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Häufige Infektionskrankheiten bei Hunden

INFORMATIONEN VOM LABOR  THP 6 20 Page12 Image1

Infektionskrankheiten beim Hund gibt es viele: Neben den bekannten wie Staupe, Parvovirose, HCC (Hepatitis Contagiosa Canis), Leptospirose und Tollwut gibt es noch einige, die uns häufig im Laboralltag begegnen und die wir uns hier genauer anschauen wollen.

BORRELIOSE

AdobeStock 271949479Die wohl bekannteste Erkrankung, die von Zecken übertragen wird, ist die Borreliose. Ausgelöst wird sie durch das schraubenförmige Bakterium Borrelia burgdorferi, übertragen durch die häufigste Zecke in unseren Breiten, den Gemeinen Holzbock. Anfangssymptome sind Fressunlust, Fieber oder Abgeschlagenheit, die oft erst Tage oder Wochen nach der Infektion durch den Zeckenspeichel auftreten. Die Borreliose befällt verschiedene Gelenke, ebenso können das Nervensystem und diverse Organe betroffen sein. Eine Hautrötung rund um die Bissstelle wird, im Gegensatz zum Menschen, bei Tieren selten beobachtet. Besonders Gelenke an den Vorder- und Hinterläufen können stark anschwellen und zu schmerzhaften Lahmheiten führen. Schmerzen, vor allem beim Aufstehen, kann ein weiteres Symptom für eine Borreliose sein. Fallberichte lassen außerdem auf eine Schädigung des Nervensystems oder von Organen wie Herz und Niere schließen. Die Untersuchung der Wahl bei Verdacht ist der Borrelien-Blot, der diagnostisch durch eine Serum- oder Vollblutprobe im Labor bestimmt wird. Der Blot erkennt verschiedene Oberflächenstrukturen von Borrelien. Resultat: Man kann deutlich unterscheiden, ob die Antikörper von einer Impfung, einem Erregerkontakt oder einer Infektion stammen. Wenn ein Tierhalter wissen möchte, ob sich sein Vierbeiner durch einen Zeckenbiss angesteckt hat, ist es auch möglich, die Zecke zur Untersuchung ins Labor zu schicken. Mittels Direktnachweis über PCR (Polymerase Chain Reaction) können wir herausfinden, ob die Zecke überhaupt mit Borrelien infiziert war und als Überträger infrage kommt.

AdobeStock 423418734ANAPLASMOSE

Beim Zeckenbiss wird das Bakterium Anaplasma phagocytophilum von der Zecke auf Menschen und Tiere übertragen. Der häufigste Überträger in Europa ist Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock), in Nordamerika sind es Ixodes scapularis (Hirschzecke) und Ixodes pacificus. Etwa 70 Prozent aller Infektionen verlaufen asymptomatisch. Nach einer Inkubationszeit von 5 – 30 Tagen kann es zu hohem Fieber und Lahmheiten kommen. Selten treten Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe auf. Auch trockener Husten und Hautausschläge (Exantheme) wurden beschrieben. Als schwere Komplikationen gefürchtet sind Multiorganversagen, Meningoenzephalitis und ein akutes Atemnotsyndrom, die vor allem bei immungeschwächten Patienten auftreten können. Die Letalität einer symptomatischen Anaplasmose liegt bei 2 – 3 Prozent. Meist ist die Symptomatik unspezifisch. Bei Verdacht auf Vorliegen empfehlen wir den Anaplasmen-Antikörper-Test. Eine akute Infektion lässt sich durch einen PCR-Nachweis aus EDTA-Blut bestimmen.

NEOSPOROSE

AdobeStock 120596664Neospora caninum ist ein parasitär lebender Einzeller, dessen Endwirte Hunde, Wölfe, Dingos und Kojoten sind. Er kommt weltweit vor und ist der Erreger der Neosporose. Der Parasit wurde erstmals 1984 in Norwegen beobachtet und ist oft verantwortlich für neurologische Erkrankungen. Das Krankheitsbild umfasst Lähmungen der hinteren Hirnnerven (vor allem Fazialislähmung), Ausfälle, Kopfschiefhaltung, Lungen- und Leberentzündungen sowie geschwürige Dermatitiden.

