Ziegenrennen in Trinidad und Tobago: Gedanken vom tier-menschlichen Diwan
Völlig entspannt lag ich am 5. Januar abends auf dem Divan, sah mir auf NDR die Sendung „Mare TV“ an und traute meinen Augen nicht: Ziegen auf der Rennbahn?
Tatsächlich! Die Strecke sieht aus wie eine Pferderennbahn mit Startkästen, allerdings in einer Miniausführung, und die vermeintlichen Jockeys, die Ziegenhalter, reiten nicht, sondern treiben ihre Ziegen an, indem sie neben ihnen herrennen.
Dieses Szenario spielt sich in Tobago ab, einer karibischen Insel vor der Nordküste Venezuelas.
Jedes Jahr findet dort am Dienstag nach Ostern ein traditionelles Ziegenfest statt. Im kleinen Dorf Buccoo wird dann das Ziegenrennen ausgetragen, ein Riesenspektakel mit einer knallig bunten Kostümparade vorneweg. Zuschauer aus aller Welt kommen zusammen, um die 300 Meter lange Ziegenrennbahn und das Rennen zu bestaunen.
Ins Leben gerufen wurde dieses Ziegenrennen im Jahr 1925 durch den aus Barbados stammenden Samuel Callender als Reaktion auf die Vollblut-Pferderennen in anderen Ländern, die der Oberschicht als Zeitvertreib dienten. Heute steht die Veranstaltung in Pomp und Prunk einem Renntag in Ascot in keinster Weise nach – es gibt Ställe, Trainer, Jockeys und natürlich Ziegen.
Hat das Rennen begonnen, müssen sich die Jockeys mächtig bemühen, um die eigensinnigen Ziegen im Zaum zu halten. Die speziell für dieses Rennen gezüchteten Ziegen müssen die Rennstrecke zusammen mit ihren Jockeys, die barfuß hinter den Tieren herlaufen, möglichst schnell hinter sich bringen. Dabei hat der Jockey seine Ziege an einer langen Leine und muss gemeinsam mit ihr das Rennen bestreiten. Am Ende erhält der Gewinner einen Geldpreis, eine Flasche Rum und eine Trophäe.
Akheem Holder ist mit seinen Ziegen der Favorit im Wettbewerb. Er schickt seine Tiere sogar zum Gegenstrom-Training ins Meer. Aquatraining zum Muskelaufbau. Und das jeden Tag!
Es ist erstaunlich, wie intensiv sich die Männer ihren Ziegen widmen. Sie geben ihnen Namen wie Obama oder Skorpion, hegen und pflegen sie.
In Europa ist der Stellenwert der Ziege eher niedrig, sowohl im Bereich der Nahrungsmittelindustrie als auch als Haustier. Einzelne Ziegenbestände finden sich bei uns in Streichelzoos für Kinder oder zur Landschaftschutzpflege an Deichen.
Ich mache mich auf den Weg zu einem Frischmarkt und frage nach Ziegenfleisch. Entsetzt hallt mir zunächst ein „Iiihhh!“ entgegen, danach wird mir Ziegenkäse angeboten. Ich habe ihn probiert und finde ihn lecker. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Tierheilpraktikerin hatte ich Ziegen aus Hobbyhaltungen schon oft als Patienten. Meist wiesen sie Euterentzündungen auf, weil sie nicht gemolken wurden, obwohl man aus Ziegenmilch guten Käse und auch Seife herstellen kann.
Da wurde schon früh meine Liebe zu Ziegen geweckt. Betrachtet man das Spektakel auf Tobago, so könnten sich Menschen, die sich keinen Hund halten möchten, durchaus Ziegen zur sportlichen Aktivität an der frischen Luft halten.
Bis zu den nächsten Diwan-Gedanken wünsche ich Ihnen eine schöne Zeit!
Ihre Monika Heike Schmalstieg
Online anzuschauen gibt´s das Ziegen-Spektakel von Tobago auf www.ndr.de/fernsehen/sendungen/mare_tv/Trinidad-und-Tobago-Die-schoenen-Schwestern-der-Karibik,sendung464094.html
Fotos: © Bilder (2) aus „mare TV: Trinidad und Tobago – Die schönen Schwestern der Karibik“, Argus – Fotolia