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Immunsystem stärken und trainieren

Genau wie für uns Menschen ist auch für die Gesundheit unserer Tiere ein intaktes Immunsystem von immenser Bedeutung. Die körpereigene Abwehr setzt sich aus der angeborenen (unspezifischen) und der erworbenen (spezifischen) Immunabwehr zusammen. Nach der Geburt ist die Erstmilch (Kolostrum) der wichtigste Grundstein für die Entwicklung und den Aufbau des Immunsystems. Im Anschluss wird die körpereigene Abwehr durch die Konfrontation mit Antigenen (körperfremde Erreger) trainiert. Durch die Bildung spezifischer Antikörper im Blut werden diese markiert und mithilfe der zu den weißen Blutkörperchen gehörigen Makrophagen (Fresszellen des Immunsystems) eliminiert.

Weitere Voraussetzungen für eine stabile Gesundheit und eine gut funktionierende Immunabwehr sind

  • artgerechte Haltung
  • ausgewogene Ernährung und Wasser zur freien Verfügung (sehr gute Futter- und Wasserqualität!)
  • regelmäßige Bewegung
  • viel frische Luft, Tages- und Sonnenlicht (UVB-Strahlung)
  • ausreichende Ruhe- und Schlafzeiten

Anzeichen für ein geschwächtes Immunsystem sind

  • Anfälligkeiten für bakterielle oder virale Infektionen, Pilze etc.
  • Parasitenbefall wie Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge etc., auch Wurmerkrankungen
  • Müdigkeit, Trägheit, verminderte Leistungsfähigkeit
  • Hautreaktionen, starker Juckreiz, Fellwechselprobleme
  • Die Psyche kann sich ebenfalls negativ auf das Immunsystem auswirken.

Zu den psychischen Negativ-Faktoren zählen

  • Stress
  • Überforderung
  • Unterforderung, Langeweile

Stress schlägt sich zuerst auf den Magen-Darm-Trakt nieder und kann im weiteren Verlauf das Immunsystem aus dem Ruder laufen lassen. Besonders ältere, aber auch chronisch erkrankte Tiere leiden oft unter verlangsamtem Stoffwechsel und einer damit einhergehenden Immunschwäche. Darüber hinaus kann das Immunsystem durch äußere krankheitsverursachende Einflüsse geschädigt werden.

Konklusion
Chronische Erkrankungen, Infekt- oder Parasitenanfälligkeit, Fell- und Hautprobleme (z.B. trockene, schuppige Haut), Juckreiz, Sommerekzem oder Mauke beim Pferd, Störungen des Magen-Darm-Traktes, Atemwegserkrankungen sowie Allergien (Überreaktion des Immunsystems) können auf eine Immunschwäche zurückzuführen sein.

KÖRPEREIGENE ABWEHR

Haut und Schleimhäute (inkl. der Flimmerhärchen) bilden die erste Schutzbarriere, indem sie verhindern, dass virale und bakterielle Anflugkeime in den Organismus eindringen. Der Darm beherbergt den größten Teil des Immunsystems. Er ist in der Lage, „Gutes“ vom „Schlechten“ zu unterscheiden, zu trennen und auszuscheiden. Daher ist eine gesunde Darmflora unabdingbar für ein einwandfrei funktionierendes Immunsystem.
Blut- und Lymphsystem sind einerseits für den Transport von Abbauprodukten zuständig, spielen aber ebenso in der Zusammenarbeit mit den weißen Blutkörperchen eine bedeutende Rolle für die Immunabwehr. Leukozyten (Immunozyten oder Immunzellen) unterteilen sich in drei Gruppen: Lymphozyten (B- und T-Lymphozyten, Killerzellen), Monozyten (hieraus entwickeln sich die Makrophagen, auch Fresszellen genannt) und Granulozyten (bestehend aus eosinophilen, basophilen und neutrophilen Granulozyten), die als „Wächter“ fungieren. Ihre Aufgabe besteht darin, abzuwehren und zu entfernen. Sie gehören sowohl zur spezifischen als auch zur unspezifischen Immunabwehr und bekämpfen körperfremde Strukturen und Krankheitserreger.

