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Barfen bei Haustieren: Fütterung

THP 2 18 final Page6 Image1Nachdem wir uns im ersten Teil mit den Grundlagen des Barfens beschäftigt haben und nun wissen, welche  Möglichkeiten es gibt, den Hund auf Barf umzustellen und aus welchen Bezugsquellen man Barf-Futter erhalten kann, wollen wir uns nun mit Zutaten, Bedarf und Kosten des Barfens beschäftigen. Und es gibt noch Tipps  zum Barfen im Krankheitsfall.

Welches und wie viel Futter bekommt mein Hund?

Die Berechnung der korrekten Futtermenge ist gar nicht so schwierig. In der Regel benötigt ein adulter Hund täglich 2% seines Körpergewichtes an Nahrung, bei einem Welpen sind es 4%. Wer einen Hund hat, der im Sport eingesetzt wird, oder einen Berufshund, wird um die 3% des Körpergewichts verfüttern müssen. Diese Angaben sind natürlich nur Richtwerte und es wird sich schnell zeigen, ob der Hund einen höheren oder geringeren Bedarf hat. Es empfiehlt sich, das Gewicht des Hundes im Auge zu behalten. In vielen Tierbedarfsgeschäften gibt es dafür extra Tierwaagen. Es ist ratsam, dabei immer dieselbe Waage zu benutzen, da verschiedene Waagen von den Angaben her ein bisschen abweichen können. Diese 2% werden anteilig aus Fleisch, Innereien, Knochen, Obst, Gemüse und eventuell Getreide bestehen.

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Bedarfsberechnung

THP 2 18 final Page7 Image1Die Formel lautet: Körpergewicht (KG) / 100 x 2 = Gesamtfuttermenge (g).
Bei einem Familienhund von 15 kg Gewicht ohne starke sportliche Aktivität würde man rechnen: 15/100 x 2 = 0,3kg = 300g Futter pro Tag. Die tierische Ration besteht aus 70–80% der Gesamtmenge, unterteilt sich aber nochmal in 10% Innereien und 10% Knochen. Dies bedeutet für unseren Beispielhund, dass von den 300g Futter 210–240g tierischer Anteil sind, hiervon sind dann 21–24g jeweils als Innereien und Knochen zu füttern. Daraus resultiert eine Muskelfleischmenge von 168–192 g. Die pflanzliche Ration besteht aus den restlichen 20–30% der Gesamtmenge, also bei unserem Beispielhund 60–90g. Die pflanzliche Ration unterteilt sich in 30% Obst und 70% Gemüse, wobei sich das Gemüse nochmal in 50% grünes Gemüse und 50% buntes Gemüse aufsplittet. Als grünes Gemüse bezeichnet man z.B. Blattsalat oder Spinat, und buntes Gemüse sind z.B. Möhren oder Rote Beete.

Aus diesen Angaben errechnet sich für unseren Beispielhund nun 18–27g Obst und 42–63g Gemüse, wobei sich das Gemüse, wie oben beschrieben, nochmals aufteilt.
Wer Getreide füttern möchte, muss dies in der pflanzlichen Ration verrechnen, maximal sollte es 15% nicht überschreiten. Getreide benötigt der Organismus des Canis lupus familiaris allerdings nicht und wird häufig nur als Füllmittel genutzt, damit der Hund mehr im Magen hat. Einen Sinn im Bereich von Nährwerten gibt es nicht.

Es klingt erst mal ziemlich kompliziert, dem Hund 18g Obst zu füttern, doch müssen es nicht genau 18g sein. Obst und Gemüse können auch im Wechsel gefüttert werden, dasselbe gilt für den Knochenanteil. Dieser muss nicht täglich exakt das ausgerechnete Gewicht haben. Als Richtwerte kann man sich anschauen, was der Hund auf einen Monat gesehen benötigt, und das sollte er dann bekommen. So kann z.B. auch mal ein Tag nur Muskelfleisch gefüttert werden.

