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Die Assel: Eine Bodenpolizei im Einsatz

Die bekanntesten Asseln hierzulande sind die Kellerassel und die Mauerassel. Jedoch sind es nur zwei von 10.000 bisher entdeckten Asselarten. Die kleinen Krebstiere gehören zur Gattung der Wirbellosen und umfassen etwa 3.500 Arten an Landasseln und 6.500 Arten an Wasserasseln, deren Lebensraum sich auf dem Meeresgrund in der Tiefsee befindet. Die kleinste Landassel erreicht eine Größe von nur 0,3 mm. Die größte am Meeresgrund lebende Assel darf sich mit stattlichen 0,5 m sehen lassen.

Die Erstzersetzer fühlen sich in Beeten, auf dem Kompost und in Terrarien am wohlsten. Die kleinen Panzertiere fressen und zersetzen Pflanzenabfälle, Futterreste, Aas, Kot, Zweige/Laub und altes Wurzelwerk, und schaffen dadurch ein autarkes Ökosystem. Zusätzlich verhindern sie Milbenbildung. Daher eignen sie sich sehr gut als Bodenpolizei in Terrarien, aber auch als Futterlieferant. Sie besitzen einen hohen Kalziumgehalt, der sie bei unterschiedlichen Schuppenkriechtieren, Frosch- und Schwanzlurchen zu einer Delikatesse werden lässt. Bei der Haltung von Asseln ist darauf zu achten, ihnen Sepia- oder Eierschalen zur Verfügung zu stellen. Das darin enthaltene Kalzium wird zum Aufbau und Erhalt ihres Panzers benötigt.
Die kleinen Insekten sind flink unterwegs, denn sie haben sieben Beinpaare, die am Brustsegment befestigt sind.
In der freien Natur bevorzugen die Asseln feuchte Wälder, Steinmauern und Kellerräume. Aber sie dringen auch in trockenere Lebensräume wie lichten Wald, offenes Gelände oder in die Nähe von menschlichen Siedlungen vor. Zu ihren Feinden gehören Spinnen, Gottesanbeterinnen, Igel, Vögel und Mäuse. Die meisten Asselarten sind nachtaktiv. Bei höheren Temperaturen (über 35 Grad Celsius) sterben die Tiere ab. Eine Vermehrung bei einer Luftfeuchtigkeit von unter 30 Prozent ist nicht mehr möglich. Die Assel besitzt ein sehr gutes Immunsystem, das Bakterien erkennt und unterscheidet, denen sie früher schon einmal begegnet ist, und fährt dementsprechend ihr Immunsystem hoch.

Nach drei Monaten ist eine Assel ausgewachsen und nach ca. 14 Häutungen geschlechtsreif. Die kleinen Tierchen sind getrenntgeschlechtlich, Weibchen können bis zu drei Bruten pro Jahr austragen. Ihre Eier entwickeln sich in einer Art Bauchtasche. Nach 40 – 50 Tagen schlüpfen die Jungen und verlassen das Muttertier. Die Lebenserwartung einer Assel beträgt 2 Jahre. Zu einer Besonderheit der kleinen Assel gehört, dass sie ihren eigenen Urin nicht wie gewöhnlich absetzt, sondern über ihren Panzer ausdunstet. Ihr Panzer besteht aus Plattensegmenten aus Chitin (eine Verbindung aus Zuckermolekülen).
Möchte man Asseln anlocken, eignen sich dazu ausgehöhlte Kartoffeln, Möhren oder ein aufgeschnittener alter Apfel. Vertreiben kann man Asseln mit Backpulver, Salbei oder Gesteinsmehl (nicht töten!). Sie sind keine Überträger von Krankheiten auf Lebewesen oder Pflanzen. Durch ihre geringen Platzansprüche und dem eher geringen Zeitaufwand bezüglich Fütterung und Umgebungsreinigung eignen sich Asseln auch wunderbar als Haustiere für Kinder und Jugendliche. Schon in kleinen Terrarien oder Boxen mit Fassungsvolumen von 5 Litern kann mit einer Asselhaltung begonnen werden. Zur „Einrichtung“ gehören lediglich ein Bodengrund aus ⅓ weißfaulem Holz und ⅔ Waldhumus, beides überall in der freien Natur zu finden. Eine Deckschicht aus fermentiertem Laub dazu und ein Stück Korkrinde, unter der sich die Insekten verstecken können – und die ersten Asseln dürfen einziehen. Dabei noch an die Kalziumquellen denken.

FAZIT

Auch wenn die Assel von ihrem Erscheinungsbild gewöhnungsbedürftig erscheint, ihr die Kulleraugen und das flauschige Fell fehlen, ist sie ein nützliches Insekt, das einen großen Beitrag zur Erhaltung unseres Ökosystems beisteuert. Jeder, der in seinem Kompost oder Blumentopf diese Krebstiere findet, kann sichergehen, dass die „Bodenpolizei“ ihre Ermittlungen aufgenommen hat.

SYLVIA RECH
TIERHEILPRAKTIKERIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Tierhaltungsberatung, Tierheilkunde, spezialisiert auf Kaninchen und Meerschweinchen, Buchautorin

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Fotos: © I. Zell, © S. Rech