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Im Einklang: Alles hat seine Bedeutung

„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“
(aus „Die Ehrfurcht vor dem Leben“ von Albert Schweitzer)

„Ach, wie süß!“ Als letzten Sommer dieser Ruf über unseren KFZ-Abstell- und Schrottplatz schallte, war nicht etwa ein Hundewelpe oder ein Lämmchen des vorbeiziehenden Wanderschäfers der Auslöser, sondern ein kleiner Papierwespenbau mit ca. 30 Bewohnern, der unter der Abdeckung der Gastank-Armaturen zum Vorschein kam. Gerne beobachte ich diese faszinierenden Insekten, wie sie ihren Tagesgeschäften nachgehen, wie sie miteinander mit umarmenden Bewegungen kommunizieren, wie sie sich nachts aneinandergekuschelt um ihr Wabennest herumklammern und wie sie in der Morgenkälte noch ganz steif ihre Beinchen und Fühler ausstrecken. Bei großer Sommerhitze versuchen sie, einen letzten Rest Feuchtigkeit aus dem Wasserhahn zu trinken.
Eine lustige Erfahrung stellte der Bissversuch (kein Stich!) einer zwischen meinen Zehen herumkrabbelnden Wespe dar, die wohl die überhitzte Haut angesichts ihres attraktiven Duftes mit einem Stück Aas verwechselte, dann aber erkannte, dass es sich um lebendes Gewebe handelt und davon abließ. Das Kneifen der winzigen Schneidewerkzeuge habe ich genau gespürt, auch wenn keinerlei Schaden entstand.

MEIN LEBEN IST ANDERS

In meinem Alltag ist vieles anders als bei Durchschnittsmenschen. Ich lebe in einem 6 x 2 m großen Wohnmobil, und wenn ich Tauben oder andere Pflegevögel zu Gast habe, dürfen sie in meinem Bett spielen und auch schlafen. Die Papierwespen nisten zur Zeit in meiner Eingangstür und im Dach. Schlagen sie ihr Lager in meinem Motorraum auf, bleibt der Wagen stehen, bis die Insekten zum Saisonende fortfliegen (nur die Königin überlebt den Winter).
Begegne ich nachts einem Regenwurm, der sein Vorderteil dem Licht meiner Lampe entgegenreckt, frage ich mich, wie er diese Sinnesreize empfindet und ob er mich als Entität überhaupt wahrnimmt?
Auf dem großen Grundstück, das ich als Gärtnerin und Nachtwächterin betreue, kommt keinerlei Chemie gegen das sogenannte Unkraut zum Einsatz. Alles wird unter Schonung von Ameisen, Engerlingen und allem Kriechgetier von Hand ausgegraben. Wilde Möhren werden an Ort und Stelle verspeist und so manche Heilpflanzen für das Brühen eines Tees getrocknet.
In fortgeschrittener Sommerdämmerung schwirren Fledermäuse nur schemenhaft erkennbar über den Platz, während nach dem Verstummen der Vögel die ganze Wiese zum Grillenkonzert erwacht. Goldäugige, zartgrünflügelige (im Alter auch gelbbraune) Florfliegen sind geradezu heilige Gäste, die ich mit auf demselben Grundstück erzeugten Honig füttere, beim Schlecken gerührt mit der Lupe beobachte, und die bei mir stets deutlich älter als die im Biologiebuch angegebenen 2 Monate werden.
Im Winter kommen sie alle paar Wochen aus ihrem Versteck, holen sich ihr Futter ab, um sich danach wieder zur Ruhe zu begeben. Zufall oder empathische Kommunikation?
Ja, in gewissen Maßen sind sogar Viren bei mir willkommen, denn es sind unverzichtbare Evolutionshelfer.

WO LIEGT DIE GRENZE?