VERSORGUNG MIT VITALSTOFFEN

Viele Tiere wissen genau, was gut für sie ist, und bedienen sich gern an den wildwachsenden Kräutern in der Natur, wenn sich ihnen die Möglichkeit dazu bietet. So hat schon manch ein Halter seinen Hund genüsslich knabbernd im Kräutergarten vorgefunden oder sein Pferd dabei beobachtet, wie es gezielt nach Kräutern wie Giersch, Wilde Möhre, Schafgarbe, Löwenzahn etc. sucht.
Vitamin C, Vitamin D und Zink sind für Pferd und Hund gleichermaßen essenziell. Besteht hier ein gravierender Mangel, zeigt sich dieser über kurz oder lang anhand eines geschwächten Immunsystems. Ob derartige Defizite vorhanden sind, lässt sich anhand einer Blutuntersuchung feststellen. Vitamin D3 wird im Normalfall in ausreichender Menge vom Organismus, durch die UVB-Strahlung des Sonnenlichts, selbst synthetisiert und in der Leber verarbeitet. Vitamin C und Zink können bei Bedarf, z.B. über Futterzusätze, aufgefüllt werden. In qualitativ hochwertigem Fertig- oder Ergänzungsfutter sind im Idealfall alle benötigten Nährstoffe im ausgewogenen Verhältnis enthalten.
Liegen spezifische Beschwerden vor, kann sich der Tierhalter heutzutage durch im Handel erhältliche spezielle Fertigmischungen selbst ein passendes Zusatzfutter für die Problematik seines Tieres suchen. Bei Fertigmischungen sollte jedoch immer ein Blick auf die Inhaltsstoffe geworfen werden, um eventuelle Unverträglichkeiten auszuschließen.

IMMUNSYSTEM STÄRKEN

Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten, um das Immunsystem zusätzlich zu stärken. Dem Darm und den Entgiftungsorganen Leber und Nieren gehört hierbei ein besonderes Augenmerk, denn die Darmgesundheit ist maßgeblich für ein intaktes Immunsystem verantwortlich. Eine gesunde Darmflora (ausgewogene Bakterienbesiedelung des Darms bzw. der Darmschleimhaut) sichert die Gesunderhaltung des gesamten Organismus mit der dazugehörigen reibungslos ablaufenden körpereigenen Entgiftung und dem hieraus resultierenden einwandfrei arbeitenden Stoffwechselgeschehen.
Der Einsatz von Phytokräutern, Homöopathika, Futterzusätzen, altbewährter Hausmittel oder Akupunktur kann die Leber- und Nierentätigkeit unterstützen, den Stoffwechsel ankurbeln und die Immunabwehr steigern.

BEISPIELE FÜR DIE STÄRKUNG DES IMMUNSYSTEMS

Phytokräuter wie Echinacea, Löwenzahn, Brennnessel, Mariendistel, Hagebutte, Süßholzwurzel, Schafgarbe u.v. m. regen den Stoffwechsel an und stärken das Immunsystem. Aufgrund des Gewöhnungseffektes und zur Vermeidung unerwünschter Nebenwirkungen eignen sich Phytokräuter in der Regel jedoch nicht zur dauerhaften Fütterung. Als grobe Faustregel für die Fütterung von Einzelkräutern empfiehlt sich deshalb: 2 x jährlich, jeweils zum Frühjahr und zum Herbst über einen Zeitraum von 3 bis maximal 6 Wochen. Nicht alle Kräuter sind für jedes Tier bzw. jede Tierart geeignet. Ferner können in einigen Fällen allergische Reaktionen auftreten: Vorsicht bei Überempfindlichkeit gegenüber Korbblütlern (Echinacea, Arnica, Ringelblume, Schafgarbe, Löwenzahn etc.).
Das homöopathische Komplexmittel Engystol® (Fa. HEEL) gehört zu den homöopathischen Klassikern zur Unterstützung und Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte. Optimalerweise frühzeitig verabreicht, hat es sich besonders bei viralen Krankheitserregern bewährt. Echinacea in homöopathischer Form, ob als Einzel- oder Komplexmittel, findet seinen Einsatz eher bei der Bakterienabwehr, innerlich sowie äußerlich. Beide Mittel können hervorragend als „Immun-Booster“ miteinander kombiniert werden.

