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Wenn unsere Haustiere älter werden

MANGELERSCHEINUNGEN UND STOFFWECHSELERKRANKUNGEN BEI TIERSENIOREN

Jeder kennt das Gefühl, dass die Zeit plötzlich rennt, wenn man sie mit seinen Haustieren verbringt, und wie schnell sie plötzlich zu den „Senioren“ zählen. Meist geschieht das Älterwerden unserer Vierbeiner anfangs fast unbemerkt: ein bisschen mehr Schlaf, etwas weniger Energie, manchmal graue Haare um die Schnauze. Tiere verstehen nicht, was es damit auf sich hat, wenn sie sich physisch verändern. Oftmals lässt das Sehvermögen nach und sie hören nicht mehr so gut.

Meist versuchen sie, diese Veränderungen so lange es geht zu kompensieren, daher ist es wichtig, das Verhalten unserer Haustiere genau zu beobachten und bereits frühzeitig gesundheitliche Check-ups in die Routine miteinfließen zu lassen. Das Älterwerden von Hunden und Katzen ist mit zahlreichen physiologischen Umwandlungen verbunden. Nicht nur Knochen und Muskulatur sind betroffen, sondern auch der Stoffwechsel, und das Risiko für eine Mangelernährung steigt.

Veränderungen beim Stoffwechsel

Hunde und Katzen durchlaufen im Alter eine Reihe metabolischer Anpassungen:
• Abnahme der Muskelmasse (Sarkopenie): Mit zunehmendem Alter verringert sich die Muskelmasse, wodurch Energiebedarf und Nährstoffaufnahme beeinflusst werden.
• Verlangsamter Stoffwechsel: Wie bei uns Menschen sinkt der Grundumsatz, wodurch die Energiebedürfnisse weniger werden, was oft durch reduzierte Aktivität kompensiert wird.

• Veränderte Verdauungsfunktion: Die Verdauung und Absorption von Nährstoffen, insbesondere von Fetten, Vitaminen und Mineralien, kann beeinträchtigt sein.
• Hormonelle Veränderungen: Vor allem die Funktion von Schilddrüse und Nebennieren kann sich verändern, was den Stoffwechsel beeinflusst.

Problem Mangelernährung

Häufige Mangelerscheinungen bei älteren Tieren sind:
• Protein- und Energiedefizite: Aufgrund reduzierter Nahrungsaufnahme oder schlechter Verwertung kann es zu Muskelabbau und Energieverlust kommen.
• Vitaminmangel: Besonders häufig sind die Vitamine D, E, B12 und Folsäure betroffen. Vitamin D-Mangel kann die Knochengesundheit stark beeinträchtigen.
• Mineralstoffmangel: Zink, Eisen und Calcium sind essenziell für zahlreiche Stoffwechselprozesse und die Knochenstruktur. Mängel können zu Anämie, Knochenschwäche und weiteren Problemen führen.
• Fettlösliche Vitamine: Die Vitamine A, D, E und K sind bei älteren Tieren oft unzureichend vorhanden, wodurch die Immunfunktion und die Hautgesundheit geschwächt werden.

Ursachen für Mangel- ernährung im Alter

• Verminderte Nahrungsaufnahme: verursacht durch Zahnprobleme, Appetitlosigkeit, Nierenerkrankungen, Leberprobleme oder Krebs.
• Veränderte Verdauung: verursacht durch Malabsorption oder verminderte Produktion von Verdauungsenzymen.
• Chronische Erkrankungen: z. B. Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus oder Schilddrüsenüberfunktion.
• Medikamenteneinnahme: Manche Medikamente können die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen.

Prävention und Therapie

Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, sollte Folgendes beachtet werden:
• Angepasste Ernährung: Hochwertiges und altersgerechtes Futter mit angepasstem Protein- und Energiegehalt, eventuell ergänzt durch Vitamine und Mineralstoffe.
• Nährstoffsupplementierung: Bei nachgewiesenen Mängeln können gezielt Supplemente eingesetzt werden.
• Zahnpflege: Vermeidung von generellen Zahnproblemen, welche die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen. Empfehlung: Regelmäßige Check-ups beim Therapeuten des Vertrauens.
• Ergänzende Maßnahmen: Physikalische Therapie, Gewichtsmanagement und Behandlung bestehender Erkrankungen.
• Regelmäßige Gesundheits-Check-ups:
Blutuntersuchungen sowie Diagnostik zur Früherkennung von Mangel- und anderen Erkrankungen.