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Kostenvergleich industrielles  Futter vs. Barf

Ist Barfen wirklich so viel teurer als das Füttern mit industriellem Futter? Nein! Wer auf ein hochqualitatives Futter achtet, kommt in etwa auf die gleiche Summe. 15kg Trockenfutter sind nicht mit 15kg rohem Fleisch gleichzusetzen, die genauen Futtermengen sind natürlich von Futter zu Futter unterschiedlich. Nehmen wir auch hier wieder den 15 kg schweren Hund zum Vergleich. Mit einem 15kgSack Trockenfutter für ca. 60€ komme ich ca. 60–66 Tage aus, also grob gerechnet 30€ pro Monat. Wenn wir beim Barfen von 210g pro Tag auf einen Monat hochrechnen, kommen wir auf 7kg Futter. Das entspricht je nach Bezugsquelle ca. 18–23€, hinzu kommt dann noch der Obst-Gemüse-Anteil. Im Grunde kann man von ca. 30€ Futterkosten pro Monat ausgehen. Hier muss man natürlich immer auch die Preisschwankungen im Auge haben. So kostet ein Salatkopf im Sommer 0,40€, im Winter aber 1,90€. Wie man sehen kann, macht es von den Kosten her keinen Unterschied, ob ich ein sehr hochwertiges Trockenfutter füttere oder meinen Hund barfe.

Gemüse- und Obstanteile

Gemüse ist für den Hund wesentlich wichtiger als Obst. Dementsprechend sollte der Anteil an Gemüse 70% sein. Aber was darf der Hund denn nun alles an Gemüse und Obst fressen, und wie sieht es mit Kräutern aus? Im Folgenden sind einige der Gemüse- und Obstsorten aufgelistet, die der Hund verzehren darf. Dabei sollte man u.a. auf den Säureanteil und die Inhaltsstoffe der verschiedenen Sorten achten und entsprechend mehr oder weniger füttern.

Gemüse: Artischocke, Chicorée, Chinakohl, Eisbergsalat, Endiviensalat, Feldsalat, Fenchel, Gartenkresse, Gemüsezwiebel, Gurke, Karotte, Kopfsalat, Löwenzahn, Kürbis, Lauch, Lollo Rosso/Lollo Bianco, Mais, Pastinake, Rhabarber, Rote Beete, Rüben, Spinat, Zucchini

Obst: Ananas, Apfel, Aprikose, Banane, Birne, Brombeere, Erdbeere, Hagebutte, Heidelbeere, Himbeere, Honigmelone, Johannisbeere, Kirsche, Kiwi, Mandarine, Nektarine, Pfirsich, Wassermelone, Zitrone

Kräuter: Basilikum, Bärlauch, Beifuß, Beinwell, Birke, Breitwegerich, Brennnessel, Brombeerblätter, Dill, Himbeerblätter, Kamille, Knoblauch, Liebstöckel, Löwenzahn, Minze, Oregano, Petersilie, Rosmarin, Salbei, Sauerampfer, Schnittlauch, Spitzwegerich, Thymian, Zitronenmelisse

Wie verfüttere ich dies  meinem Hund?

THP 2 18 final Page10 Image1Denken wir mal wieder an den Wolf: Er nimmt Gemüse, Obst und Kräuter über den Mageninhalt seines Beutetieres auf. Dadurch, dass der Verdauungsprozess beim Beutetier bereits eingesetzt hat, sind die Nährstoffe soweit gespalten, dass der Hund sie verwerten kann. Eine komplette Möhre ergibt für den Hund einen tollen Knabberspaß, aber man kann sagen, sie kommt so wieder hinten raus, wie sie vorne gefressen wurde. Wir müssen nun den begonnenen Verdauungsprozess imitieren, indem wir Gemüse, Obst und Kräuter pürieren. So ist der Hund in der Lage, die weitere Verdauung fortzuführen. Die enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe nimmt der Organismus so nun auch auf.

Mit einer guten Küchenmaschine lässt sich das Pürieren sehr gut bewerkstelligen, aber auch mit einem Stabmixer klappt das prima. Wer keine Lust hat, sich jeden Tag erneut hinzustellen, der kann auch für mehrere Tage etwas vorbereiten und in einem geeigneten Behälter im Kühlschrank lagern. Es ist auch möglich, eine Monatsportion zuzubereiten und diese dann portionsweise einzufrieren. Hierbei sollte aber bedacht werden, dass ein Teil der Vitamine und Mineralien verloren gehen.

Welche Futterzusätze müssen rein?

