Zum Hauptinhalt springen

Tierphysiotherapie - Passive, aktive und assistive Bewegungsübungen

In der Tierphysiotherapie wird häufig von aktiven und passiven Bewegungsübungen gesprochen. Genau genommen gibt es aber drei verschiedene Übungsformen: passive, aktive und assistive Bewegungsübungen.

Definition und Unterschiede

Maßgeblich ist die Rolle, die das zu behandelnde Tier, also der Patient, einnimmt. Führt das Tier die Bewegungen allein aus, spricht man von aktiven Bewegungsübungen, während bei passiven Bewegungsübungen der Therapeut die Gelenke des Tieres bewegt. Bei assistiven Bewegungsübungen unterstützt der Therapeut das Patiententier gezielt bei der Ausführung der Übungen. Aus der Tierphysiotherapie sind diese Bewegungsübungen nicht mehr wegzudenken, denn für fast alle Fälle gibt es derartige Behandlungsmöglichkeiten. Zugleich kann auch der Tierbesitzer eng mit dem Therapeuten zusammenarbeiten, so können gemeinsam kontinuierliche Verbesserungen erzielt werden.

Passive Bewegungstherapie

Ziel ist es, Versteifungen der Gelenke zu vermeiden und die Beweglichkeit zu verbessern. Die Anwendung findet meist bei Patienten statt, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind. Zum Einsatz kommt diese Therapieform nach Operationen oder bei chronischen, schmerzhaften Erkrankungen des Bewegungsapparats, z. B. Arthrose. Beim passiven Bewegen führt der Tierphysiotherapeut die Bewegungen gezielt an den Gelenken des Tieres aus. Wichtig dabei ist, dass das Tier nicht gegensteuert, sondern entspannt und die Bewegungen zulässt. Auch Dehnungen werden durchgeführt, um verkürzte Muskeln wieder auf einen normalen Spannungstonus zu bringen. Einige Muskeln tendieren mehr dazu sich zu verkürzen als andere, insbesondere wenn Schmerzen und Gelenkbeschwerden zur Beeinträchtigung der Beweglichkeit führen. Auch hier muss darauf geachtet werden, dass das Tier die Übung als angenehm empfindet und entspannt bleibt. Ruckartige Bewegungen und ein zu großer Dehnungsradius sind zu vermeiden. Sowohl beim passiven Bewegen als auch beim Dehnen ist wichtig, dass die Gelenke vom Therapeuten stabilisiert werden und nicht „durchhängen“ oder ruckartig und unkontrolliert bewegt werden. Ein falsches, fehlerhaftes Durchführen kann dem Tier schaden und zu weiteren Verletzungen führen.

Aktive Bewegungstherapie

Im Gegensatz zur passiven Bewegungstherapie hat die aktive zum Ziel, dem Tier korrekte Bewegungsabläufe zu vermitteln. Die Muskulatur soll gestärkt, die Koordination verbessert und Bewegungsabläufe wiederhergestellt werden. Zudem ist der Einsatz einer aktiven Bewegungstherapie bei degenerativen Prozessen des Bewegungsapparats von Vorteil und wird daher insbesondere in der Rehabilitation eingesetzt. Auch als reines Aufbautraining sind aktive Bewegungsübungen sehr beliebt. Priorität hat hier, die Übungen auf den Allgemeinzustand

Passives Bewegen bei einer Warmblutstute

Aktives Bewegen mit einem Wallach

Links: Viszla-Rüde Anton bei passiven Bewegungsübungen

Rechts: Kater Karlo beim passiven Bewegen

Links: Minischnauzer Max übt aktive Bewegungen auf verschiedenen Untergründen

Rechts: Viszla-Rüde Anton macht auch aktive Bewegungsübungen auf verschiedenen Untergründen

des Tieres abzustimmen und so zu gestalten, dass das Tier Erfolgserlebnisse und Spaß am Training hat und nicht überfordert wird. Entsprechend wichtig ist es, dass das Tier alle Bewegungen physiologisch richtig ausgeführt, damit keine umliegenden Strukturen belastet werden und gewährleistet ist, dass sich alte konditionierte Fehler nicht wiederholen und das Tier somit wieder ein ordentliches Gangbild bekommt. Der Patientenbesitzer kann

hierbei gut integriert werden und Hausaufgaben mitbekommen, die er mit dem Tier zu Hause durchführen soll, sodass ein kontinuierliches Training gewährleist ist. Derartige Übungen fördern zusätzlich die Bindung und das Vertrauen zwischen Tierbesitzer und Tier.

Assistives Bewegungstraining

Das (aktiv)-assistive Bewegungstraining stellt eine Übergangsform zwischen der passiven und der aktiven Bewegung dar. Hierbei unterstützt der Physiotherapeut das Tier bei der Ausführung der Bewegung/Übung, um die aktive Beweglichkeit zu fördern. Das kann z. B. durch manuelle Unterstützung, den Einsatz von Geschirren/Gehhilfen oder durch die Nutzung der Auftriebskraft des Wassers geschehen. Mit dieser Bewegungsform werden einerseits Muskelausdauer und Muskelkraft gezielt trainiert und andererseits Propriozeption und Koordination des Tieres verbessert. Zusätzlich werden das Gleichgewicht, die Stabilität und die Balance trainiert. Therapeut und Tierbesitzer können das Tier manuell unterstützen, indem z. B. die Gliedmaßen stabilisiert werden oder das Körpergewicht etwas angehoben wird, sodass eine Entlastung für das Tier erzeugt wird. Dabei kommen Geschirre/Gehhilfen zum Einsatz, um das Tier beim Stehen oder Gehen zu unterstützen. Insbesondere für neurologische Patienten hat diese Form des Bewegungstrainings einen enormen Nutzen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass bei der Stabilisierung z. B. mit einem Handtuch sowohl der Bauch als auch ein Teil des Brustraums getragen wird, um die Belastung der Wirbelsäule zu reduzieren und so einer angespannten Haltung entgegenzusteuern. Auch hierbei kann der Tierbesitzer gezielt mitarbeiten, indem er vom ausgebildeten Therapeuten angeleitet wird und die Übungen zu Hause weiter ausführt. Es ist immer darauf zu achten, das Tier nicht zu überfordern und die Übungen individuell abzustimmen.

Therapiebeispiele für passives Bewegen

• Das Gelenk wird vom Therapeuten in einem begrenzten Bereich bewegt, ohne dass das Tier aktiv Muskelkraft aufwendet
• Dehnungen in einem definierten Bereich (Gelenke stabilisieren, nicht „reißen“)

Therapiebeispiele für aktives Bewegen

• Koordinations-Bewegungsübergänge (Sitz–Platz–Stand–Sitz etc.)
• Cavaletti, Parcours
• Gehübungen auf verschiedensten Untergründen
• „Wassertreten“ (Wenn das Gangbild wieder eine gewisse Stabilität und Trittsicherheit erreicht hat)

Therapiebeispiele für assistives Bewegen

• Balance-Pad: Gliedmaßen werden vom Therapeuten stabilisiert
• Standübungen: Der Therapeut stabilisiert und erzeugt dabei leichten Gegendruck
• Gehübungen mit Stabilisation durch ein Geschirr oder Handtuch
• Thera-Band

GEORGINA LÖPRICH-GRÄSSLER
Tierheilpraktikerin

Tierphysiotherapie, Tierpsychologie, Tierverhaltenstherapie, Kinesio-Taping

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!