund die Toleranz verliert.
Erst im dritten Schritt werden vorsichtige Putzbewegungen von oben nach unten gemacht, und dann im vierten Schritt eine möglichst wohlschmeckende Hundezahnpasta verwendet, die wir zunächst vom Finger abschlecken lassen.
Die Zeitspannen für die einzelnen Schritte sind individuell unterschiedlich. Manche Vierbeiner lassen sich schon beim ersten Versuch die Zähne putzen, mit anderen muss man wochenlang üben.
Dieses Training lohnt sich in jedem Fall für Hund und Halter, denn der stressfreie Umgang mit Zahnhygiene ist ein wichtiger Grundstein für die Umsetzung und die Compliance des Halters. Diesen Punkt der Gesundheitsvorsorge können wir bei nahezu jedem Hundepatienten ansprechen und heilkundlich unterstützen.

ZAHNREINIGUNG IN DER THP-PRAXIS

Ist der Hund an das Zähneputzen gewöhnt und toleriert es, können wir eine professionelle Zahnreinigung durchführen. Dabei kommen nicht nur die Hundezahnbürste, eine gute Hundezahnpasta, ein enzymhaltiges Pflegegel für den Abschluss und eine Ultraschallzahnbürste für Hunde zum Einsatz, sondern auch Handinstrumente wie Meißel, Kürette und Scaler. (Hinweis: Handinstrumente sollten nur von geübten Personen eingesetzt werden!) Geputzt werden die Zähne immer von Rot nach Weiß. Im gleichen Schema werden die Handinstrumente verwendet. Verletzungen sind zu vermeiden! Im Handel gibt es Hundezahnbürsten mit weichen Borsten und spezieller Winkelung. Einige Hunde tolerieren Fingerlinge besser als Hundezahnbürsten. Die Zahnpasta sollte auf Inhaltsstoffe geprüft werden und lecker schmecken.
Ultraschallzahnbürsten für Hunde arbeiten lautlos und haben den Vorteil, dass sie Beläge gut anlösen können, und die Schwingungen bis in die kleinsten Zahnzwischenräume reichen. Außerdem bekämpfen sie Bakterien sehr wirksam. Ideal ist die Anwendung jeweils vor und nach der manuellen Reinigung.
Mit den Handinstrumenten werden hartnäckige Beläge entfernt, bevor die Zähne noch einmal geputzt und der Maulraum mit einem enzymatischen Zahnpflegegel versorgt wird. Die Enzyme töten Bakterien, lösen Plaque und verhindern Zahnstein. Sie können auch weiterhin vorsorglich vom Besitzer angewendet werden.
(Hinweis: Tierheilpraktiker dürfen keine Zahnsteinentfernung anbieten und durchführen.)
Bei unkooperativen Hunden sollte der Halter zunächst das Zahnputztraining durchführen, bis der Hund die Arbeit im Maulraum toleriert, denn Sicherheit geht immer vor, wenn wir an den Reiß- und Fangzähnen eines Raubtieres arbeiten!

 

PROPHYLAXE

Nach der Zahnsanierung kommt es erfahrungsgemäß bei den meisten Hunden schnell wieder zu Plaque und Zahnstein, wenn alles weiter so gehandhabt wird wie bisher.
Zur Vorbeugung von Zahnerkrankungen und damit einhergehenden weiteren gesundheitlichen Problemen sollten die Zähne des Hundes 2 – 3 mal wöchentlich zu Hause geputzt werden. Unterstützend können 1 – 2 mal die Woche Kauartikel angeboten werden, die den Speichelfluss anregen. Gut geeignet sind z. B. Kopfhaut, Ochsenziemer, Kauwurzeln für Hunde aus Kaffeeholz, Torga etc.
Ungeeignet sind tragende Knochen, da diese zu hart sind und zu Zahnabbrüchen oder Haarrissen führen können. Grundsätzlich sollten alle sehr harten Futtermittel vermieden werden, genauso wie Steine (die manche Hunde liebend gern herumtragen), und auch Tennisbälle sind tabu.
Neben dem Zähneputzen zu Hause sollten regelmäßige Kontrollen durch den Tierarzt oder den Tierheilpraktiker durchgeführt werden, der zusätzlich eine professionelle Zahnreinigung machen kann.

PHYSIOLOGISCHE ERNÄHRUNG

Nicht zuletzt ist die richtige Fütterung ein wichtiger Punkt. Hartnäckig hält sich noch immer das Gerücht, dass Trockenfutter geeignet wäre, um die Zähne zu reinigen. Den Hund trocken zu füttern, um Zahnbeläge zu lösen, ist genauso sinnvoll, wie Cornflakes zu essen, um Plaque zu entfernen. Es wird nicht funktionieren!
Im Gegenteil: Fast alle Trockenfutter enthalten Kohlenhydrate, und auf die sollte gänzlich verzichtet werden, ebenso wie auf zuckerhaltige Futtermittel.
Bei Leckerli ist auf versteckten Zucker zu achten, denn dieser ist ein idealer Nährboden für Bakterien. Des Weiteren können Kohlenhydrate zu einer Verschiebung des ph-Wertes im Speichel führen und diesen sauer machen. Durch physiologische Ernährung mit Proteinen und Gemüse bleibt der ph- Wert bei über 6,8, was zur Gesunderhaltung der Zähne beiträgt.

DAMIT DER HUND AUCH MORGEN NOCH KRAFTVOLL ZUBEISSEN KANN

  • 2 – 3 mal pro Woche Zähne putzen
  • 1 – 2 mal pro Jahr eine Untersuchung der Maulhöhle durch TA oder THP
  • Physiologische Ernährung
  • Geeignetes Kauspielzeug

Wird Parodontitis vermieden, so wird auch die Entstehung von Folgeerkrankungen wie Herzklappenentzündungen, Leber- und Nierenschäden oder Lungenentzündungen vermieden, die Allgemeingesundheit wird nachhaltig gestärkt und der Hund lebt länger.

REZEPT FÜR 100 ML HUNDEZAHNPASTA AUF BASIS TRADITIONELLER HAUSMITTEL

87 ml Kokosöl
5 ml Kolloidales Silizium
5 ml Ozonisiertes Olivenöl
0,5 ml Propolisextrakt (alkoholfrei)
0,5 ml Salbeiextrakt (alkoholfrei)
2 ml Echinaceaextrakt (alkoholfrei)
10 g (1 gestr. TL) Schlämmkreide
5 g (1/2 gestr. TL) Zeolith

Alle Zutaten mit dem Mixstab verrühren und sauber abfüllen.

Bei 18 °C ca. 6 Monate haltbar.

Kokosöl, Ozonisiertem Olivenöl, Propolis und Salbei werden stark antibakterielle Eigenschaften nachgesagt. Echinacea wird seit ewigen Zeiten zur Steigerung der Immunabwehr eingesetzt, Silizium soll das Bindegewebe (hier die Parodontalfasern) stärken. Schlämmkreide (Kalziumkarbonat) wird von Zahnärzten als schonender Schleifkörper zur Zahnreinigung empfohlen, Zeolith kann Verunreinigungen beseitigen. Positiver Nebeneffekt dieser Zahnpflege: Hunde lieben den Geschmack!

SASKIA BORNATH
Tierheilpraktikerin

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Mykotherapie, Phytotherapie, Ernährungsberatung, Onkologie, Dentalhygiene (Hunde)

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