Es gibt eine große Menge an diversen Zusätzen. Es ist nur die Frage, wie sinnvoll diese sind. Ein gesunder Hund, der gut ernährt wird, braucht keine großartigen Pülverchen in seinem Futter, denn er nimmt alles, was er braucht, über seine Nahrung auf. Sinnvolle Ergänzungen sind ein gutes Öl (z.B. Kokosöl, Lachsöl, Leinöl) und gegebenenfalls ein Mineralfutter. Ich empfehle jedem, der bei mir in die Beratung kommt, vor der Umstellung ein Blutbild machen zu lassen. Einige Wochen nach der Umstellung sollte dies wiederholt werden. Über das Blutbild lässt sich schnell erkennen, ob dem Hundekörper etwas fehlt und wo man über ein Ergänzungs- oder Mineralfutter nachhelfen muss. Einfach etwas zuzufüttern, ist nicht sehr sinnvoll und kann unter Umständen zu Problemen durch eine Überversorgung führen.

Barfen bei Erkrankungen

Natürlich kann auch ein kranker Hund gebarft werden, jedoch sollte man gut darauf achten, was man seinem Hund füttert. Je nach Erkrankung kann man den Organismus durch Kräuter unterstützen, dies sollte aber nicht eigenmächtig erfolgen, sondern immer in Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt.

Krebserkrankungen
Auch Hunde, die an Krebs erkrankt sind, dürfen gebarft werden. Es sollten aber ein paar Dinge beachtet werden: Glukose fördert das Wachstum von Tumorzellen (es handelt sich dabei um vom Körper umgewandelte Kohlenhydrate). Somit steht fest, dass kohlenhydratreiche Futtermittel für krebskranke Hunde ungeeignet sind. Das Schöne am Barfen ist, dass Sie selbst entscheiden können, was Ihr Hund fressen soll und was nicht. Auch schwer verdauliche Kost sollte gemieden werden, da der Hundekörper seine Energien an anderer Stelle benötigt. Um ausreichend Energie zuzuführen, kann z.B. Fett gefüttert werden. Wichtig sind Omega-3-Fettsäuren und hochwertige Proteinquellen. Bei der Fleischwahl sollte auf Rind verzichtet oder nur in geringem Maße gefüttert werden.

Epilepsie
Hunde, die an Epilepsie erkrankt sind und bereits einen Anfall hatten, sollten komplett auf Getreide verzichten, da dieses für den Körper Stress bedeutet und Stress ein Auslöser für Epilepsie ist. Es empfiehlt sich, dem Hund ausschließlich natürliche Nahrungsmittel anzubieten – im besten Fall sogar in Bio-Qualität. Zucker sollte gemieden werden, wobei Honig gefüttert werden darf.
Neben Getreide werden noch folgende Kräuter zu Epilepsie-Auslösern gezählt: Salbei, Rosmarin, Ysop und Fenchel. Auch Hefe sollte vermieden werden.
Der Organismus kann über Hagebuttenpulver mit ausreichend Vitamin C versorgt werden. Auch kann Heilerde zugefüttert werden, da sie eine entgiftende Eigenschaft besitzt.

Bauchspeicheldrüsenerkrankungen
Wie bei vielen Erkrankungen sollte auch bei Problemen mit der Bauchspeicheldrüse auf Getreide verzichtet werden. Ein Grund dafür ist, dass die Bauchspeicheldrüse Enzyme produziert, die für die Verdauung verantwortlich sind. Der Hund sollte leicht verdauliche Zutaten erhalten, z.B. mageres Muskelfleisch, denn auch für die Fettverbrennung werden die Enzyme der Bauchspeicheldrüse benö- tigt. Sehr gut kann Heilerde zugefüttert werden, da sie beruhigend auf den Magen wirkt. Bei Obst sollte auf niedrigen Fruchtsäuregehalt geachtet werden.

Herz-Kreislauferkrankungen
Um den Organismus so wenig wie möglich zu belasten, sollte das Futter des Hundes auf mehrere Mahlzeiten verteilt werden. Zusätzlich kann auf leicht verdauliche Nahrungsmittel zurückgegriffen werden. Gut für den Hund sind entwässernde Gemüsesorten und Kräuter. Außerdem Taurin, das der Hund über die Fütterung von Herzen aufnehmen kann. Weißdorn gilt als gutes Herzmittel und kann dem Hund zugefüttert werden. Sollte der Hund an Fettleibigkeit leiden, muss er unbedingt abnehmen, denn gerade bei dieser Erkrankung ist es wichtig, auf das Gewicht zu achten.

TANJA SCHOLLYTANJA SCHOLLY

TIERHEILPRAKTIKERIN
MOBILE PRAXIS IN ESSEN

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