Mykosen beim Pferd - Eine unterschätzte Gefahr
Mykosen sind beim Pferd leider keine Seltenheit. Während Dermatomykosen (Haupilzerkrankungen) sehr rasch erkannt werden, bleiben allergische Reaktionen auf Schimmelpilze sowie Mykosen der Lunge und Luftsäcke oftmals viel zu lange unbemerkt.
Symptome
Hautpilzerkrankungen beim Pferd, sog. Dermatomykosen, erkennt man an schuppigen, kreisrunden Stellen der Haut, die mit Krusten und Eiterpusteln einhergehen. Ebenfalls sind kleine Knötchen und aufplatzende Bläschen deutliche Zeichen für das Vorliegen einer Dermatomykose. An den betroffenen Hautstellen lässt sich das Fell ohne Mühe herausziehen. An den Haarbälgen hängen dann schuppige Hautanteile.
Ursachen
Zu den Erregern der Dermatomykose zählen Dermatophyten (Fadenpilze, Schlauchpilze und Hefepilze), die die Haut schädigen. Infolgedessen kann es zu starkem Juckreiz beim Tier kommen. Da Dermatomykosen ansteckend sind, sollte man auf sofortige Hygienemaßnahmen achten.
Verwenden Sie Pflegeutensilien ausschließlich für dasselbe Pferd, setzen Sie diese nicht bei anderen Herdenmitgliedern im Stall ein. Jedes Pferd benötigt seine eigene Ausstattung. Denken Sie auch an den regelmäßigen Austausch etwaiger Stall- und Fliegendecken.
Eine intensive und gründliche Fellpflege, vor allem im Gurtbereich, den Flanken und dem Kopf des Pferdes, dient einer optimalen Vorsorge. Ausreichende Belüftung des Stalles sowie artgerechte, zuckerfreie Fütterung stellen ebenfalls die Weichen für ein gutes Immunsystem.
Häufig werden Pferde nicht bedarfsgerecht gefüttert. Eine bestmögliche Fütterung sollte an die jeweiligen Bedingungen angepasst werden. Besonders in Zeiten des Fellwechsels, aber auch bei Trächtigkeit und Stress sollte die Fütterung überdacht und angepasst werden. Zugaben von Vitaminen, Mineralien etc. sollten nur nach vorheriger Testung und bei Bedarf verabreicht werden.
Eine Unterversorgung mit Nährstoffen sorgt vor allem in Zeiten des Fellwechsels für vermehrtes Auftreten von Dermatomykosen. Gerade jetzt ist darauf zu achten, dass der Zinkhaushalt passt und ein ausgewogenes Omega-3-6-9- Verhältnis bei Ihrem Pferd vorliegt.
Ein für mich äußerst wichtiges, doch leider oft unerkanntes Erkrankungsbild ist die Lungen- und Luftsackmykose beim Pferd.
Pferde sind zahlreichen Schimmelpilzen ausgesetzt. Eine Vielzahl an Schimmelsporen befindet sich sowohl in der Luft als auch im Getreide, im Heu und der Einstreu der Pferdeboxen.
Da Schimmelpilze mit dem bloßen Auge kaum erkannt werden, sind sie eine stille, ständig lauernde Gefahr.
Sollten Sie Schimmelpilze entdecken, sorgen Sie dafür, dass das komplette Heu bzw. die Einstreu sofort weggeworfen und nicht nur die betroffenen Stellen entsorgt werden. Ebenfalls sollte in solchen Fällen die gesamte Ernte überprüft und notfalls auch vernichtet werden. Verantwortungsvolle Stallbetreiber sorgen für eine einwandfreie Fütterung und Einstreu!
Zu den Erregern der Luftsack- und Lungenmykosen zählen schädliche Pilze wie Mucor, Aspergillus und Stachybotrys (ein Schimmelpilz, der mit dem Heu eingeatmet wird). Der Stachybotryspilz ist häufig die Ursache für das Vorliegen von Schimmelpilzallergien.
Das hierbei häufig angewandte Wässern und Einweichen von Heu bei Schimmelpilzallergien genügt nicht. Einzig das Bedampfen von Heu kann für Linderung sorgen.
Mucor, Aspergillus und Stachybotrys führen unerkannt sehr rasch zu Lungen- und/oder Luftsackmykosen bis hin zum Lungenemphysem und der sog. Dämpfigkeit. COB (Chronisch Obstruktive Bronchitis) und COPD (Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung) sind häufig die Folgen einer Schimmelpilzbelastung.
Oft werden Pferde monatelang mit Schleimlösern und Inhalationen behandelt, ohne dass eine mögliche Schimmelpilzbelastung abgeklärt wurde. Achten Sie bei Atemwegsproblemen stets auf eine ausreichende Diagnostik im Hinblick auf Atemwegsmykosen.