Ein Altersscreen inklusiv Blutbild sollte bei kleinen Hunderassen ab dem 8. Lebensjahr und bei großen Hunderassen ab dem 6. Lebensjahr durchgeführt werden. Katzen sollten ab dem 8. Lebensjahr ebenfalls untersucht werden. Das empfohlene Intervall von Vorsorgeuntersuchungen ist halbjährlich, maximal jährlich. Wann die Grenze zwischen Wachstum, Reife und Alter gezogen werden sollte, ist individuell unterschiedlich, auch die einzelnen Organsysteme altern unterschiedlich schnell.

Altersscreen mit Blutbild

Essenziell im Rahmen der Vorsorge bei Katzen ist eine Laboruntersuchung zur Abklärung der Nierenfunktion. Harnstoff und Kreatinin im Serum lassen Krankheiten erkennen, bei denen die Nierenfunktion um über 70 Prozent eingeschränkt ist. Wichtig ist dabei zu wissen, dass ein zerstörtes Nierengewebe nicht mehr regeneriert werden kann. Daher ist es immens wichtig, eine eingeschränkte Nierenfunktion frühzeitig zu erkennen. Aus diesem Grund enthält unser Altersscreen einen Früherkennungsparamter für die Nieren, der dazugewählt werden kann. Entweder Cystatin C oder SDMA aus der Blutprobe oder der Eiweiß-Kreatinin-Quotient (U-P/C) im Harn, der ebenfalls als Nierenfrüherkennungsparameter gilt. Ist dieser verändert, kann eine weitere Störung der Organfunktion diätetisch und therapeutisch verhindert oder zumindest verlangsamt werden. Relevant bei Hund und Katze ist auch die Abklärung der Schilddrüsenfunktion. Eigene Untersuchungen zeigen, dass bis zu 30 Prozent aller Katzen im Alter von über 10 Jahren von einer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) betroffen sind. Diese bewirkt eine Steigerung des gesamten Stoffwechsels – zunächst von Tierhaltern als erwünschtes Jungbleiben falsch interpretiert. Später werden Hyperaktivität, Heißhunger mit Durchfall, unzureichender Nahrungsausnutzung und daraus resultierender Abmagerung sowie Fellveränderungen bemerkt. Bei Hunden wird im zunehmenden Alter oft eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) beobachtet. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) kommt bei älteren Tieren gehäuft vor. Zur Überprüfung eignet sich eine Blutzucker- oder eine Fructosamin-Bestimmung im Serum. Fructosamine sind Proteine, an die Zucker gebunden sind. Sie sind nur dann erhöht, wenn ein länger dauernder Anstieg des Blutzuckers vorliegt. Während die Blutglukose auch durch den Stress des Praxisbesuchs über den Referenzwert hinaus erhöht sein kann, ist das bei den Fructosaminen nicht der Fall. Daher wurde dieser Parameter in unser Altersscreen mit aufgenommen. Natürlich sollte auch die Leber bei einem Geriatrie-Check-up überprüft werden. Tierartspezifisch werden Leberenzyme im Serum

LEBENSERWARTUNG NACH

HUNDERASSE

Chihuahua 12–18 Jahre Yorkshire Terrier 13–16 Jahre Dackel 12–16 Jahre Malteser 12–15 Jahre Zwergpudel 12–18 Jahre Labrador 10–13 Jahre Schäferhund 9–13 Jahre Boxer 8–11 Jahre Dobermann 9–12 Jahre Deutsche Dogge 6–8 Jahre Bernhardiner 7–9 Jahre Berner Sennenhund 6–9 Jahre

Katzen werden in der Regel älter als Hunde. Tipp: Seniorkatzen sollten einmal jährlich untersucht werden – mit Blutbild, Urin und Blutdruckmessung.

kontrolliert. Ein Blutbild darf nicht fehlen, um einen Einblick auf noch nicht erkennbare Anämien oder Hinweise auf Entzündungen zu erkennen.

Besonderheiten bei Hund und Katze

Hunde sind oft weniger empfindlich gegenüber Mängeln, als Katzen, da sie opportunistische Fresser sind – jedoch profitieren auch sie von einer angepasster Ernährung im Alter, um ihre Lebensqualität zu verbessern und zu verlängern. Katzen sind obligate Karnivoren und benötigen eine proteinreiche, nährstoffdichte Ernährung. Im Alter steigt das Risiko für Nährstoffmängel, insbesondere bei unzureichender Fütterung oder bei Erkrankungen. Tierische Senioren brauchen im Alter mehr Ruhe, sind weniger aktiv und ihre Sinneswahrnehmungen lassen nach. Ihr Fell kann trockener werden und sie sind oft empfindlicher gegenüber Kälte und Nässe. Es ist wichtig, ihre Bedürfnisse an den Alterungsprozess anzupassen und ihnen eine sichere und vertraute Umgebung zu bieten.