Bei vielen Menschen sind Bienen noch eher salonfähig als Wespen. Aber warum eigentlich? Beide sind kleine, schwarzgelb gestreifte Kerbtiere. Der Stich der Biene, den sie mit ihrem Leben bezahlt, ist sogar gefährlicher als der einer Wespe. Aber Bienen geben Honig und bestäuben die Blüten, während ihre Verwandten sich lieber über unser überreifes Obst hermachen und noch Unappetitlicheres zu sich nehmen. Letztgenannte haben keinen Nutzen für uns, also werden sie als Ungeziefer deklariert. Biene Maja hingegen ist eine Heldin, sie und ihre Artgenossen verdienen Schutz.
Wer von all den lauten Aktivisten würde sich noch für Bienen engagieren, wenn sie keinen Honig produzieren würden und Albert Einstein nicht gesagt hätte, dass, wenn die Bienen verschwänden, die Menschheit binnen 4 Jahren zugrunde gehen würde?
Können wir überhaupt irgendein Lebewesen einmal losgelöst davon betrachten, welchen Bezug (ausschlachtbarer Vorteil oder Gefahr) es zu uns selbst hat? Wozu gibt es z.B. Zecken in dieser Welt? Ich weiß das nicht, aber ich weiß, dass ich schon zweimal Borreliose hatte und der Parasit sein Recht auf Existenz damit verwirkt hat, sofern ich ihn in meiner Haut erwische. Seine Daseinsberechtigung als solche jedoch wird von mir niemals in Frage gestellt.
Aber muss ich Spinnen und Fliegen totschlagen, die man auch lebendig fangen oder aus dem Fenster scheuchen kann? Nein! Stechmücken hingegen klatsche ich kaputt, weil ich in diesem Moment die Unversehrtheit und Nachtruhe meiner pflegebedürftigen Chefin höher setze und dies vor Gott, der großen Mückenseele und meinem Gewissen verantworten kann. Einen angreifenden Raubsäuger bin ich ebenfalls bereit zu töten, sofern es die Wahl gibt – er oder ich.

ALLES HAT EINE BEDEUTUNG

Da ein menschlicher Organismus hervorragend ohne Fleischkost klarkommen kann, brauche ich kein Tierleben auszulöschen, um seinen Körper zu essen, geschweige denn aus Gedankenlosigkeit oder Spaß an der Jagd. Diese respektvolle Sichtweise auf das Dasein lässt sich problemlos auf die Pflanzenwelt, in gewissem Grade sogar auf das vermeintlich unbeseelte Mineralreich ausweiten. Alles hat eine Bedeutung, nichts ist sinnlos, auch wenn wir es nicht immer verstehen.
Ohne die oft als eklig empfundenen, nicht gerade wohlriechende Abbauprodukte hinterlassenden Bakterien in unserem Darm könnten wir nicht überleben. Fühlen wir zumindest gelegentlich Dankbarkeit ihnen gegenüber? Nein! In Wunden hingegen würden dieselben Bakterien leicht zum Exitus führen, weshalb ihre Vermehrung dort zu unterbinden ist.
Im Ernstfall bin ich keineswegs ein Feind von Skalpell, Kortison und Antibiotika, weder für meine Pfleglinge noch für mich selbst. Aber was ist mit Viren? Ihr Nachweis nach den Robert Koch‘schen Postulaten steht nach wie vor aus. Sie stellen kaum mehr eine echte Lebensform dar, eher eine Art schwarmintelligenter Reproduktions-Roboter, der sich nicht einmal aus eigener Kraft bewegen und dennoch sehr effektiv agieren kann.
Sie können sich sowohl für das Einzelwesen als auch global sehr destruktiv auswirken. Unter gewissen Voraussetzungen stählen und lehren sie, und machen uns letztendlich stärker und reifer als zuvor. Alles in allem gebieten sie schaurig-faszinierten Respekt und den Wunsch zu verstehen.