Cave

  • Einige Phytokräuter und Homöopathika dürfen gar nicht oder nur eingeschränkt (mit Wartezeit) bei lebensmittelliefernden Tieren eingesetzt werden!
  • Dopingrelevanz bei Wettkämpfen bzw. Turnierteilnahme beachten!

Ein altbewährtes und beliebtes Hausmittel ist naturtrüber Apfelessig (bitte auf hochwertige Qualität aus dem Reformhaus bzw. Bioladen achten). Er reguliert die Verdauung, pflegt die Darmflora und trägt hervorragend zur Immunstärkung bei. Apfelessig lässt ein „saures Milieu“ entstehen, das für Bakterien und Pilzsporen ungemütlich ist. Durch seine antibakteriellen und fungiziden (pilzabtötenden) Eigenschaften kann er bei vielen Problematiken innerlich sowie äußerlich (Milbenbefall, Strahlfäule, Dermatomykosen) eingesetzt werden. Entweder pur oder zur besseren Akzeptanz 1:1 mit Wasser verdünnt, eignet sich Apfelessig, besonders zum Fellwechsel, als Frühjahrs- oder Herbstkur.

  • Dosierung Hund – als Kur über 2 Wochen klein: 1 Teelöffel täglich ins Futter groß: 1 Esslöffel täglich ins Futter
  • Dosierung Hund – als Dauergabe Gabe wie oben, aber nur 1 – 2 x pro Woche ins Futter
  • Dosierung Pferd – als Kur über 4 Wochen 2 Esslöffel täglich ins Futter

TIPP FÜR HUNDEHALTER: Probiotischen Naturjoghurt begleitend zu einer Antibiose füttern, um antibiotikabedingten Darmproblemen und einer damit einhergehenden Immunschwächung entgegenzuwirken.
Darüber hinaus eignet sich probiotischer Naturjoghurt auch als Darm-Kur für Hunde. Dosierung: Je nach Größe täglich 1–4 Esslöffel über 3–4 Wochen.

Die Akupunktur, ein Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), bietet ebenfalls eine sehr gute Möglichkeit, die Immunabwehr zu stärken. Das Immunsystem (gemäß der TCM = „Wei-Qi“) hat in der Chinesischen Medizin einen ganz besonderen Stellenwert: Einerseits kann anhand spezifischer Akupunkturpunkte das Immunsystem gestärkt werden, andererseits wird durch den ganzheitlichen Ansatz dieser Therapiemethode bei jeder Akupunktur-Behandlung automatisch auch die Immunabwehr unterstützt. Hier ist die Intensität, genauso wie bei allen anderen Therapiearten, an die gestellte Diagnose und die Konstitution des Tierpatienten anzupassen.

KONTRAINDIKATIONEN FÜR EINE STARKE IMMUNANREGUNG

Bei chronischen (Vor-)Erkrankungen, Tumorerkrankungen, Allergien oder Autoimmunerkrankungen kann sich eine zu starke Anregung des Immunsystems negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken. Außerdem muss auf das Pushen des Immunsystems während einer Behandlung mit Immunsuppressiva verzichtet werden, da hierdurch die Wirkung beeinträchtigt werden kann.

ZU GUTER LETZT

Jeder kann seinen vierbeinigen Liebling mit artgerechter Haltung, guter Ernährung, Fürsorge, regelmäßiger Bewegung und Beschäftigung fit und gesund erhalten.
Sollte es einmal nicht ganz rund laufen, bieten sich dank verschiedener Mittel und Methoden viele Möglichkeiten an, um das Immunsystem wieder in Schwung zu bringen.
Je nach Fall und Schwere des Problems empfiehlt es sich, einen erfahrenen Tierheilpraktiker mit ins Boot zu holen oder einen Tierarzt zurate zu ziehen, damit es mit dem Tierpatienten möglichst schnell wieder bergauf geht.

JULIA WULF-MACHEIN
TIERHEILPRAKTIKERIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Akupunktur, Lasertherapie, Craniosakrale Therapie, Blutegeltherapie, Naturheilkunde

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Fotos: © R. Kochmarjova– Adobe, © Kate – Adobe