Fellregeneration: Notfelle
Eine ältere Dame zeigt strahlend jedem die neuesten Bilder von Timy. Ein kleiner Hund mit wuscheligem weißem Fell, eine große Sonnenbrille sitzt auf der kleinen Hundenase. Es geht ihm sichtlich gut. Doch das war nicht immer so. Über 5 Jahre hatte der kleine Kerl fast kein Fell mehr. Die Haut war zum Schutzpanzer geworden, umschloss schwarz und fest seinen Körper, um ihn auch ohne Fell vor Licht zu schützen. Sein Leiden fing mit der Krebserkrankung seines früheren Frauchens an. Er trug ihr Schicksal mit und wurde dadurch fast kahl. Als seine Besitzerin für längere Zeit ins Krankenhaus musste, kam Timy ins Tierheim. So wie er aussah, konnte er nicht vermittelt werden.
Fell- und Hautprobleme bis hin zu Fellverlust häufen sich. Auslösende Faktoren können die Ernährung und daraus entstehende Darmprobleme, Stressbelastungen und falsche Pflege sein.
Frühwarnsysteme erkennen
Wenn die Verstoffwechselung nicht optimal läuft und Belastungen sich anhäufen, gibt es eine Reihe früher Erkennungszeichen:
- Verschmutzte Ohren – übel riechender Ohrausfluss – verkrustete Ohren:
Wer täglich seinem Tier die Ohren ausputzen muss, sollte aufhorchen. Ein gesundes Tier hat keine verschmutzten Ohren, es sei denn, es hat sich im Dreck gewälzt. - Zehen lecken – Pfoten lecken – übel riechende Pfoten:
Wenn Pfoten stinken und die Haut juckt, fällt bei der Verstoffwechselung zu viel Abfall an, den das Tier auf diesem Weg loszuwerden versucht. - Verdauungsprobleme – Durchfall – Verstopfung:
Viel Belastendes findet man im Tierfutter: billige Streckmittel, Aromen, Lock- und Röststoffe, Zucker, Salz, Geschmackverstärker, Konservierungsmittel. Oftmals ist dies mit viel zu hoch dosierten künstlichen Mineralstoffen und Vitaminen angereichert. Problematisch ist auch der viel zu hohe Anteil an Kohlenhydraten aus Getreide, wie Weizen, Mais und Sojamehl. Alles Faktoren, die den Verdauungstrakt des Tieres unnötig belasten. Sie können Darmfunktionen reduzieren und zu Zivilisationskrankheiten führen. - Fettiges Fell – stumpfes Fell – abbrechendes Haar – trockene Haut – rissige Pfoten – Schuppen – Hot Spots:
Wichtig ist eine frische, bedarfsgerechte Ernährung des Tieres. Grundsätzlich gilt für Hunde: wenig Kohlenhydrate, ausreichend tierische Fette und Eiweiß. Das Tier sollte möglichst viele Gewebearten bekommen: Muskelfleisch, Bindegewebe, Knorpel, Sehnen, Innereien. Pansen z. B. reinigt den Darm (physiologischer Nutzen), denn jedes Gewebe hat eine spezifische Funktionalität in der Ernährung. - Schütteres Fell – verfilztes Fell:
Ein häufiges Problem bei Tieren, die durch Alter, Operationen oder Krankheiten geschwächt sind und denen die Kraft für den Fellaufbau fehlt. Das Fell bleibt schütter. Manche Tiere halten deshalb ihre Unterwolle fest. Die verfilzt, die Luft kann nicht mehr zirkulieren. Fell und Haut fangen an zu jucken und das Tier stinkt. - Müdigkeit – Mattheit – Lustlosigkeit – keine Energie:
Manche Tiere fressen zwar, können das Futter aber nicht ausnutzen. Deshalb fressen sie auch oft viel zu viel. Schlechte Verwertung kann an Energiedefiziten und der abgesetzten Kotmenge abgelesen werden.
Fellprobleme sind kein Schicksal
Ich arbeite eng mit Tierheilpraktikern zusammen. Folgendes Vorgehen hat sich bewährt und zeigt – auch bei schwereren Fällen wie z. B. Timy – in wenigen Wochen schon erste Resultate.
Regelkreisläufe anstoßen – Baustoffe bereitstellen
Um den Fellaufbau anzustoßen, ist eine hochwertige, bedarfsorientierte Ernährung notwendig, ergänzend dazu eine umsichtige Supplementierung mit Mineralstoffen, Vitaminen und Baustoffen. Natürliche Mikronährstoffe können am besten aufgenommen werden, da das schnelle Verdauungssystem von Hund und Katze sie sofort erkennt und umsetzt. Ferner der Vitamin-B-Komplex, Biotin, Panthotensäure sowie Grundbausteine, z. B. aus Goldhirse, Leinsamen, Bockhornkleesamen und L-Cystein.
Haut aktivieren und entstressen
Ergänzend dazu haben sich Mineralsalzbäder mit Malve bestens bewährt. In der Kombination Innen/Außen können verhornte und inaktive Hautsegmente wieder durchgängig gemacht werden und der Juckreiz lässt nach.
Natürliche Talgschicht schützen und pflegen
Vorsicht beim Waschen: Die meisten Shampoos greifen die schützende Talgschicht an und machen Haut und Haar noch empfindlicher. Am besten eignen sich basische Malvenbäder und Shampoos.
URSULA MAIER
DIPL.-ING. LEBENSMITTELCHEMIE, BIOCHEMIKERIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Forschungen zu bedarfsorientierter Ernährung für Mensch und Tier
- Biochemie und Verstoffwechselung
- Ernährung und Energie
- Schulungen zu diesen Themen
- Leidenschaftliche Hundesportlerin seit über 30 Jahren
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