Skip to main content

Diabetes Mellitus bei Katzen

HILFE – ZORRO HAT ZUCKER!

Wie viele Katzen von Diabetes mellitus betroffen sind, lässt sich kaum zuverlässig beziffern. Manche Quellen sprechen davon, dass 1 von 100 Katzen daran erkranken, andere von „nur“ 20.000 in Deutschland. Aber spielt das eine Rolle, wenn Ihre Minka oder Ihr Felix betroffen ist? Nein, dann geht es nur darum, wie wir als Katzenhalter mit dieser veränderten Situation umgehen. Es hilft auch nicht weiter, sich Vorwürfe zu machen: Ähnlich wie beim Menschen wird der Typ-II-Diabetes (häufigste Form bei Katzen) meist begünstigt durch Übergewicht, ungeeignete Ernährung und mangelnde Bewegung. Tierärztin Martina Menz sagt dazu: „Die meisten Diabetes-Erkrankungen der Katze werden verursacht durch Trockenfutterfütterung und Kortikoidtherapien.“ (Quelle: Katzendiabetes.info)

SYMPTOME

Bei vielen Katzen äußert sich Diabetes zunächst durch gesteigertes Trinkverhalten, vermehrten Harndrang, massiven Gewichtverlust trotz Heißhunger sowie durch häufige Blaseninfektionen. Die Katzen erscheinen matt, inaktiv, das Fell wird zunehmend härter und struppiger. Schuppenbildung ist möglich. Da häufige Kortisontherapien ebenfalls die Entstehung eines Diabetes begünstigen, sollte diese Therapieform nur in absoluten Notfällen eingesetzt werden. Sobald Sie auch nur eines dieser Symptome bei Ihrer Katze feststellen, sollten Sie mit ihr sofort einen Tierarzt aufsuchen. Die Besitzerin von Zorro hatte bemerkt, dass ihr Kater plötzlich sehr viel trinkt und auch die Katzentoilette häufiger aufsucht. Sie ging sofort zum Tierarzt.

EIN UNBEHANDELTER DIABETES FÜHRT ZUM TOD

Der Tierarzt wird zunächst eine Blutuntersuchung durchführen, denn ohne diese kann die Diagnose nicht gestellt werden. Zorro mochte das Fixieren und die Blutabnahme gar nicht, aber da musste er durch. Aus den Blutwerten kann der Tierarzt die Langzeitzuckerwerte ablesen. Das ist notwendig, da Katzen sehr stressanfällig sind, sodass die aktuellen Werte einen Diabetes auch vortäuschen können. Denn bereits das Hervorholen der Transportbox kann den Blutzuckerspiegel binnen Minuten in höchste Regionen schnellen lassen.

Auch Autofahrten oder die Untersuchung beim Tierarzt lassen den Blutzuckerwert ansteigen. Daher wäre es fatal, vorschnell von Diabetes zu sprechen. Und einer nicht diabetischen Katze Insulin zu verabreichen, würde unbehandelt und abhängig von der verabreichten Dosis zum Tod der Katze führen. Daher ist die Erhebung des Langzeitzuckerwertes, der über die beiden Blutwerte Fructosamin und HbA1c abgebildet wird, obligatorisch.

Ebenfalls wichtig für die Abklärung und die spätere Einstellung eines Diabetikers sind Untersuchungen des Urins, der Zähne, der Schilddrüse, der Blase sowie die Erhebung des Ketonwertes. In Zorros Fall war das Ergebnis aller Untersuchungen eindeutig: Zorro hat Diabetes!

THERAPIE

Es ist entscheidend, dass sofort mit der Insulintherapie begonnen wird. Das dafür notwendige Zubehör erhält man in Apotheken (Blutzuckermessgerät, Messstäbchen, die richtigen Spritzen), und beim Tierarzt das Insulin. Ein guter Tierarzt erklärt dem Katzenbesitzer das Prozedere, denn das Spritzen von Insulin muss nun vom Katzenbesitzer bewerkstelligt werden. Bei Zorros Besitzern wuchs die Panik, als sie mit ihm wieder zu Hause waren. Doch es gab Hilfe: Katzenpsychologin Miriam Kuhl ist zu Zorro gefahren und hat mit seinen Besitzern ein Behandlungs-Coaching über mehrere Tage durchgeführt. Nun sind Zorros Besitzer fit und können sowohl die zweimal tägliche Blutzuckermessung als auch die Insulininjektion selbst durchführen. Hilfe findet man auch bei Tierheilpraktikern.