Das sollten wir im Umgang mit älteren Tieren beachten

• Sie schlafen mehr: Ältere Hunde und Katzen schlafen im Allgemeinen mehr als in jungen Jahren.
• Verminderte Aktivität: Die Aktivität nimmt im Alter ab. Das kann aber auch ein Hinweis auf Schmerzen, Erkrankungen oder sonstigen Probleme sein, die therapeutisch abgeklärt werden sollten.
• Veränderte Sinneswahrnehmung: Sehund Hörvermögen können abnehmen. Hunde, die schlecht hören, brauchen mehr Unterstützung bei Spaziergängen.
• Fellpflege: Das Fell von älteren Tieren kann trockener und empfindlicher werden und sie haben oft Probleme mit dem Fellwechsel. Daher ist es gut, sie während des Fellwechsels durch regelmäßiges Kämmen und einen Immunbooster zu unterstützen.
• Anpassung der Umgebung: Es ist wichtig, die Umgebung seniorengerecht zu gestalten, z. B. Treppen zu sichern und rutschfeste Teppiche zu verwenden.
• Regelmäßige Gesundheits-Check-ups:
Diagnostische Untersuchungen, um Gesundheitsprobleme frühzeitig erkennen und behandeln zu können.
• Seniorengerechte Ernährung: Die Ernährung sollte dem Alter und den Vorlieben des einzelnen Tieres angepasst werden, eventuell durch eine fachliche Ernährungsberatung.
• Gerechte Behandlung: Es ist entscheidend, sich an die Bedürfnisse unserer tierischen Senioren anzupassen, um ihnen ein fröhliches und erfülltes Leben zu ermöglichen.

CDS (cognitive dysfunction syndrome)

Manche Hunde und Katzen leiden im Alter an CDS (cognitive dysfunction syndrome), einer Krankheit, die vergleichbar mit der Demenz beim Menschen ist. Die CDS ist eine fortschreitende degenerative neurologische Erkrankung, die durch pathologische und irreversible Veränderungen (insbesondere Ablagerungen) im Gehirn hervorgerufen wird. Der altersbedingte Verlust der kognitiven Funktion und die CDS sind nicht heilbar. Sie ist bisher wenig erforscht, gewinnt aber immer mehr an Relevanz. Da die ersten klinischen Symptome sehr gering und wie beim normalen Alterungsprozess sind, bleibt CDS oft unbemerkt. Trotzdem lässt sich die Lebensqualität des Tieres verbessern. Forschungen haben gezeigt, dass eine ausgewogene Ernährung sowie die frühzeitige Supplementierung von sekundären Pflanzenstoffen, vor allem aus Ginkgo biloba und Grüntee, mittelkettigen Triglyceriden (MCT), Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und Vitaminen, das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen können.

Die CDS führt zu einer Vielzahl von Symptomen:
• Gedächtnisverlust
• Desorientierung
• Verändertes Sozialverhalten
• Plötzliche Ängste und andere Verhaltensänderungen

Fazit

Großen Einfluss auf den Alterungsprozess haben Haltung (Natürliche Haltung verlängert das Leben) und Fütterung (Adipöse Tiere altern und sterben früher). Wenn unsere geliebten Vierbeiner älter werden, stehen wir oft vor der Herausforderung, ihre Bedürfnisse zu verstehen und ihnen ein Leben mit guter Lebensqualität zu ermöglichen. Eine ausgewogene Ernährung, sanfte Spaziergänge und gezielte, schonende Übungen der Muskulatur (ohne Überanstrengung) können dazu beitragen, ihre Gesundheit zu erhalten. Gerade im Alter benötigen sie besondere Aufmerksamkeit und Pflege. Die Vorsorge in Form von regelmäßigen Besuchen beim Therapeuten mit Gesundheits-Check-ups ist daher von großer Bedeutung. Unsere Tiere haben uns ihr ganzes Leben lang begleitet, da ist eine verständnisvolle und artgerechte Begleitung auch im hohen Alter das Beste, was wir ihnen zurückgeben können.

Bei Fragen zu diesem Thema, unseren Diagnostikmöglichkeiten oder unseren Produkten rufen Sie uns bitte an oder schreiben Sie uns eine E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Wir beraten Sie gerne!

LEBENSERWARTUNG

NACH KATZENRASSE

Hauskatze 12–22 Jahre Europ. Kurzhaar 12–18 Jahre Siamkatze 12–20 Jahre Perserkatze 12–17 Jahre Maine Coon 10–15 Jahre Ragdoll 12–17 Jahre Brit. Kurzhaar 12–20 Jahre Bengalkatze 12–16 Jahre Abessinier 12–16 Jahre Sphynx 9–15 Jahre Savannah 12–20 Jahre Heilige Birma 12–16 Jahre