Symptome
Zu den Symptomen einer Atemwegsmykose zählen verminderte Leistungsfähigkeit, Husten mit oder ohne Nasenausfluss, rasselnde, ziehende Atemgeräusche sowie massive Bauchatmung. Auch eitriger Nasenausfluss, einseitig oder beidseitig, zählt zu den möglichen Symptomen. Atemwegsmykosen treten gerne im Anschluss an eine Atemwegsinfektion auf.
Luftsackmykosen machen sich oft durch rezidivierendes Nasenbluten, der sog. Epistaxis, bemerkbar. Wenn bereits Hirnnerven befallen sind, kann es zu Schluckstörungen, Ver- änderungen an den Augen und zu einer Gesichtsnervenlähmung kommen. Sollte das Pferd immer wieder durch leichtes Nasenbluten auffällig werden, reagieren Sie bitte sofort und holen einen Tierarzt hinzu. Eine unerkannte Luftsackmykose kann im schlimmsten Fall zum Verbluten des Pferdes führen.
Diagnose
Durch eine arterielle Blutgasanalyse lässt sich der Sauerstoffgehalt des Blutes testen. Endoskopische Untersuchungen können zwar Ausschluss über Sekretansammlungen geben, sichern jedoch nicht die Beteiligung von Schimmelpilzen an der Atemwegserkrankung ab. Sie können uns jedoch Aufschluss über Erkrankungen der oberen Atemwege geben. Hierzu gehören die Nasennebenhöhlen, der Nasenrachen, Kehlkopf, Luftsäcke und Bronchien.
Es ist ebenso möglich, Abstriche auf Bakterien oder Pilze im Zuge einer Endoskopie durchzuführen.
Blut- und Haarwurzelanalysen mittels Bioresonanz sowie kinesiologische Testmöglichkeiten können helfen, eine mögliche Schimmelpilzbeteiligung frühzeitig zu erkennen.
Unterschieden werden muss in Bezug auf die Therapie zwischen einer Schimmelpilzallergie und einer Schimmelpilzbelastung. Beide Erkrankungen werden unterschiedlich behandelt.
Therapie
Dermatomykosen werden in der Regel mit Fungiziden behandelt. Naturheilkundlich kann man Waschungen mit Obstessigwasser im Verhältnis 1:10 durchführen. Diese sollten mindestens 3 – 4 Wochen lang durchgeführt werden. Auch Teebaumöl, Kolloidales Silber und Propolistinkturen eignen sich hervorragend zur unterstützenden Therapie. Lebermoos-Extrakt gilt als Geheimtipp bei Dermatomykosen. Hierbei verdünnen wir 20 ml Lebermoos mit 100 ml Wasser und sprühen die betroffenen Hautareale regelmäßig ein.
Homöopathische Mittel wie Sulphur können rasche Linderung bringen. Ziehen Sie hierbei bitte einen erfahrenen Homöopathen hinzu. Als Tiermykotherapeutin setze ich bei Mykosen auf den Coriolus versicolor mit seiner antimykotischen Wirkung in Kombination mit dem ABM zur Immunmodulation.
Lungen- und Luftsackmykosen therapieren Tierärzte oft zusätzlich mit Antibiotika, um einer möglichen Aspirationspneumonie (Lungenentzündung) vorzubeugen. Inhalationstherapien haben den Vorteil, dass sie direkt an den Ort des Geschehens gelangen können. Eingesetzt werden sowohl antibiotische als auch antimykotische Medikamente. Bronchienerweiterer und Entzündungshemmer (Corticoide) haben sich ebenso bewährt wie Ultraschallvernebler und Dosieraerosole zur Inhalation.
Bei Vorliegen einer Luftsackmykose mit bereits vorhandener Epistaxis wird der Tierarzt endoskopisch (Luftsackspiegelung) oder direkt operativ dafür sorgen, dass die betroffenen Gefäße verschlossen werden (Kauterisation). Phytotherapeutisch eignen sich Meerrettich, Spitzwegerich und Thymian.
Meine wichtigsten komplementärmedizinischen Behandlungswege bei Mykosen beim Pferd sind die Sanum-Therapie, die Mykotherapie und die Homöopathie.
An erster Stelle steht die Mykotherapie mit dem Coriolus versicolor und seiner antimykotischen Wirkung, der ABM zur Immunmodulation, der Cordyceps sinensis in reinster Form („Whole Life Cycle“-Pilze) bei Atemnot sowie der Reishi bei Vorliegen einer Inhalationsallergie.
Eine optimale Stallhygiene, artgerechte Fütterung und Haltung sind das Non plus ultra für ein gut funktionierendes Immunsystem und die damit verbundene Gesundheit unserer Pferde!
PETRA SCHARL
TIERHEILPRAKTIKERIN
Die Mykotherapie in der
Veterinärmedizin
von Petra Scharl
Shaker Media Verlag, ISBN
978-3956317699, 28,90 €
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Mykotherapie
- Bioresonanzdiagnostik und -therapie
- Lasertherapie
- Dorntherapie
- Autorin
- Dozentin an den Paracelsus Schulen
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