Im Gegensatz zur Gabe mancher Medikamente spielt das Körpergewicht der Katze bei der Insulinapplikation keine Rolle. Zorro muss sich ab sofort gefallen lassen, morgens und abends, im Abstand von 12 Stunden, am Ohr gepikst zu werden. Am äußeren Rand der Ohrmuschel verläuft eine Vene, über die der Halter durch einen kleinen Piks einen Tropfen Blut erhält, den er durch das Messgerät auswerten lässt. Der Wert, den dieses Messgerät nach 5 Sekunden anzeigt, bestimmt die Menge des zu verabreichenden Insulins. Die Blutzuckerwerte einer gesunden Katze liegen zwischen 50 und 150 ml/dl. Am besten tauschen Sie sich besonders in der Anfangsphase intensiv mit Ihrem Tierarzt aus, wenn Sie sich unsicher in der Berechnung der Insulinmenge fühlen. Nennen Sie ihm den aktuellen Messwert und lassen Sie sich die zu verabreichende Menge Insulin nennen. Sie werden sehen, schon nach kurzer Zeit haben Sie den Dreh raus und können Ihre Katze spritzen, ohne den Tierarzt zu konsultieren. Wird ein Wert unter 100 angezeigt, sollte kein Insulin gespritzt werden, da die Gefahr, dass die Katze in eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) fällt, zu groß ist. „Zuviel Insulin tötet schnell, zu wenig langsam“, ist ein Satz, den ein Tierarzt vor Jahren einmal zu mir sagte. Wichtig ist es also, die für die Katze jeweils richtige Dosis zu finden. Diese kann morgens und abends durchaus variieren, sodass eine vorherige Blutzuckermessung obligatorisch ist.
Gespritzt wird grundsätzlich nach der Fütterung subkutan, also unter die Haut, und zwar am besten seitlich am Rumpf. Dazu wird eine Hautfalte genommen und die Nadel parallel zum Körper in diese Hautfalte eingeführt. Ihr Tierarzt wird Ihnen dieses Prozedere zeigen und genau erklären. Spritzen Sie nicht in den Nacken, denn hier verlaufen lebensnotwendige Nervenstränge und das Verletzungsrisiko ist viel zu groß. Setzen Sie die Spritze auch nicht im rechten Winkel zum Katzenkörper an, denn so könnte die Nadel zu tief in den Körper eindringen und ein Organ verletzen.

ZORRO MAG KEIN DIABETISCHES FUTTER – WAS NUN?

Beim Tierarzt und im Zoofachhandel gibt es spezielle Futtermittel für Diabetiker. Aber nicht jede Katze mag es. Zwingen Sie Ihre Katze nicht, das Futter zu fressen. Sie soll zwar optimal behandelt werden, aber auch eine gute Lebensqualität haben. Wichtig bei Futtermitteln für diabetische Katzen ist, dass sie keinen Zucker und auch kein Karamell enthalten. Getreidearten, Getreideflocken, Nudeln, Roggen, Hafer, Dinkel, Buchweizen, Amaranth oder Quinoa sollten umgangen werden, ebenso Trockenfutter. Selbst bei (noch) gesunden Katzen gilt eine reine Trockenfutterfütterung in Fachkreisen als hochproblematisch. Um eine Unterzuckerung zu vermeiden, sollte ein Diabetiker stets Nassfutter zur Verfügung haben. Unterzucker ist eine Komplikation, die häufig zum Tod der Katze führt.
Ist die Diagnose Feliner Diabetes bzw. Diabetes mellitus gestellt, können verschiedene Begleiterkrankungen oder Komplikationen auftreten, sodass eine regelmäßige Kontrolle beim Tierarzt empfehlenswert ist. Welche Insulinart für Ihre Katze am besten geeignet ist, entscheidet Ihr Tierarzt. Es gibt mehrere für Katzen zugelassene Insulinarten, z.B. Caninsulin und Prozink.

KOMPLIKATIONEN

Es gibt eine Reihe von Komplikationen, die man bei diabetischen Katzen im Hinterkopf haben und regelmäßig mit dem Tierarzt besprechen sollte: Dazu gehören die Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), Hypoglykämie (Unterzucker), Ketoazidose (Stoffwechselentgleisung), Dehydration (Austrocknung), die Chronische Niereninsuffizienz (CNI) und der Harnwegsinfekt. Daher ist eine engmaschige Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Katzenbesitzer und Patient Katze unbedingt notwendig.
Zorro ist zum Glück bisher von derartigen Komplikationen verschont geblieben. Doch um eine regelmäßige Kontrolle bei seinem Tierarzt kommt er nicht herum.

MIRIAM KUHL
KATZENVERHALTENSTHERAPEUTIN,
KATZENPSYCHOLOGIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Catsitting, Katzenhotel, Katzenverhaltenstherapie, Individuelle Coachings, Autorin, Dozentin an den Paracelsus Schulen

KONTAKT
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Fotos: © M. Kuhl, © Yaya Photos– Adobe