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Der Beruf des Hundetrainers - Ein Blick hinter die Kulissen

Fotos: © Franziska KrugHundeerziehung als Beruf

Hundetrainer  ist  ein  Beruf,  der  sich  immer  größerer  Beliebtheit  erfreut. Leider wurde er in der Vergangenheit auch oft von Menschen ausgeführt, denen die entsprechenden Kompetenzen fehlten. Aus diesen Gründen ist es seit August 2014 Pflicht, dass jeder,  der gewerblich mit Hunden arbeiten will, zuerst seine Erfahrung  und sein Wissen unter Beweis stellen muss. Der Nachweis dafür erfolgt durch die Sachkundeprüfung nach §11 des Tierschutzgesetzes und kann beim jeweiligen Veterinäramt der Landkreise erbracht werden. Der Trainer verpflichtet sich, die Hunde stets nach  modernsten wissenschaftlichen Ergebnissen zu erziehen, in denen, anders als vor ein paar Jahren noch üblich, „positive Verstärkung“ das Zauberwort ist. Dem Hund wird beigebracht, dass das  gewünschte Verhalten auch für ihn von Vorteil ist. Bei entsprechendem Verhalten erhält er Zugang zu den für ihn wichtigen Ressourcen (z. B. Futter, Streicheleinheiten, Spiel). Das ist Hundeerziehung ohne Zwang und Strafe, dafür mit nachhaltigen und guten  Lernerfolgen für Hund und Halter.

Das Wesen Hund zu verstehen, macht noch keinen guten Hundetrainer aus. Ein guter Trainer muss sich auch mit dem Menschen am anderen Ende der Leine vertraut machen. Es ist unsere Aufgabe, den Menschen bei der Beantwortung ihrer Fragen zu helfen,  ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, sie zu coachen und dabei auf das Wohlbefinden des Tieres und des Halters zu achten,  indem wir dem Menschen genau erklären, wie er sich zu verhalten hat und was sein Hund ihm sagen will. Damit stärken wir die Mensch-Hund-Beziehung.

Der  Hundetrainer  muss  ganzheitlich  arbeiten.  Er  soll  gut  erklären,  noch  besser zuhören, die allgemeine Situation verstehen und umsetzen können. Er darf nicht arrogant oder vorverurteilend sein. Die Fälle, mit denen  sich  ein  Hundetrainer  auseinanderzusetzen hat, sind individuell zu betrachten, denn jedes Hund-Halter-Gespann ist unterschiedlich  in seinem Wesen und der Konstellation. Lernen hängt von  vielen Faktoren ab, z. B. von der Tagesform, der Motivation, dem Charakter und den Eigenschaften der Lerntypen.  Es bringt nichts, dem Menschen zu vermitteln, er habe keine Ahnung und wir sind allwissend. Wir helfen dem Kunden  beim  Lernen  im  Umgang  mit  seinem  tierischen  Gefährten.  Dazu  müssen  wir  Verhaltensansätze  vorstellen,  diese  durch  unsere  Kompetenz  untermauern,  unsere  Erfahrung weitergeben und mit der nötigen Empathie agieren. Arroganz sorgt nur für Missmut, und ein missmutiger  Kunde wird kein zweites Mal vorbeikommen.

Bisherige Erziehungsmethoden hinterfragen

201701 Hunde2Es ist unsere Aufgabe zu hinterfragen, welche Gründe den  Hundehalter  zur  z. B.  aggressiven  Verhaltensweise  bringen, was er sich davon verspricht und woher sein Wissen,  wie  man  einen  Hund  erzieht,  kommt.  Vorverurteilungen  bezüglich des Umgangs mit dem Hund bringen uns nicht  weiter. Werden  zu  grobe  Lernmethoden  angewandt  und  wird der Hund vom Halter körperlich gezüchtigt, kann das  viele Gründe haben.  

