Fachqualifikation Verhaltenstherapie bei Katzen
Für Tierheilpraktiker, die sich auf Katzen spezialisiert haben, ist es unerlässlich, sich mit deren Verhalten auseinanderzusetzen. Ob dieses dann als Anzeichen für eine Krankheit gewertet oder als physiologisch „normal“ eingestuft wird, ist entscheidend für die zu planende Therapie.
ANAMNESE
Zunächst sollte der Patientenbesitzer ausführlich zum Verhalten seiner Katze befragt werden, denn wer anders als er kennt seine Katze am besten? Oft sind es Kleinigkeiten, die der Besitzer gar nicht als „auffällig“ werten würde, die einen entscheidenden Hinweis auf das Vorliegen einer Krankheit geben. Je genauer die Anamnese durchgeführt wird und je mehr Auffälligkeiten sich aneinanderreihen, desto einfacher wird im Anschluss die Diagnosestellung.
FALLSTUDIE
Ich wurde zu einem Kater gerufen, der einige Wochen lang immer nur auf der Fensterbank saß und fast reglos auf die Wiese im Garten starrte. Er wollte nichts fressen, trank nur mäßig und war selbst mit Sahne nicht zu locken. Als Freigänger machte er normalerweise täglich seine Revierrundgänge und spielte u.a. mit Schmetterlingen, aber das hatte er alles eingestellt.
Nach einem längeren Gespräch mit der Besitzerin stellte sich heraus, dass vor einiger Zeit seine Schwesterkatze genau auf dieser Rasenfläche plötzlich verstorben war. Die Besitzerin vermutete damals eine Vergiftung und ließ die Katze beim Tierarzt untersuchen. Festgestellt wurde ein Herzfehler, der wohl zum Tod führte.
Jetzt war mir klar, wo das Problem lag: Der Kater war in Trauer. Da seine Schwester auf dieser Wiese zusammengebrochen war und nicht mehr wiederkam, mied er sie nun.
Meine Aufgabe war es, mit Unterstützung der Besitzerin den Kater langsam an die neue Situation zu gewöhnen. Ich riet ihr, den Kater in einen Gemüsekorb (nach allen Seiten offen!) zu setzen und ihn spazieren zu tragen. Zunächst kurz, aber täglich, dann immer länger, bis der Kater merkt, dass die Wiese ihm „nichts Böses tut“. Irgendwann sprang er schließlich aus dem Körbchen und machte einen kurzen Spaziergang über den Rasen. Die Situation und sein Appetit besserten sich schnell und der Kater erhielt seine Lebensfreude zurück.
GRUNDWISSEN
Dieses Beispiel soll zeigen, dass Tierheilpraktiker mit guter Ausbildung wissen, wie sie sich einer Situation nähern und ein bestimmtes Verhalten beurteilen müssen.
Dazu gehört auch, die Eigenheiten der verschiedenen Katzenrassen, ihre Abstammung und Genetik zu kennen. Zu den Grundlagen des Wissens zählen der Ablauf der Sexualität unserer Samtpfoten inkl. Empfängnis, Trächtigkeit, Geburt und „Nestpflege“.
Aufzucht, Beute- und Spielverhalten, Kommunikation unter Geschwistertieren und mit der Mutter, juvenale Erkrankungen und deren Auswirkung auf die ausgewachsene Katze gehören zu einem umfangreichen Wissenstand dazu.
Ein gut ausgebildeter Katzentherapeut wird daher immer in der Lage sein, das Verhalten seines Patienten zu hinterfragen und eine Lösung für ein vorliegendes Problemverhalten zu finden.
Er ist in der Lage, abzuwägen, ob das Verhalten als rassentypisches Merkmal zu zählen ist oder eine Verhaltensstörung vorliegt, die korrigiert und therapiert werden muss. Ist das Verhalten der Katze physiologisch, also genetisch verankert, ist es nicht sinnvoll, die Katze „umzuerziehen“.
Ein weiterer Aspekt ist die Frage, ob es sich beim Patienten um eine Wohnungskatze oder eine Freigängerkatze handelt und welcher Rasse sie angehört. Bei Wohnungskatzen ist zu beachten, dass eine Vergesellschaftung mit anderen Katzen/Haustieren oder menschlichem Familienzuwachs problematisch werden kann, wenn wenige oder keine Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Typische Bauernkatzen und Freigänger zeigen hier im Verhalten weniger Auffälligkeiten, denn die meisten von ihnen therapieren sich bereits im Umgang miteinander selbst.
INA-LENA WÄHNER
TIERHEILPRAKTIKERIN
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Naturheilverfahren
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