Kaninchenkrankheit E.C. - Was kann man tun?
Bei E.c. (Encephalitozoon cuniculi) handelt es sich um eine Erkrankung des zentralen Nervensystems beim Kaninchen. Der Erreger (eine intrazellulär lebende Mikrosporidienart) befällt jedoch nicht nur das ZNS, sondern auch Nieren, Darm, Herz, Leber, Lunge, Milz und Augen. Betroffene Kaninchen scheiden die Erreger über Urin und Kot aus, sodass Partner- bzw. Gruppentiere sich über die Aufnahme von kontaminiertem Futter bzw. Gehegeeinrichtung oder Einstreu infizieren können. Nach der Aufnahme der Sporen gelangt der Erreger über die Blutbahn in die verschiedenen Organe. Etwa die Hälfte der bei uns als Heimtiere lebenden Kaninchen trägt den Erreger in sich und scheidet ihn aus, aber nicht bei jedem Tier kommt es zum Ausbruch der Krankheit.
SYMPTOME, DIE AUF E.C. HINWEISEN KÖNNEN
- Kopfschiefhaltung (Sternengucker-Krankheit), Differenzialdiagnose: Otitis interna/media, Traumata von Kopf/Hals/Wirbelsäule, Schlaganfall, Tumore
- Teilnahmslosigkeit und Schläfrigkeit
- Augenrollen
- verminderte bis keine Futter- und Flüssigkeitsaufnahme
- Lähmung eines oder beider Hinterläufe
- Rotieren bei der Fortbewegung, Umfallen, Orientierungslosigkeit
- oft wiederkehrende Durchfälle und Aufgasungen, Differenzialdiagnose: Kokzidienoder Hefenbefall, falsche Fütterung
- Wachstumsstörungen bei Jungtieren
- Gewichtsverlust
- Krampfanfälle, Differenzialdiagnose: Epilepsie, Vergiftungen, Herzerkrankungen
- schiefes Mäulchen
- Linsentrübung
- Inkontinenz
- Niereninsuffizienz
Diagnosestellung erfolgt über eine umfassende körperliche Untersuchung des Tieres sowie ein großes Blutbild zur Bestimmung der Nierenwerte und zum Nachweis des Erregers (Titerbestimmung) inklusive Immunfluoreszenztest, um die genaue Höhe des Titers zu bestimmen.
Aber: Ein erhöhter Titerwert ist lediglich eine Antwort des Immunsystems, der besagt, dass der Körper bereits gegen den Erreger ankämpft. Er bedeutet nicht, dass ein Schub heftiger ausbricht oder die Symptome gravierender ausfallen. Bereits ein niedriger Wert von z.B. 1:80 kann schwere Ausbrüche auslösen. Daher ist es ratsam, E.c. immer anhand der Symptome und nicht aufgrund des Titerwertes zu behandeln.
ÜBERTRAGUNG DES ERREGERS ÜBER
- Urin und Kot
- kontaminiertes Futter
- mangelnde Gehegehygiene
- verunreinigtes Gehegeinventar und Auslegeware (Teppiche/Läufer)
- gegenseitiges Putzen und Fellpflege, Übertragung auch bereits im Mutterleib möglich
AUSLÖSER EINES E.C.-SCHUBES
- Stress, u.a. durch Vergesellschaftung, Tierarztbesuche (Blutentnahme)
- laute, unruhige Umgebung
- Mobbing in der Kaninchengruppe, Verlust des Partnertiers
- schwaches Immunsystem
- lange Transportwege
- unzumutbare Haltungsbedingungen
- Unwetter
Eine Erkrankung mit E.c. gehört in erster Linie in die Hand eines fachkundigen Tierarztes, kann aber durch einen erfahrenen Tierheilpraktiker von Anfang an begleitet werden.
