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Die Schilddrüse - Kleines Organ, große Wirkung

Durch Abgabe von Schilddrüsenhormonen ins Blut reguliert die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) zahlreiche Körperfunktionen und kann beim Vorliegen einer Fehlfunktion den Hormonhaushalt durcheinanderbringen.

Schilddrüsen-OP beim Hund

LAGE

Bei Säugetieren liegt die Schilddrüse unterhalb des Kehlkopfs. Sie hat die Form eines Schmetterlings, wobei sich die Flügel links und rechts an die Luftröhre schmiegen und durch ein Gewebestück (Isthmus glandulae thyroideae) miteinander verbunden sind. Ihre Größe zeigt individuelle und jahreszeitliche Schwankungen. Tastbar ist sie vor allem bei krankhaften Veränderungen.

HORMONE DER SCHILDDRÜSE

  • Trijodthyronin (T3)
  • Thyroxin (T4)
  • Calcitonin (Produktion in den C-Zellen)

Äußerlich ist die Schilddrüse von einer Bindegewebskapsel umgeben, von der aus Scheidewände aus Bindegewebe ins Innere ziehen und dadurch die Schilddrüse in Lappen unterteilen. In den Lappen befinden sich viele kleine Follikel, die in ihren Epithelzellen Thyreoglobulin, eine Vorstufe der Schilddrüsenhormone, produzieren. Zur weiteren Produktion wird Jod benötigt, das als essenzielles Spurenelement dem Körper mit der Nahrung zugeführt werden muss.

DURCH DIE BINDUNG VON THYREGLOBULIN UND JOD ENTSTEHEN FOLGENDE DREI SCHILDDRÜSENHORMONE

  • Thyreoglobulin + 3 Jodatome = Trijodthyronin (T3)
  • Thyreoglobulin + 4 Jodatome = Thyroxin (T4)
  • Calcitonin T4 ist weniger wirksam als T3, wird aber überwiegend von der Schilddrüse produziert.

Durch Abspaltung eines Jodatoms wird T4 zu T3.
Als drittes Hormon wird Calcitonin gebildet. Seine Produktion findet in den C-Zellen statt, die zwischen den Follikelepithelzellen positioniert sind. Calcitonin reguliert den Kalzium-Blutspiegel.

REGELKREIS DER SCHILDDRÜSENHORMONE

Zunächst bleiben T3 und T4 inaktiv in der Schilddrüse gespeichert. Je nach Situation benötigt der Körper mehr oder weniger Schilddrüsenhormone. Das Freisetzungshormon TRH (Thyreoliberin/Thyrotropin Releasing Hormone) des Hypothalamus, einer Region im Gehirn, beeinflusst das Stimulationshormon TSH (Thyreoideastimulierendes Hormon) der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse). TSH veranlasst die Abgabe von T3 und T4 in die Blutbahn. Dort sind sie an Eiweiße gebunden, die sie zu ihrem Zielort (Zielorganen) transportieren. Ein kleiner Teil des T3 und des T4 kommt allerdings frei im Serum (fT3 und fT4) vor. Sie lassen sich genau bestimmen und erlauben zusammen mit dem Wert des Hypophysen-Hormons TSH einen Rückschluss auf die Funktion der Schilddrüse. Im Blut messen Rezeptoren die Konzentration an T3 und T4: Ist diese ausreichend, stoppen die übergeordneten Hormondrüsen die Ausschüttung von TRH und TSH. Diese Regulation wird auch als „Regelkreis der Hormone“ bezeichnet.

WIRKUNG DER SCHILDDRÜSENHORMONE

SCHILDDRÜSENHORMONE BEEINFLUSSEN STOFFWECHSELPROZESSE IM GESAMTEN ORGANISMUS

  • Herzfrequenz
  • Blutdruck
  • Erweiterung der Blutgefäße
  • Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel
  • Erregbarkeit der Nervenzellen
  • Darmmotorik
  • Einfluss auf Wachstum und Gehirnentwicklung
  • Anstieg der Körpertemperatur und Erhöhung des Grundumsatzes

WENN DIE SCHILDDRÜSE SCHWÄCHELT

Bei einem Zuviel an Schilddrüsenhormonen handelt es sich um eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Werden in der Schilddrüse dagegen zu wenige Hormone produziert, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Katzen sind eher von einer Hyperthyreose betroffen, Hunde eher von einer Hypothyreose. Hunde mittelgroßer bis großer Rassen erkranken besonders häufig an einer Hypothyreose. Bei kleinen Rassen sind vor allem Dackel prädisponiert. Erkrankungen der Schilddrüse entwickeln sich meist über einen längeren Zeitraum hinweg. Oft werden die unspezifischen Symptome nicht bemerkt oder dem Alter des Tieres zugeschrieben.

