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Bodenarbeit für Hunde: Übung macht den Meister!

Bodenarbeit kennt man eigentlich aus dem Pferdetraining: Hier legt der künftige Reiter wichtige Grundlagen für Alltag und Sport, schult so die Koordination und Konzentration seines Pferdes sowie die gemeinsame Kommunikation. Klingt sinnvoll, wurde bisher jedoch im Hundetraining so noch nicht angewandt.

KOORDINATION, KONZENTRATION UND KOMMUNIKATION

Die drei Bereiche Koordination, Konzentration und Kommunikation sind für Hunde und ihre Halter von essenzieller Bedeutung. Sei es für den hibbeligen Junghund, der sich schlecht konzentrieren kann, oder für den Familienhund als Auslastung für zu Hause und zur Verbesserung des Körpergefühls. Ganz zu schweigen von Seniorhunden, die mit Bodenarbeit koordinativ und mental gefördert werden können, ohne sie zu stark zu belasten. Selbstverständlich sollte Bodenarbeit auch zum Grundlagentraining eines Sporthundes gehören, der in Training und Turnier Höchstleistungen erbringt. Denn neben guter Gesundheit, die durch einen Tierheilpraktiker begleitet wird, trägt auch die gemeinsame Beschäftigung mit dem Hund zu dessen Wohlergehen bei.

WAS IST „BEWUSSTE BODENARBEIT“?

Zunächst einmal ist der Zusatz „bewusst“ zu betonen. Viele Hundehalter üben Tricks mit ihren Hunden, besuchen die Hundeschule oder beschäftigen sich mit Alltagsübungen wie Leinelaufen. Oftmals fehlt dabei der Aspekt des Bewussten: das bewusste Wahrnehmen, das Bewusstmachen, die Frage danach, ob der Hund versteht, was man von ihm möchte. Die bewusste Bodenarbeit stellt dies in ihr Zentrum. Es geht immer darum, dass der Hund genau weiß, was er wie tun darf, dass er also ein klares Bild dazu im Kopf hat. Zusätzlich soll er sich dabei seines Körpers bewusst sein und nicht blindlings eine Übung ausführen. Denn hierbei gilt: In der Ruhe liegt die Kraft!
Haben Sie also in Ihrer Praxis ein Hund-Mensch-Team, das mehr Koordination, Konzentration und Kommunikation vertragen könnte, wären vielleicht Übungen der bewussten Bodenarbeit hilfreich. Hierzu wäre es sinnvoll, wenn dieses Team mit einem Markersignal, z.B. einem Klicker oder dem Wort „Fein“, arbeitet, das die Kommunikation vereinfacht. Tolle Einstiegsübungen in die Bodenarbeit sind die Target- und die Plattformarbeit. Beide Übungen stelle ich Ihnen exemplarisch vor.

ÜBUNG HANDTARGET

Der Handtarget ist eine der grundlegenden Übungen für einfaches Handling im Hundetraining und hilft auch bei der Bodenarbeit. Ihr Hund lernt dabei, mit seiner Schnauze Ihre Handfläche zu berühren. So können Sie den Handtarget ähnlich einer Futterhand benutzen – mit dem Vorteil, dass Ihr Hund nicht blind dem Futter hinterherrennt und Sie freier im Handling mit Klicker und Leckerli sind.

 

ÜBUNGSSCHRITTE

1. Für den Aufbau des Handtargets bitte Klicker und Leckerli bereithalten. Stellen Sie die Leckerli am besten in einem Gefäß auf den Tisch oder schnallen Sie sich einen Futterbeutel um. Behalten Sie die Leckerli nicht in der Hand!

2. Halten Sie Ihre flache Handfläche vor die Schnauze Ihres Hundes. Spannen Sie dabei Ihre Hand an, um sie interessanter zu machen. Ihr Hund wird höchstwahrscheinlich Interesse an Ihrer Hand zeigen: Klicken und belohnen Sie ihn dafür. Das Futter bekommt er zunächst aus der anderen Hand. Beispiel: Die linke angespannte Hand taucht auf, Ihr Hund schnüffelt daran, „Klick“, die linke Hand verschwindet, die rechte Hand greift nach dem Futter und gibt dem Hund das Leckerli. Wenn der Hund gefressen hat, taucht die linke Hand wieder auf etc.

