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Tierwissen für Kids: Die Weinbergschnecke

THP 4 20 aktualisiert 24820 Page62 Image2UMZIEHEN IST NICHT!

THP 4 20 aktualisiert 24820 Page63 Image2Hallihallo!

Wir sind Lilli und Per. Früher wohnten wir mitten in einer Großstadt. Da war zwar ein Park mit Spielplatz um die Ecke, aber es war immer laut, viele Autos waren unterwegs, und alleine irgendwo hinzugehen, das war zu gefährlich! Da Mama und Papa mit uns viel in der Natur sein können, haben wir uns eines Tages auf den Weg gemacht und uns ein neues Haus gesucht.

Jetzt wohnen wir direkt neben einem Wald, ein kleiner Bach plätschert vor unserem Garten und wir können alleine alles entdecken, was bei uns so kreucht und fleucht.
Neulich waren wir gemeinsam Himbeeren pflücken, damit Mama uns wieder leckere Marmelade daraus kochen kann. Leider waren wir unvorsichtig, und Lilli ist auf eine Weinbergschnecke getreten. Es gab einen lauten Knacks und ihr schönes Haus war an einer Stelle kaputt. Wir überlegten kurz, was wir machen sollten, und nahmen Schnirki, wie wir sie gleich tauften, erst einmal mit. Da wir ja auch ein neues Haus gefunden hatten, um darin zu leben, machten wir uns auf dem Heimweg mit Schnirki und unseren Himbeeren gleich auf die Suche nach einem neuen Domizil für unseren Patienten. Wir wurden schnell fündig und nahmen ein hübsches, geschnörkeltes, leeres Schneckenhaus mit.

THP 4 20 aktualisiert 24820 Page62 Image3Als wir uns Schnirki auf unserer Terrasse genauer ansahen, erkannten wir, dass ihr Haus nicht so ist wie unseres: Da ja ihr Haus angeknackt und ein kleines Stückchen herausgebrochen war, konnten wir sehen, dass es voll war mit ihren Organen, u.a. der Lunge. Das leere Haus konnten wir ihr also nicht geben. Was sollten wir denn jetzt machen? Wir fragten Mama um Rat. Gemeinsam suchten wir im Internet nach einer Antwort.

Weinbergschnecken sind sehr faszinierende Lebewesen. Wenn sie schlüpfen, haben sie schon ein kleines Häuschen auf dem Rücken, das aber noch weich und durchsichtig ist. Die ersten 8 – 10 Tage ernähren sie sich unter der Erde in ihrer Bruthöhle von den Resten ihrer Eierschalen, dann müssen sie sich aus eigener Kraft durch die Erde ans Tageslicht kämpfen. Sofort beginnen sie zu fressen und nehmen viel kalkhaltige Nahrung, vor allem Löwenzahn, zu sich, um das noch weiche Haus durch den Kalk auszuhärten. Im ersten Jahr wachsen die Kleinen auf eine Größe von ungefähr 1 cm heran. Ihre volle Größe von ca. 10 cm erreichen sie wie die Geschlechtsreife erst nach zwei Überwinterungen.

© Rafael Classen - AdobeDer Kopf von Schnirki hat vier Tentakel. Das kürzere Paar sind Fühler, die ihr dabei helfen, Nahrung auf bis zu 100 m Entfernung zu riechen. Mit einer Geschwindigkeit von 7 cm pro Minute macht sie sich dann auf den Weg. Der Schleim, den sie über ihren Fuß absondert, schützt sie vor Verletzungen. So kann sie sogar unbeschadet über Glasscherben gleiten! Auf dem längeren Paar sitzen oben ihre Augen. Sie besitzt eine Reibezunge, die sog. Radula, die mit kleinen Zähnchen ausgerüstet ist. Mit dieser kann sie auch feststellen, ob die Nahrung frisch oder verwelkt ist. Weinbergschnecken bevorzugen welke Blätter. Daher sind sie auch kein Problem für den Salat in unserem Garten! Wenn es im Sommer sehr warm ist, schützen sich Schnecken vor Austrocknung, indem sie sich in ihr Haus zurückziehen, dieses mit einer Schleimmembran verschließen und sich in Trockenstarre begeben.

THP 4 20 aktualisiert 24820 Page62 Image4Nun entdeckten wir auch, wie wir Schnirki helfen konnten, ihr Häuschen zu reparieren. Zuerst gingen wir in die Küche. Da Mama ja Himbeermarmelade gekocht hatte, waren hier noch ein paar leere Schraubgläser. Wir suchten ein besonders großes aus und polsterten es mit Löwenzahn und Brennnesseln. Obendrauf tat Mama eine Schicht aus abgekochten, gemahlenen Eierschalen. Wir hatten gelesen, dass Schnirki durch ihren Schleim die Schalen auflösen und den Kalk dann aufnehmen kann.

Diesen braucht sie, um ihr kaputtes Schneckenhaus zu reparieren. Wichtig war, dass wir auf ausreichend Feuchtigkeit achteten, damit unser Tierchen nicht austrocknet. Das taten wir, indem wir regelmäßig mit einer Sprühflasche die Blätter im Glas befeuchteten. Die Blätter haben wir regelmäßig gewechselt. Als Schutz davor, mit ihrer Verletzung einfach davonzukriechen, deckten wir das Glas mit einem Fliegendraht ab. So sorgten wir für ausreichend Atemluft. Jeden Tag beobachteten wir, wie Schnirki nun das unten abgebrochene Stück des Hauses ersetzte. Anhand der Ringe konnten wir erkennen, wie viel sie an jedem einzelnen Tag gebaut hatte. Nach fünf Tagen war ihr Haus wieder so weit hergestellt, dass wir sie wieder in die Freiheit entlassen konnten. Wir setzten sie in unserem Garten aus und beobachteten, wie sie davonkroch. Wir waren sehr glücklich, dass Schnirki unsere Unachtsamkeit gut überstanden hatte.
Im nächsten Jahr wollen wir für längere Zeit in unserem Garten Weinbergschnecken halten. Dann können wir ihre Entwicklung noch viel genauer beobachten. Ich glaube, das wird wirklich spannend!
Passt gut auf, wo Ihr hintretet, wenn Ihr unterwegs seid, damit Schnirki nicht noch einmal verletzt wird. Und wenn euch selbst mal eine Schnecke begegnet, deren Haus gebrochen ist, wisst Ihr ja jetzt, wie Ihr helfen könnt.

Eure Lilli und Euer Per

Fotos und Zeichnung: © lev dolgachov – Adobe, Michael Tielk, Rafael Classen – Adobe, Tetastock – Adobe

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