HYPERTHYREOSE

Auslöser für eine Überfunktion der Schilddrüse sind oft gutartige hormonbildende Tumore. Sie sind im Schilddrüsengewebe fein verteilt oder finden sich als einzelner Tumorherd. Auch Entartungen im Bereich Hypothalamus oder Hypophyse können für eine Überfunktion der Schilddrüse ursächlich sein. So führt eine dadurch bedingte Überproduktion von TSH ebenfalls zu einer Hyperthyreose.

SYMPTOME

  • Polyurie
  • Polydipsie
  • Polyphagie
  • Durchfall/Erbrechen
  • Tachykardie
  • Herzrhythmusstörungen
  • Juckreiz
  • Haarausfall
  • Gewichtsabnahme trotz guten Appetits
  • Struppiges/dünnes Fell
  • Wärmeunverträglichkeit
  • Verhaltensänderungen (Aggressivität)
  • Unruhe/vermehrte Aktivität
  • Krallenwachstum
  • Umfangsvermehrung am Hals

HYPOTHYREOSE

Unterfunktion der Schilddrüse durch Störung der Hormonbildung kann in der Schilddrüse selbst geschehen (Primäre Hypothyreose) oder die Ursache liegt in einer der übergeordneten Hormondrüsen (Sekundäre Hypothyreose).

SYMPTOME

  • Gewichtszunahme bis hin zu Adipositas ohne erhöhte Futteraufnahme
  • Haut zeigt dunkle Pigmentierung
  • Verlangsamte Herzfrequenz
  • Haarausfall (besonders an Schwanz, Flanken, Ohren)
  • Hohes Schlaf- und Ruhebedürfnis
  • Tiere suchen Wärme
  • Verhornung der Pfotenballen
  • Rezidivierende Entzündungen des äußeren Gehörgangs (Otitis externa)
  • Schwacher, langsamer Puls
  • Herzrhythmusstörungen
  • Durchfall/Erbrechen/ Verstopfung
  • Verlängerte Läufigkeit
  • Sterilität
  • Fehl- und Totgeburten
  • Müdigkeit

UNTERSUCHUNGSMETHODEN

Hyper- und Hypothyreose der Schilddrüse führen zu entgegengesetzten Symptomen. Die Schilddrüse ist insbesondere dann palpierbar, wenn sie vergrößert ist. Neben einem ausführlichen Anamnesegespräch und einer körperlichen Untersuchung gibt eine Blutuntersuchung weiteren Aufschluss für die Diagnose.
Bei einer Hyperthyreose sind die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone T3 und T4 erhöht. Ebenfalls zeigen deren freie, nicht an Transporteiweiße gebundene Formen fT3 und fT4 einen erhöhten Spiegel im Blut an sowie auch der TSH-Basalwert. Bei einer Hypothyreose verhält es sich genau entgegengesetzt.

DIE SCHILDDRÜSE BEHANDELN

Bei leichten Symptomen kann die Schilddrüse gut naturheilkundlich behandelt werden, in schwereren Fällen sollten Schulmedizin und Naturheilkunde synergistisch miteinander kombiniert werden.
Die Hyperthyreose wird schulmedizinisch durch Arzneimittel wie Thiamazol, Carbimazol oder Methimazol behandelt. Dabei handelt es sich um Thyreostatika, die die hormonelle Aktivität der Schilddrüse regulieren.
Homöopathisch eigenen sich je nach Arzneimittelbild Jodum thyreoidinum, Lycopus virginicus und Adonis vernalis zur Behandlungsunterstützung. Die Hypothyreose wird schulmedizinisch mit dem Schilddrüsenhormon Levothyroxin therapiert. Dies ist identisch mit den eigens gebildeten Schilddrüsenhormonen. Homöopathisch eignen sich je nach Arzneimittelbild Calcium carbonicum, Calcium fluoratum, Barium jodatum, Calcium jodatum, Spongia, Fucus vesiculosus und Thyreodinum zur Behandlungsunterstützung. Eine gesteigerte Jodzufuhr durch die Gabe von Meerwasseralgen ist ebenfalls möglich. Auch diverse homöopathische Komplexmittel stehen zur Verfügung. Die Schilddrüse ist ein komplexes Organ. Die Therapie ihrer Erkrankungen erfolgt individuell nach der jeweiligen körperlichen Konstitution des tierischen Patienten. Regelmäßige Gabe der Arzneimittel sowie körperliche und Blutuntersuchungen sind wichtig, damit der Hormonhaushalt unserer tierischen Patienten nicht durcheinandergewirbelt wird und die Lebensqualität erhalten bleibt.

MAREIKE DETERMANN

TIERHEILPRAKTIKERIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Homöopathie, Schüßler-Salze, Bach-Blütentherapie

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