VETERINÄRMEDIZINISCHE THERAPIE
Behandelt wird mit einem Wurmmittel mit dem Wirkstoff Fenbendazol, wie z.B. Panacur. Pro Kilogramm Körpergewicht werden 0,2 ml der 10%igen Suspension über einen Zeitraum von 21 – 28 Tagen verabreicht. Zudem wird ein gehirngängiges Antibiotikum verabreicht, z.B. Enrofloxacin (10 mg/kg, 1x täglich), Marbofloxacin (4mg/kg, 1x täglich) Auch Kochsalzinfusionen werden innerhalb der ersten Woche angelegt, um die Nieren gut durchzuspülen und die Erregeransiedlung einzudämmen. Zur Stärkung des zentralen Nervensystems muss täglich Vitamin-B-Komplex verabreicht werden.
BEGLEITBEHANDLUNG DURCH DEN TIERHEILPRAKTIKER
Zur Stärkung des Immunsystems:
- Engystol
- Echinacea comp.
- Propolis
BEHANDLUNG DER SYMPTOME DES ZNS
- Vertigoheel (3x10 Tropfen täglich) in Kombination mit Cerebrum comp. (alle 2 Tage über 2 Wochen)
REGENERATION UND STÄRKUNG DER NIEREN
- Solidago comp.
Bei Lähmungserscheinungen ist zusätzlich Physiotherapie sinnvoll.
PHYTOTHERAPIE
Hier sollte nach Möglichkeit (Frühjahr/ Sommer) ein besonderes Augenmerk auf die Fütterung von Wiesenbärenklau gelegt werden. Schon geringe Mengen besitzen beruhigende und entzündungshemmende Eigenschaften sowie eine lymphetransportierende Wirkung, Krampfanfälle durch das ZNS werden verringert. Wiesenbärenklau wird in der Naturheilkunde u.a. auch bei Epilepsie angewandt.
Ausgewogene, gesunde und vitaminreiche Fütterung durch Wiese, Blättriges und Kräuter werden empfohlen. Eventuell mit etwas geriebenem frischen Ingwer als „Topping“, da sich dieser immunstimulierend und entzündungshemmend auswirkt. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr durch Trinkwasser und Frischfutter, bei Bedarf durch Infusionen.
WEITERE HILFREICHE MASSNAHMEN
- gedämpftes Licht im Kaninchenzimmer/Gehege gegen die Lichtempfindlichkeit bei einem Schub
- ruhige Umgebung
- unnötiges Herumtragen und Transporte vermeiden
- konsequente Gabe der Medikamente
- Bei extremem Verlauf (orientierungslos, gegen Wände und Inventar laufen) sind eckige/scharfkantige Gegenstände zu polstern oder gar zu entnehmen. Zudem sind die Tiere auf weichen, gut zu reinigenden Untergrund (z.B. Fleecedecken) zu setzen.
- umfangreiches Hygienemanagement
Ein erkranktes Tier zu separieren ist weniger empfehlenswert. Im besten Fall wird es mit einem Partnertier gehalten, das ebenfalls Träger ist und sich mit ihm versteht.
Bei Haltung von größeren Gruppen zeigt sich meiner Erfahrung nach: Wenn erst einmal ein Tier einen Schub hat, können die anderen Gruppentiere den Erreger bereits längst aufgenommen haben, was aber nicht bedeutet, dass es bei jedem zum Ausbruch kommt. Diese Gefahr kann bei Einhaltung der vorher genannten Maßnahmen wie Stressvermeidung, Hygienemanagement und ausgewogener Frischfütterung verringert werden.
Eine Verbesserung nach Beginn einer Therapie erfolgt meist nach 7 Tagen und kann sich selbst nach Beendigung der Gabe von Antiparasitikum und Antibiotikum noch Wochen später steigern, in einigen Fällen bis hin zur völligen Symptomfreiheit.
SYLVIA RECH
TIERHEILPRAKTIKERIN
MOBILE TIERHEILPRAXIS IN FELSBERG/SAARLAND
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Tierhaltungsberatung
- Tierpsychologie
- Tierheilkunde, spezialisiert auf Kaninchen und Meerschweinchen
KONTAKT
Foto: Alex - adobe.com