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Hunde und Emotionen - Was fühlen unsere Vierbeiner?

Wie fühlen unsere Vierbeiner?

Fotos: © TRasulov - stock.adobe.comKein Hundehalter wird je bezweifeln, dass sein Hund Gefühle hat: Trauer, Nervosität, Ruhe, Stress, Wut, Angst und sogar  Humor lassen sich klar erkennen, wenn man sein Tier beobachtet. Interessant ist, wie ein Hund seine Emotionen zum Ausdruck bringt. Wer kennt ihn nicht, den Blick in die Augen seines Hundes, um zu verstehen, was er empfindet. Die Augen  sind das Spiegelbild der Seele – und wer/was beseelt ist, fühlt auch!

Die Gefühlswelt eines Hundes

Aktuell haben wir zwei Hunde: einen Senior-Hund von fast 11 Jahren und eine junge Hündin (2). Ich erlebe die Gefühlswelten unserer Tiere tagtäglich und kenne mich bestens darin aus, was die Hunde ausdrücken wollen – sowohl durch ihre Körpersprache als auch durch ihre Emotionen. Letztere sind ebenso vielfältig und bunt wie unsere eigenen Gefühle. Bis auf Angst und Panik, die sich immer extrem und auffallend bei Tieren darstellen, lernt man als Mensch und Hundehalter, die Ausdrucksformen seines Hundes recht bald zu interpretieren und zu verstehen – vor allem auf emotionaler Ebene.

Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde Hunden die Fähigkeit zu fühlen abgesprochen. Heute wissen wir, dass es vollkommen anders ist: Tiere fühlen! Hunde und Katzen verfügen sogar über ein sehr weites Spektrum an Gefühlen – bei Hunden wird dies inzwischen wissenschaftlich immer intensiver untersucht. Da in den letzten Jahrzenten immer mehr Menschen mit einem oder mehreren Hunden zusammenleben, ist das Interesse an Themen, die unsere Hunde betreffen, ungemein gewachsen.
Methoden, um Gefühle nachzuweisen, die zunächst für uns Menschen entwickelt wurden, können und werden nun auch für Hunde genutzt, da sie bei diesen ebenso einsetzbar sind und funktionieren. Schon lange können wir elektrische Impulse messen, die vom Gehirn ausgehen, Lügendetektoren z.B. arbeiten mit dieser Methode. Und auch der Herzschlag eignet sich als Indikator für Gefühle.
Lange war die Wissenschaft, die sich mit Hunden auseinandersetzte, kaum vorhanden. Das hat sich massiv geändert, man verwendet sogar modernste Techniken wie Computeroder Kernspintomographen, um „in den Hund hineinschauen zu können“. Dies ermöglicht es z.B., ein Gehirn bei der Arbeit zu beobachten.

Bei diesen Untersuchungen ließ sich erkennen, dass sich das Gehirn des Menschen und des Hundes auffallend ähneln. So werden z.B. bei Menschen, die ihren Hund sehen, die gleichen Hirnregionen aktiv wie beim Anblick ihrer Kinder. Bei Hunden verhält es sich genauso, nur dass diese Gehirnregionen bereits aktiv werden, wenn sie ihr Herrchen oder Frauchen nur riechen! Von ihren feinen Instinkten, wie etwa 5 Minuten, bevor ein Familienmitglied nach Hause kommt, aus dem Schlaf zu erwachen, reden wir gar nicht erst. Hierfür sind vielmehr die energetischen Strukturen des Hundes verantwortlich. Sieht man jedoch einen fremden Menschen oder fremden Hund, bleiben diese Gehirnregionen inaktiv. Lediglich bei vertrauten, uns ans Herz gewachsenen Menschen oder Tieren lässt sich eine solche Gehirnaktivität beobachten, die im Nucleus caudatus abläuft, dem Vertrauens- und Belohnungszentrum im Gehirn. Schon wenn der Hund uns anschaut, springt dieses Zentrum an. Die Gefühlsmessungen im Gehirn eines Hundes entsprechen unseren Gefühlen, wenn wir unseren Hund täglich erleben dürfen.
Und das ist ein Gefühl besonderer Tiefe und gegenseitigerVertrautheit. Schließlich bilden wir uns ja nicht nur ein, dass unser Hund mit uns verbunden ist – wir „fühlwissen“ es.