EINES IST GEWISS

So, wie man nicht zulassen kann, dass Läuse, Pilze, Heuschrecken, Wickler und Motten für unser Überleben essenzielle Ernten, Vorräte und Kleidung vernichten, so sollte man der uferlosen Vermehrung von Viren beizeiten Einhalt gebieten. Noch besser wäre, ihr zuweilen schrankenloses Auftreten an der Quelle zu bereinigen: Massentierhaltung und Zerstörung der Lebensräume von als Zwischenwirt fungierenden Tieren, Verlust der Artenvielfalt sowie die zivilisationskranke Menschheit. In letzter Konsequenz bedeutet dies, das unkontrollierte, stetige Wachstum der Homo-sapiens-Bevölkerung zu unterbinden, denn die Viren mögen, neben zahlreichen anderen Bedeutungen, hier auch als gigantischer Spiegel fungieren.
Menschen muss klar sein, dass jegliches Eingreifen in etwas, das zuvor unversehrt war, Konsequenzen hat. Warum meinen wir immerzu, alles selber richten zu müssen? So, wie wir Flüsse „begradigen“, nur um dann festzustellen, dass die von Mutter Natur designte Mäanderform die wesentlich weisheitsvollere darstellt.
Ein simples Beispiel hierzu aus der Veterinärmedizin: Tauben und andere Vögel tragen Kokzidien (u.a. potenzielle Krankheitserreger) in sich, ohne dadurch beeinträchtigt zu sein. Sie leben also mit der „Infektion“ im Gleichgewicht und stellen allenfalls unter ungünstigen Umständen eine Gefahr für Küken mit noch unausgebildetem Immunsystem sowie für geschwächte Tiere dar. Weist man nun im Labor beim gesunden Altvogel Kokzidien nach, und glaubt, diese unbedingt behandeln zu müssen, macht man eventuell mehr kaputt als heil. Dies gilt auch für die Anwesenheit einzelner Trichomonaden etc. im Abstrich, die man laut Aussage der Experten niemals ganz aus einer Population eliminieren könne und bräuchte.
Menschheitsseuchen sind in der Regel hausgemacht. Während es im Mittelalter primär mangelhafte Hygiene war, haben sie heute eher andere Ursachen. Wie wäre es also, wenn wir einfach mal unsere Augen des Betrachters auf die Viren ändern und mit ihnen im Einklang leben würden?

NICHT IMMER MUSS ANSTECKUNG VERHINDERT WERDEN

Uns sollte klar werden, dass wir nicht, kopflos vor mediengeschürter Angst, eine Ansteckung um jeden Preis verhindern müssen – sondern unsere Energie stattdessen dafür verwenden könnten, im Falle einer Corona-Infektion gut gerüstet zu sein, um ohne langfristigen Schaden zu überleben. Blindes Vertrauen in Impfkampagnen ist keine Lösung für das Grundübel. Ohne eine reale Gefahr zu nivellieren – denn zur Natur und zum Leben gehört immer auch der Tod – möchte die Frage gestellt werden:
Können wir, wenn schon nicht Freundschaft, zumindest zu einer unaufgeregten, friedlichen Koexistenz mit den Viren finden? Vielleicht, als ein erster Schritt, indem wir uns bemühen, ihre Botschaft zu verstehen.

Unmittelbar nach Abschluss dieses Artikels gelang das Eigenexperiment der bewussten SARS-CoV-2-Ansteckung. Es war wahrhaftig ein Geschehen in Einklang und Liebe … und geringgradigen Symptomen. Mehr zu dieser Botschaft und anderen Hintergründen finden wache Leseratten in meinem neuen Buch „Cofluenza 33 oder Die Gier nach der Immunität“ (Verlag Typostudio Schumacher-Gebler, ISBN 978-3941209718).

S. FAJIRON SCHÄFER

VERHALTENSFORSCHERIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Forscht in den Bereichen Naturwissenschaft, Religion, Humanmedizin und Ornithologie, Tierschützerin, Buchautorin

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