Der Beruf des Hundetrainers - Ein Blick hinter die Kulissen
Hundeerziehung als Beruf
Hundetrainer ist ein Beruf, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Leider wurde er in der Vergangenheit auch oft von Menschen ausgeführt, denen die entsprechenden Kompetenzen fehlten. Aus diesen Gründen ist es seit August 2014 Pflicht, dass jeder, der gewerblich mit Hunden arbeiten will, zuerst seine Erfahrung und sein Wissen unter Beweis stellen muss. Der Nachweis dafür erfolgt durch die Sachkundeprüfung nach §11 des Tierschutzgesetzes und kann beim jeweiligen Veterinäramt der Landkreise erbracht werden. Der Trainer verpflichtet sich, die Hunde stets nach modernsten wissenschaftlichen Ergebnissen zu erziehen, in denen, anders als vor ein paar Jahren noch üblich, „positive Verstärkung“ das Zauberwort ist. Dem Hund wird beigebracht, dass das gewünschte Verhalten auch für ihn von Vorteil ist. Bei entsprechendem Verhalten erhält er Zugang zu den für ihn wichtigen Ressourcen (z. B. Futter, Streicheleinheiten, Spiel). Das ist Hundeerziehung ohne Zwang und Strafe, dafür mit nachhaltigen und guten Lernerfolgen für Hund und Halter.
Das Wesen Hund zu verstehen, macht noch keinen guten Hundetrainer aus. Ein guter Trainer muss sich auch mit dem Menschen am anderen Ende der Leine vertraut machen. Es ist unsere Aufgabe, den Menschen bei der Beantwortung ihrer Fragen zu helfen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, sie zu coachen und dabei auf das Wohlbefinden des Tieres und des Halters zu achten, indem wir dem Menschen genau erklären, wie er sich zu verhalten hat und was sein Hund ihm sagen will. Damit stärken wir die Mensch-Hund-Beziehung.
Der Hundetrainer muss ganzheitlich arbeiten. Er soll gut erklären, noch besser zuhören, die allgemeine Situation verstehen und umsetzen können. Er darf nicht arrogant oder vorverurteilend sein. Die Fälle, mit denen sich ein Hundetrainer auseinanderzusetzen hat, sind individuell zu betrachten, denn jedes Hund-Halter-Gespann ist unterschiedlich in seinem Wesen und der Konstellation. Lernen hängt von vielen Faktoren ab, z. B. von der Tagesform, der Motivation, dem Charakter und den Eigenschaften der Lerntypen. Es bringt nichts, dem Menschen zu vermitteln, er habe keine Ahnung und wir sind allwissend. Wir helfen dem Kunden beim Lernen im Umgang mit seinem tierischen Gefährten. Dazu müssen wir Verhaltensansätze vorstellen, diese durch unsere Kompetenz untermauern, unsere Erfahrung weitergeben und mit der nötigen Empathie agieren. Arroganz sorgt nur für Missmut, und ein missmutiger Kunde wird kein zweites Mal vorbeikommen.
Bisherige Erziehungsmethoden hinterfragen
Es ist unsere Aufgabe zu hinterfragen, welche Gründe den Hundehalter zur z. B. aggressiven Verhaltensweise bringen, was er sich davon verspricht und woher sein Wissen, wie man einen Hund erzieht, kommt. Vorverurteilungen bezüglich des Umgangs mit dem Hund bringen uns nicht weiter. Werden zu grobe Lernmethoden angewandt und wird der Hund vom Halter körperlich gezüchtigt, kann das viele Gründe haben.
- Grund 1: Falsches Wissen (aus der Geschichte der Pädagogik)
- Grund 2: Überforderung
- Grund 3: Wider besseren Wissens aus der Situation heraus
Es ist vorab zu klären, was Erziehung für den Hundehalter überhaupt bedeutet:
- Welches Ziel will der Hundehalter erreichen?
- Welche Methoden haben welche Wirkung?
- Praktische Anwendung trainieren!
Es ist unser Ziel, den richtigen Umgang mit dem Tier zu vermitteln, dies verbessert die Chance, dass der Halter auch zukünftig den Unterricht besuchen wird, denn nur durch Einsicht ist Hund und Mensch auf längerer Sicht geholfen.
Lerntypen
Als Hundetrainer darf man nicht vergessen bzw. muss man darauf achten, dass nicht nur der Hund lernt, sondern auch der Besitzer. Das Lerntempo sollte sich daher für beide entsprechend gestalten. Versteht ein Mensch nicht, was man ihm erklärt, hat das nichts damit zu tun, dass er ,,schwer von Begriff‘‘ ist, sondern dass er den Erklärungsansatz nicht versteht. Daher gilt die Regel: Funktioniert ein Weg nicht, wählen Sie einen anderen: If nothing goes right – go left!
Jeder lernt unterschiedlich!
LERNEN DURCH HÖREN – DER AUDITIVE LERNTYP
Manche verstehen allein von der Theorie, also dem Zuhören, was sie zu tun und wie sie es umzusetzen haben.
LERNEN DURCH SEHEN – DER VISUELLE LERNTYP
Diese Menschen brauchen eher das geschriebene Wort, oder man muss ihnen eine Handlung vormachen. Sie müssen sehen, was sie umsetzen sollen.
LERNEN DURCH GESPRÄCHE – DER KOMMUNIKATIVE LERNTYP
Hier braucht der Kunde die Diskussion und das Gespräch, über den Austausch lernt er.
LERNEN DURCH BEWEGUNG – DER MOTORISCHE LERNTYP
Hier wird am besten gelernt, indem Handlungsabläufe selbst durchgeführt werden. Er probiert aus und lernt aus der Bewegung heraus.