TOXOPLASMOSE

Die Toxoplasmose ist eine häufig auftretende Infektionskrankheit, die primär Katzen befällt, aber auch bei Hunden zentralnervöse Störungen auslösen kann. Als Zwischenwirt des Erregers dienen alle Säugetiere einschließlich des Menschen (Achtung: Zoonose). Der Erreger ist der einzellige Parasit Toxoplasma gondii. Eine chronische Toxoplasmose zeigt sich in zentralnervösen Symptomen wie Gangstörungen oder Schüttelkrämpfen, Magen-Darm-Problemen wie Erbrechen, Durchfall oder Abmagerung. Manchmal als Entzündung der mittleren und inneren Augenhaut. Bei zentral-nervöser Symptomatik (verbunden mit Epilepsie) empfiehlt es sich, ein Blutbild und ein Anfalls-Screen im Labor anfertigen zu lassen, um Gewissheit zu erlangen oder diese Infektionskrankheit ausschließen zu können. Da bei einer sekundären Epilepsie primär andere Störungen vorliegen, die in ihrer Folge epileptiforme Anfälle nach sich ziehen, ist es notwendig, die eigentliche Störung zu behandeln und Abhilfe zu schaffen bzw. vorab gegenzusteuern.

ANFALLSLEIDEN – WAS DER TIERHALTER TUN KANN

FÜTTERUNG 

  • ausgewogene Ernährung
  • gute Qualität des Futters
  • kohlehydratarm füttern

PFLEGE 

  • auf chemische Floh- und Zeckenmittel verzichten
  • alternativ natürliche Spot-ons verwenden

HALTUNG

  • Stresssituationen möglichst meiden
  • auf genügend Ruhe- und Regenerationsphasen achten, da zu wenig Schlaf Krampfanfälle begünstigen bzw. auslösen kann
  • Rückzugsmöglichkeiten schaffen
  • ein gut strukturierter Tagesablauf ist für Epilepsie-Patienten besonders wichtig, da diese eine niedrigere Toleranzquelle für Stress zeigen
  • körperliche und geistige Überforderung durch zu langes Spielen und Tollen, auch durch Rudelmitglieder, vermeiden

AdobeStock 66014466IMPFUNG GEGEN INFEKTIONSKRANKHEITEN
Wir bieten Antikörper-Tests aus Serum speziell für Hund, Katze und Pferd an. Bei unserem Impftiter-Screen werden z.B. Antikörpertiter gegen die als core vakzine empfohlenen Impfungen überprüft. Diese Untersuchung ist immer angezeigt, wenn abweichend von den allgemeinen Impfempfehlungen Auffrischungen weggelassen werden sollen. Gründe hierfür wären z.B. höheres Alter der Patienten, Unverträglichkeitsreaktionen/Nebenwirkungen bei vorangegangenen Impfungen, Erkrankungen mit Beeinträchtigung des Immunsystems oder kaum Kontakt zu anderen Tieren (z.B. reine Hauskatze).
Liegen gegenüber einem Krankheitserreger keinerlei Antikörper nachweisbar vor, dann ist ein ausreichender Schutz dem Erreger gegenüber höchst fraglich. Eine Impfung sollte dann unter Berücksichtigung aller Krankheits- und Lebensumstände erwogen werden.
Bei Viruserkrankungen deuten positive Antikörpernachweise bei erwachsenen Tieren und nach vollständiger Grundimmunisierung meist darauf hin, dass der Kontakt mit dem entsprechenden Erreger auch ohne regelmäßiges Boostern ohne klinische Erkrankung bleibt.
Unter extremen Situationen (Grunderkrankung, massiver Infektionsdruck) kann der Schutz dennoch mangelhaft sein. Impfungen, z.B. gegen Leptospiren, benötigen eine häufigere Auffrischung, da der Impfschutz nicht lange anhält.
Infektionskrankheiten, die organische Hirnschäden hinterlassen haben, können leider nicht geheilt werden, aber gerade bei stoffwechselbedingten Epilepsien besteht durch gute Fütterung, Pflege und Haltung die Chance der Linderung bzw. der Stabilisierung der Symptomatik.
Auch bei gesunden Tieren kann man durch eine grundsätzlich stoffwechselfreundliche Lebensweise die potenzielle Gefahr einer stoffwechselbedingten Epilepsie verringern.

AdobeStock 80021995Bei Fragen zum Thema, rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine E-Mail. Wir helfen Ihnen gerne!

Ihr Vetscreen-Team

Foto: © kulianionak – Adobe