  • Grund 1: Falsches Wissen (aus der Geschichte der Pädagogik)  
  • Grund 2: Überforderung  
  • Grund 3: Wider besseren Wissens aus der Situation heraus

Es ist vorab zu klären, was Erziehung für den Hundehalter überhaupt bedeutet: 

  • Welches Ziel will der Hundehalter erreichen? 
  • Welche Methoden haben welche Wirkung?  
  • Praktische Anwendung trainieren!

Es ist unser Ziel, den richtigen Umgang mit dem Tier zu vermitteln, dies verbessert die Chance, dass der Halter auch  zukünftig  den  Unterricht  besuchen wird,  denn  nur  durch  Einsicht ist Hund und Mensch auf längerer Sicht geholfen.

Lerntypen

Als Hundetrainer darf man nicht vergessen bzw. muss man  darauf achten, dass nicht nur der Hund lernt, sondern auch  der Besitzer. Das Lerntempo sollte sich daher für beide entsprechend gestalten. Versteht ein Mensch nicht, was man  ihm erklärt, hat das nichts damit zu tun, dass er ,,schwer von  Begriff‘‘ ist, sondern dass er den Erklärungsansatz nicht versteht. Daher gilt die Regel: Funktioniert ein Weg nicht, wählen Sie einen anderen: If nothing goes right – go left!

Jeder lernt unterschiedlich! 

LERNEN  DURCH  HÖREN  –  DER  AUDITIVE  LERNTYP 
Manche verstehen allein von der Theorie, also dem Zuhören, was sie zu tun und wie sie es umzusetzen haben.  

LERNEN  DURCH  SEHEN  –  DER  VISUELLE  LERNTYP 
Diese Menschen brauchen eher das geschriebene Wort,  oder  man  muss  ihnen  eine  Handlung  vormachen.  Sie  müssen sehen, was sie umsetzen sollen. 

LERNEN DURCH GESPRÄCHE – DER KOMMUNIKATIVE LERNTYP 
Hier braucht der Kunde die Diskussion und das  Gespräch, über den Austausch lernt er. 

LERNEN  DURCH  BEWEGUNG  –  DER  MOTORISCHE  LERNTYP 
Hier  wird  am  besten  gelernt,  indem  Handlungsabläufe selbst durchgeführt werden. Er probiert aus  und lernt aus der Bewegung heraus.

Um das Training etwas aufzulockern oder Dinge besser zu  verdeutlichen, eignen sich (humorvolle) Beispiele, kurze Geschichten oder Rollenspiele.

Kommunikation zwischen Hund und Mensch

Vielen Menschen fällt es schwer zu verstehen, dass ihr Hund  nicht weiß, was sie von ihm erwarten. Zum Beispiel „Sitz!“ –  und nichts passiert. Dann kommt meist Unmut auf, weil der  Hund  den  Befehl  ,,Sitz‘‘  nicht  ausführt,  obwohl  der  Halter  doch  ein  eindeutiges  Kommando  gegeben  hat.  Hier  stellt  sich dann die Frage, ob der Hund den Befehl auch wirklich  gelernt und für sich gefestigt hat, oder nicht. Lassen Sie den  Besitzer mal in die Situation seines Hundes kommen, versuchen Sie ihm nur mit Lauten zu verstehen zu geben, was Sie  von ihm wollen. Die Muttersprache der Hunde ist die Körpersprache. Unsere Lautsprache bleibt für sie solange eine Fremdsprache, bis sie die Wörter mit der gewünschten  Handlung verbunden haben. Durch solche plastischen Beispiele fällt es dem Besitzer oft leichter, sich in das Wesen  Hund hineinzudenken. 