Um das Training etwas aufzulockern oder Dinge besser zu verdeutlichen, eignen sich (humorvolle) Beispiele, kurze Geschichten oder Rollenspiele.
Kommunikation zwischen Hund und Mensch
Vielen Menschen fällt es schwer zu verstehen, dass ihr Hund nicht weiß, was sie von ihm erwarten. Zum Beispiel „Sitz!“ – und nichts passiert. Dann kommt meist Unmut auf, weil der Hund den Befehl ,,Sitz‘‘ nicht ausführt, obwohl der Halter doch ein eindeutiges Kommando gegeben hat. Hier stellt sich dann die Frage, ob der Hund den Befehl auch wirklich gelernt und für sich gefestigt hat, oder nicht. Lassen Sie den Besitzer mal in die Situation seines Hundes kommen, versuchen Sie ihm nur mit Lauten zu verstehen zu geben, was Sie von ihm wollen. Die Muttersprache der Hunde ist die Körpersprache. Unsere Lautsprache bleibt für sie solange eine Fremdsprache, bis sie die Wörter mit der gewünschten Handlung verbunden haben. Durch solche plastischen Beispiele fällt es dem Besitzer oft leichter, sich in das Wesen Hund hineinzudenken.
Umgang mit dem Kunden
Wir coachen den Menschen im Umgang mit seinem Hund. Sie sollten lernen, sich auf jeden Typ Mensch einzulassen und auch in Ihrer Erklärungsweise von Kunde zu Kunde umschalten zu können. Wie ein Mensch am besten lernt, können wir beobachten, durch Gespräche herausfinden oder präzise erfragen. Nicht nur unsere Hunde haben eine unterschiedliche Frustrationsgrenze – auch wir Menschen. Klappt das Gezeigte in der Umsetzung noch nicht zu 100 Prozent oder fällt die Korrektur schwer, gibt es die einen, die Ehrgeiz zeigen und sich solange verbessern wollen, bis alles klappt, und die anderen, die Frustration erleben und dann lieber das Training sein lassen oder gar wütend reagieren. In solchen Fällen ist es immer wichtig, auf den Menschen einzugehen, ihn positiv zu bestärken und gleichzeitig einen Ruhepol darzustellen. Gehen Sie aus der angespannten Situation heraus. Vergessen Sie in solchen Fällen das Training und ändern Sie das Programm. Spazieren Sie mit dem Hundebesitzer zur Entspannung einfach durch den Wald.
Ist die Anspannung abgefallen, kann das Training nochmal von vorne begonnen werden und eventuell die Inhalte (Achten Sie auf Änderung in der Erklärung und/oder des Ablaufes) überarbeitet werden. Besonders ambitionierte Halter sollten zurückgehalten werden, wenn der Hund mit dem Ehrgeiz bzw. dem Lerntempo des Besitzers nicht schritthalten kann. In solchen Fällen kommt es ebenfalls zur Frustration, da der Hund nicht so „funktioniert“, wie er soll. Helfen Sie dem Besitzer zu verstehen, wie ein Hund lernt und dass nur durch gründliches und angepasstes Training der gewünschte Erfolg entstehen kann.
Manchmal kommen auch Menschen zum Training, die ihre Alltagssorgen nicht loslassen können. Als Trainer muss man sich bewusst sein, dass man in solchen Fällen auch einmal in die Rolle des Zuhörers anstatt des Lehrers schlüpfen muss, denn auch das macht gutes Coaching aus. Wir sind keine Therapeuten, doch es ist wichtig, für ein ausgeglichenes Training zu sorgen. Manchen Menschen hilft es, den Ballast für einen Augenblick hinter sich zu lassen. Es ist durchaus in Ordnung, nicht zu privat zu werden, wenn man das nicht möchte, es handelt sich schließlich immer noch um ein Arbeitsverhältnis. Jedoch ist zu berücksichtigen, dass ein Kunde uns mit dem Auftrag, ihn zu coachen, bereits viel Vertrauen entgegen gebracht hat. Manchmal ist es auch von Vorteil, mehr über das Privatleben zu erfahren, um manche Fehler in der Hundeerziehung zu verstehen. Blocken Sie nicht gleich ab, denn in den meisten Fällen "jammert" der Halter nicht, wenn er mit Ihnen über seine Probleme spricht, sondern bringt Ihnen Vertrauen entgegen.
Vertrauen ist mit eine unserer wichtigsten Eckpfeiler, um unseren Beruf gut auszuüben.
Wir sind als Hundetrainer bemüht, eine gute Arbeitsatmosphäre bzw. Lernatmosphäre zu schaffen. Ist diese Basis geschaffen, kann das eigentliche Training beginnen. Sie werden schnell merken, dass auch der Hund konzentrierter und aufmerksamer wird, wenn er und sein Halter sich wohl fühlen. Bei all dem, was zu berücksichtigen ist oder was Sie zu sehen und zu hören bekommen, ist es wichtig, auch auf sich selbst zu achten. Versuchen Sie nicht „alles mit sich rumzuschleppen“, man braucht selbst hin und wieder eine Auszeit und einen freien Kopf, um gute Arbeit leisten zu können. Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit einen kleinen Einblick hinter die Kulisse des Hundetrainers gewähren.
Denn Hundetrainer sein ist mehr als ein Beruf – wir helfen nicht nur den Hunden, sondern auch den Menschen.
JESSICA RICHTER
TIERHEILPRAKTIKERIN, HUNDETRAINERIN
MOBILE HUNDESCHULE IN MÖRLENBACH
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