Skip to main content

Arthrose beim Hund: Wenn das Gelenk schmerzt

Eine der am häufigsten diagnostizierten Erkrankungen des Bewegungsapparates ist die Arthrose. Betroffene Hunde leiden unter Anlaufschmerzen nach dem Liegen, manche möchten sich am liebsten gar nicht mehr bewegen. Doch was ist Arthrose genau, was passiert bei dieser degenerativen Gelenkserkrankung im Körper, und was kann man dagegen tun?

GELENKANATOMIE

Zuerst ist es wichtig, zu verstehen, wie ein Gelenk aufgebaut ist und wie es sich ernährt. Es gibt unterschiedliche Arten von Gelenken, so ist z. B. der Ellenbogen ein Scharniergelenk, Hüfte und Schulter sind Kugelgelenke, was zu unterschiedlichen Stabilitätskriterien führt, auch wenn die am Gelenk beteiligten Strukturen weitestgehend gleich sind. So besteht jedes Gelenk aus Gelenkpfanne, Gelenkkopf, Gelenkspalt, Gelenkknorpel und Gelenkkapsel, in der sich Synovia (Gelenkschmiere) befindet. Gelenkknorpel und Synovia sind dabei von großer Bedeutung. Der Knorpel besitzt keine Blutgefäße, er ernährt sich durch Diffusion, wird also über Nährstoffe aus der Synovia ernährt. Diese Ernährung erfolgt über die Bewegung des Gelenkes, wobei – wie bei einem Schwamm – die nährstoffreiche Gelenkschmiere in den Gelenkspalt hineingepresst und Abfallprodukte hinausgepresst werden. Damit dieser Prozess optimal funktionieren kann, muss der Stoffwechsel intakt sein.
Zu wenig Bewegung führt zur Unterernährung des Knorpels. Er wird dünn und reißt ein. Abfallprodukte können nicht mehr abtransportiert werden, der Gelenkspalt verengt sich. Im fortgeschrittenen Stadium kann dies zum vollständigen Abbau des Knorpels führen. In Folge reiben die knöchernen Anteile des Gelenkes direkt aufeinander. Die Knochen versuchen, diese Belastung zu kompensieren, und bilden Knochen dazu, was zu knöchernen Ausziehungen am betroffenen Gelenk (Osteophyten) führt. Gelenkspaltverschmälerung und Osteophyten lassen sich mittels Röntgenbild nachweisen.

EINTEILUNG DER ARTHROSE

Die Arthrose wird in zwei Gruppen unterteilt: die primäre und die sekundäre Arthrose. Bei der primären Form handelt es sich um eine genetisch bedingte Arthrose. Betroffen sind meist große bis mittelgroße Hunderassen wie Deutsche Dogge, Deutscher Schäferhund, Labrador und Golden Retriever, aber auch die Französische Bulldogge. Die sekundäre Arthrose ist erworben und wird durch Faktoren wie Gelenkfehlstellungen, Adipositas, vererbte Dysplasien, Traumata, genetisch bedingte Knorpelveränderungen, Überbelastung in der Wachstumsphase, Frühkastration (veränderter Hormon- und Stoffwechselspiegel), Kreuzbandriss, Gelenkentzündungen oder eine nicht bedarfsgerechte Ernährung ausgelöst und gefördert.

SYMPTOME

Auftretende Symptome können tagesformabhängig sein. Einige Patientenbesitzer berichten, dass das Wetter Einfluss auf das Befinden des Hundes hat. So zeigen einige bei nasskaltem Wetter deutlich mehr Beschwerden als bei warmem. Typisches Symptom einer Arthrose ist der Anlaufschmerz: Der Hund hat Probleme beim Aufstehen nach längeren Liegephasen, und die ersten Schritte wirken unrund. Lahmheiten in unterschiedlichen Schweregraden sowie allgemeine Beweglichkeitseinschränkung werden ebenfalls beobachtet. Der Hund möchte weder Treppensteigen noch ins Auto springen, er verweigert oft auch längere Gassirunden. Manchmal belecken diese Hunde ihre Pfoten oder knabbern daran.
Die Entwicklung der Symptomatik verläuft schleichend. Meist kommen die Besitzer erst zur Therapie, wenn der Gelenkknorpel bereits geschädigt ist.

