Zum Hauptinhalt springen

Akupunktur beim Haustier

DÜNNE NADELN – GROSSE WIRKUNG

Die Akupunktur ist eine bewährte Therapieform der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die seit Jahrtausenden zur Behandlung verschiedenster Beschwerden eingesetzt wird. Während sie beim Menschen bereits weit verbreitet ist, gewinnt sie nun auch in der Tiermedizin immer mehr an Bedeutung. Besonders bei chronischen Erkrankungen, Schmerzen und funktionellen Störungen kann sie eine wertvolle, nebenwirkungsarme Ergänzung oder Alternative zur Schulmedizin sein.

Wie funktioniert Akupunktur?

Nach der TCM-Lehre zirkuliert im Körper eines Lebewesens die Lebensenergie (Qi) entlang bestimmter Bahnen, den Meridianen. Kommt es zu Blockaden oder Ungleichgewichten in diesem Energiefluss, kann das Krankheiten oder Schmerzen verursachen. Durch gezieltes Setzen feiner Nadeln an bestimmten Akupunkturpunkten sollten der Energiefluss harmonisiert und die körpereigene Selbstheilung angeregt werden. Neben der energetischen Wirkung hat die Akupunktur wissenschaftlich belegte physiologische Effekte. Sie beeinflusst das Nervensystem, fördert die Durchblutung, löst Muskelverspannungen, stimuliert die Ausschüttung von Endorphinen und anderen schmerzlindernden Substanzen.

Für welche Tiere eignet sich die Akupunktur?

Grundsätzlich können fast alle Tiere von einer Akupunktur profitieren, doch am häufigsten wird sie bei Hunden, Katzen und Pferden angewandt, wobei Pferde am empfänglichsten reagieren. Auch Kaninchen, Meerschweinchen oder Vögel können mit dieser sanften Methode behandelt werden. Voraussetzung dafür ist aber natürlich das Wissen über Meridianverläufe und ihre Auswirkungen.

Welche Beschwerden lassen sich behandeln?

Akupunktur kann sowohl bei akuten als auch bei chronischen Erkrankungen eingesetzt werden. Besonders bewährt hat sie sich bei:
• Gelenkerkrankungen (z. B. Arthrose, Hüftgelenksdysplasie, Spondylose)
• Rückenschmerzen und Bandscheibenproblemen
• Neurologischen Erkrankungen (z. B. Lähmungen, Epilepsie, Nervenschäden)
• Verdauungsstörungen (z. B. Durchfall, Verstopfung, Blähungen)
• Atemwegserkrankungen
• Allergien und Hautproblemen (z. B. Juckreiz, Ekzeme)
• Stressbedingten Beschwerden (z. B. Angst, Unruhe, Verhaltensauffälligkeiten)
• Postoperativer Erholung (Förderung der Heilung, Schmerzlinderung)

Wie reagieren Tiere auf Akupunktur?

Tierbesitzer stehen der Akupunktur oft skeptisch gegenüber, weil sie denken, dass ihr Haustier eine Behandlung mit Nadeln nicht akzeptieren wird. Tatsächlich zeigen die meisten Tiere eine erstaunlich hohe Toleranz gegenüber Akupunkturnadeln. Sie empfinden die Nadeln kaum als schmerzhaft, da sie sehr dünn sind, und relaxen während der Sitzung. Manche Tiere dösen vor Entspannung ein. Ist ein Tier besonders empfindlich oder ängstlich, kann alternativ zur herkömmlichen Nadelakupunktur die Laserakupunktur angewandt werden. Hierbei werden die Akupunkturpunkte sanft und völlig schmerzfrei mit einem Softlaser stimuliert.

Wie läuft eine Akupunktur- Behandlung ab?

Vor einer Therapie, egal welcher Art, steht immer die Erhebung einer ausführlichen Anamnese, um die individuellen Beschwerden des Tieres beurteilen und eine geeignete Therapie einleiten zu können. Dabei werden nicht nur die vorherrschenden Symptome betrachtet, sondern auch Ernährung, Verhalten und der allgemeine Gesundheitszustand, denn nur so kann eine richtige Diagnose gestellt oder eine Verdachtsdiagnose bestätigt werden. Kommt die Akupunktur dann als therapeutische Maßnahme infrage, dauert die Behandlung meist 20 – 40 Minuten, wobei in der Regel mehrere Sitzungen notwendig sind, um nachhaltige Verbesserungen des Krankheitsbildes zu erzielen.

Gibt es Nebenwirkungen oder Risiken?

Akupunktur ist eine äußerst sichere Methode, wenn sie von einem geschulten Therapeuten durchgeführt wird. In seltenen Fällen kann es nach der Behandlung zu einer kurzfristigen Erstverschlimmerung kommen – dies ist jedoch ein Zeichen dafür, dass der Körper auf die Anwendung reagiert. Schlimmere Nebenwirkungen oder Gegenanzeichen sind nicht bekannt.

Fazit

Die Akupunktur ist eine sehr sanfte, doch wirkungsvolle Methode, um das Wohlbefinden unserer Haustiere zu steigern und viele ihrer Beschwerden zu lindern. Sie kann als Einzelbehandlung oder in Kombination mit schulmedizinischen Therapien eingesetzt werden und bietet eine wertvolle Alternative zu medikamentösen Behandlungen. Will man also seinem Tier eine ganzheitliche, nebenwirkungsarme Therapie ermöglichen, sollte die Akupunktur als Option der ersten Wahl in Betracht gezogen werden.

Dr. Isa Foltin
Tierärztin

Medizinjournalistin, Radiologie

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!