3. Wiederholen Sie das mehrmals. Achten Sie darauf, die Hand dem Hund gleich zu Anfang in allen möglichen Richtungen um Sie herum anzubieten:

  • links von Ihnen
  • rechts von Ihnen
  • vor Ihnen
  • eher tief
  • eher hoch

4. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund nicht immer in der gleichen Position belohnt wird, da er diese sonst mitverknüpfen könnte.

5. Wechseln Sie nun die Hände ab und belohnen auch einmal direkt aus der Hand.

6. Generalisieren Sie die Übung an unterschiedlichen Orten. Führen Sie ggf. ein Wortsignal ein.

ÜBUNG PLATTFORM

Hierfür benötigen Sie ein rechteckiges Objekt, das ungefähr so groß und breit ist wie ihr Hund. Bewährt haben sich zusammensteckbare DogStepper oder Holzplanken. Zusätzlich kann der Einsatz eines Hockers hilfreich sein, auf dem Sie Ihre Belohnung platzieren können.

ÜBUNGSSCHRITTE

1. Platzieren Sie die Plattform so auf dem Boden, dass sie gerade liegt und nicht wackelt. Halten Sie Leckerli und Klicker bereit.

2. Helfen Sie Ihrem Hund auf die Plattform, indem Sie ihn z.B. mit dem Handtouch führen. Zunächst üben Sie dies von direkt hinter der Plattform, sodass Ihr Hund diese gerade anlaufen kann. Ist er zögerlich, markern Sie bereits das erste Interesse, also Schnüffeln oder das einzelne Setzen von Pfoten. Sie sollten dann schlussendlich direkt vor der Plattform stehen. Einigen Hunden hilft es, wenn Sie beim Hinaufführen rückwärtslaufen.

3. Fürstliches Lob erhält Ihr Hund, wenn er mit allen vier Pfoten auf der Plattform steht. Im Idealfall belastet er alle Pfoten gleich und steht parallel.

4. Füttern Sie Ihren Hund hier „fest“, also belohnen ihn mehrmals für das gleiche Verhalten – das Stehenbleiben. Hier können Sie Ihren statischen Keep-Going-Marker, z.B. „guuut“, nutzen.

5. Lösen Sie Ihren Hund nun auf, indem Sie ein Leckerli nach hinten, hinter die Plattform, werfen. So verlässt der Hund die Plattform in die Richtung, aus der er gekommen ist, und kann Sie direkt wieder anlaufen.

6. Verharren Sie in Ihrer Position und warten ab, ob Ihr Hund selbstständig die Entscheidung trifft, wieder auf die Plattform zu kommen. Wenn ja, loben Sie ihn ausführlich und füttern ihn wieder fest. Wenn nein, helfen Sie etwas mit dem Handtouch oder mit Locken nach.

7. Verändern Sie nun langsam Ihre Position in Relation zum Hund. Stehen Sie also mal rechts, mal links der Plattform, immer auf Schulterhöhe. Als Fokuspunkt können Sie mit dem Hocker arbeiten, auf dem Sie die Leckerli füttern.

8. Läuft Ihr Hund die Plattform aus unterschiedlichsten Winkeln an, sind Sie beide nun bereit für die Führpositionen.

Ausgehend von diesen Basisübungen lassen sich viele weitere problemlos aufbauen. Die Plattformübung ist ideal für Hunde, die nicht gut an der Leine gehen, sich nicht bewusst sind, dass ihr Körper nach den Rippen noch weitergeht, oder durch das Älterwerden langsam wackelig werden. Aber Bodenarbeit ist noch viel mehr: Ob Cavalettitraining, isometrische Übungen oder Labyrinthe, die es zu bewältigen gibt: Mit viel Spaß können Halter und Hund ihrer Beziehung etwas Gutes tun.

 

Falls Sie Lust bekommen haben, sich intensiver mit der Bodenarbeit zu beschäftigen, gemeinsam mit dem Kynos Verlag verlost „Mein Tierheilpraktiker“ 3 Exemplare des Buches „Bewusste Bodenarbeit für Hunde“ (s. Seite 58). Viel Glück!

CARMEN HERITIER
GYMNASTRICKSTRAINERIN
CERTIFIED CANINE FITNESS TRAINER

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Hundetraining, Aus- und Weiterbildung von Hundehaltern, Autorin

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BUCHTIPP
CARMEN HERITIER: BEWUSSTE BODENARBEIT FÜR HUNDE, KYNOS VERLAG

Fotos: © C. Heritier