Umgang mit dem Kunden

Wir coachen den Menschen im Umgang mit seinem Hund.  Sie sollten lernen, sich auf jeden Typ Mensch einzulassen  und auch in Ihrer Erklärungsweise von Kunde zu Kunde umschalten zu können. Wie ein Mensch am besten lernt, können  wir  beobachten,  durch  Gespräche  herausfinden  oder  präzise erfragen. Nicht nur unsere Hunde haben eine unterschiedliche Frustrationsgrenze – auch wir Menschen. Klappt  das Gezeigte in der Umsetzung noch nicht zu 100 Prozent  oder fällt die Korrektur schwer, gibt es die einen, die Ehrgeiz  zeigen  und  sich  solange verbessern wollen,  bis  alles  klappt, und die anderen, die Frustration erleben und dann  lieber das Training sein lassen oder gar wütend reagieren. In  solchen Fällen ist es immer wichtig, auf den Menschen einzugehen, ihn positiv zu bestärken und gleichzeitig einen Ruhepol darzustellen. Gehen Sie aus der angespannten Situation heraus. Vergessen Sie in solchen Fällen das Training  und ändern Sie das Programm. Spazieren Sie mit dem Hundebesitzer zur Entspannung einfach durch den Wald.
Ist die Anspannung abgefallen, kann das Training nochmal  von vorne begonnen werden und eventuell die Inhalte (Achten  Sie  auf  Änderung  in  der  Erklärung  und/oder  des Ablaufes) überarbeitet werden. Besonders ambitionierte Halter sollten zurückgehalten werden, wenn der Hund mit dem  Ehrgeiz bzw. dem Lerntempo des Besitzers nicht schritthalten kann. In solchen Fällen kommt es ebenfalls zur Frustration, da der Hund nicht so „funktioniert“, wie er soll. Helfen Sie dem Besitzer zu verstehen, wie ein Hund lernt und  dass nur durch gründliches und angepasstes Training der  gewünschte Erfolg entstehen kann.
Manchmal kommen auch Menschen zum Training, die ihre  Alltagssorgen nicht loslassen können. Als Trainer muss man  sich  bewusst  sein,  dass  man  in  solchen  Fällen  auch  einmal in die Rolle des Zuhörers anstatt des Lehrers schlüpfen  muss,  denn  auch  das  macht  gutes  Coaching  aus. Wir  sind keine Therapeuten, doch es ist wichtig, für ein ausgeglichenes Training zu sorgen. Manchen Menschen hilft es,  den Ballast für einen Augenblick hinter sich zu lassen. Es ist  durchaus in Ordnung, nicht zu privat zu werden, wenn man  das  nicht  möchte,  es  handelt  sich  schließlich  immer  noch  um  ein  Arbeitsverhältnis.  Jedoch  ist  zu  berücksichtigen,  dass ein Kunde uns mit dem Auftrag, ihn zu coachen, bereits viel Vertrauen entgegen gebracht hat. Manchmal ist es  auch von Vorteil, mehr über das Privatleben zu erfahren, um  manche  Fehler  in  der  Hundeerziehung  zu verstehen.  Blocken Sie nicht gleich ab, denn in den meisten Fällen "jammert" der Halter nicht, wenn er mit Ihnen über seine Probleme spricht, sondern bringt Ihnen Vertrauen entgegen.

Vertrauen ist mit eine unserer wichtigsten Eckpfeiler, um unseren Beruf gut auszuüben.

Wir sind als Hundetrainer bemüht, eine gute Arbeitsatmosphäre bzw. Lernatmosphäre zu schaffen. Ist diese Basis  geschaffen,  kann  das  eigentliche  Training beginnen. Sie werden schnell  merken, dass auch der Hund konzentrierter und aufmerksamer wird, wenn  er  und  sein  Halter  sich  wohl  fühlen.  Bei all dem, was zu berücksichtigen ist  oder was Sie zu sehen und zu hören  bekommen,  ist  es  wichtig,  auch  auf  sich  selbst  zu  achten. Versuchen  Sie  nicht „alles mit sich rumzuschleppen“,  man braucht selbst hin und wieder eine Auszeit und einen freien Kopf, um  gute Arbeit leisten zu können. Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit einen  kleinen Einblick hinter die Kulisse des  Hundetrainers gewähren. 

Denn Hundetrainer sein ist mehr als ein Beruf – wir helfen nicht nur den Hunden, sondern auch den Menschen.

JESSICA RICHTERJESSICA RICHTER

TIERHEILPRAKTIKERIN, HUNDETRAINERIN
MOBILE HUNDESCHULE IN MÖRLENBACH


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