ERNÄHRUNG UND BEWEGUNG SIND DAS A UND O

Grundsätzlich ist eine Arthrose irreversibel, sie bildet sich nicht zurück. Es kann also nur Schadensbegrenzung betrieben werden. Allerdings gibt es Vorbeugemöglichkeiten. So ist es wichtig, bereits im Welpenalter auf die Ernährung zu achten. Welpenfutter sollte keinen zu hohen Getreideanteil besitzen, da Kohlenhydrate im Getreide schnell verfügbare Energie liefern, was rasches Wachstum des Welpen begünstigt. Die am Gelenk beteiligten Knochen wachsen dann schneller als das Gelenk selbst, sodass der Gelenkknorpel starken Belastungen ausgesetzt wird. Das Gelenk wird inkongruent und der Gelenkknorpel infolge der Fehlbelastung unterversorgt.
Übergewicht sollte vermieden werden. Jedes Kilogramm, das ein Hund zu viel auf die Waage bringt, belastet seine Gelenke. Es kommt zur schnelleren Abnutzung.
Zu wenig Bewegung führt ebenfalls zu Gelenkproblemen und langfristig zur Arthrose, da durch Bewegungsmangel zu wenig Synovia gebildet wird und dem Knorpel nicht ausreichend Ernährung zur Verfügung steht.

THERAPEUTISCHE MASSNAHMEN BEI MANIFESTER ARTHROSE

Zeigt ein von Arthrose betroffener Hund starke Schmerzen, ist es möglich, mit CBD-Öl zu arbeiten, um den Schmerzen entgegenzuwirken.
In fortgeschrittenen Arthrosestadien sowie zu Beginn der Erkrankung kann eine Therapie mit dem Unterwasserlaufband helfen. Dabei wird die Muskulatur des Hundes schonend aufgebaut und die Gelenke werden entlastet.
Auch die Durchführung einer Entgiftung/Entsäuerung ist anzuraten, am besten geeignet mit einer Ernährungsanpassung.

WEITER EMPFEHLEN SICH DIE GABE VON

  • MSM: Organischer Schwefel, der die Beweglichkeit verbessern und Schmerzen lindern kann.
  • Glucosamin: Ein im Körper vorhandener Aminozucker, der Bestandteil von Knorpel und Synovia ist. Er verdickt die Gelenkschmiere und fördert die Elastizität.
  • Chondroitinsulfat: Schützt den Gelenkknorpel. Bitte darauf achten, dass es frei von Algentoxinen ist.
  • Hyaluronsäure: Bestandteil von Bindegewebe, Gelenken und Bandscheiben. Bindet Feuchtigkeit und sorgt für Elastizität.
  • Antioxidantien: Binden Freie Radikale im Körper und wirken entzündungshemmend. Zu ihnen zählen die Vitamine C und E sowie Selen.
  • Vitalpilze: Fördern den Zellstoffwechsel.
  • Omega-3-Fettsäuren: Reduzieren die Bildung der entzündungsfördernden Arachidonsäure.
  • Vitamin B12: Wirkt sich positiv auf Zellerneuerung, Fett- und Eiweiß-Stoffwechsel aus.
  • Blutegel: Können bei der Behandlung von Arthrose einen guten Dienst leisten.

Tägliches zügiges An-der-Leine-gehen, Physiotherapie und Neuraltherapie sind ebenfalls wichtige Bestandteile der Arthrosetherapie. Die Liegeflächen des Hundes sollten ausreichend gepolstert und nicht an einem zugigen Ort positioniert sein. Auch kann der Besitzer unterstützend mit Wärme arbeiten (z.B. Wärmekissen, UV-Lampe, Heiße Rolle).

VERENA TEIWES
TIERHEILPRAKTIKERIN
HUNDEPHYSIOTHERAPEUTIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Hundephysiotherapie, Ernährungs- und BARF-Beratung für Hunde, Homöopathie und Naturheilkunde

KONTAKT
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Foto: © skmjdigital – Adobe