Fazit

Foto: © Fly_dragonfly - stock.adobe.com, Cynoclub – FotoliaEmotionen sind auch beim Hund seelische und körperliche Reaktionen im Gehirn, die durch die Wahrnehmung eines Signals ausgelöst werden. Das Signal kann beim Hund auch der Anblick eines anderen Hundes sein. Im Hundegehirn läuft folgender „Film“ ab:
„Bekannt – Kumpel – nett – hingehen – beschnuppern“ oder „Unbekannt – Feind – gefährlich – weglaufen – Stress – knurren“
Die Fähigkeit zu emotionalen Zuständen hat sich vor vielen Millionen Jahren in der Evolution entwickelt. Emotionen spielen eine extrem wichtige Rolle bei Entscheidungsprozessen. Kein Wirbeltier ist überlebensfähig, wenn es emotionslos oder „emotional flach“ reagieren würde. Grundsätzlich geht es jedem Lebewesen immer um die Optimierung des eigenen Zustandes – Emotionen sind nötig, um dieses Ziel zu erreichen. Wenn ein Hund z.B. Angst oder Freude empfindet, hat das Hundegehirn einem Umweltsignal eine bestimmte Wertigkeit zugeordnet, wie etwa „Feind = negativ“ oder „Futter = positiv“. Damit kann das Gehirn einen „Aktionsplan“ entwerfen und ein Verhaltensmuster starten, das die beste Verhaltensstrategie für die jeweilige Situation ist, z.B. „weglaufen“ oder „hingehen und fressen“. Der Hund entscheidet sich für das Verhalten, womit er in genau diesem Moment subjektiv am besten seinen Zustand optimieren kann; ob das jeweilige Verhalten anderen gefällt oder nicht und ob der Besitzer es gut findet oder nicht.

Stress als Empfindung

Unsere Hunde empfinden Stress, wenn sie durch etwas erregt werden oder in eine unbekannte Situation geraten, die für sie nicht einschätzbar ist. Stress kann somit nicht verhindert werden, Angst und Unsicherheit aber schon. Lassen sich Anzeichen für Angst oder Unsicherheit erkennen, ist die Situation für den Hund eindeutig negativ. Hier sollte der Hundehalter aktiv werden. Sehr lang anhaltende Stresszustände, z.B. bei überschwänglicher Freude, sollten ebenso verhindert werden, da eine länger andauernde Ausschüttung von Stresshormonen negative Auswirkungen auf das Gehirn hat. Immer wenn der Hund Stress empfindet, erhöht sich der Level seiner Stresshormone. Die Produktion von Kortisol steigt erheblich an. Da Kortisol in den Blutkreislauf gelangt, bereiten sich Körper und Geist des Hundes darauf vor, einer belastenden Situation zu begegnen. Folge ist eine Ausschüttung der „Notfallhormone“ Adrenalin und Noradrenalin. Auch sie versetzen den Körper in erhöhte Alarmbereitschaft: Der Pulsschlag erhöht sich, das Herz pumpt schneller, der Blutdruck steigt. Das bewirkt eine bessere Durchblutung der Muskulatur und eine Erweiterung der Bronchien. Gleichzeitig wird die Aktivität von Magen und Darm heruntergefahren, da diese Organe im Moment nicht gebraucht werden. Somit herrschen beste Voraussetzungen für einen beherzten Angriff oder eine rettende Flucht. Energie wird für eine einmalige kurzfristige Höchstleistung bereitgestellt. Es kommt zu einer immensen Kraftentfaltung, einer blitzartigen Mobilmachung sämtlicher Körperreserven und weiterhin zu einer schmerzhemmenden Wirkung. Absolut alles, was den Hund in außergewöhnlicher Weise fordert, aktiviert sofort sein Stresshormonsystem. Beruhigt sich dieses System nicht schnellstens, bleibt die Kortisol- und Adrenalinkonzentration erhöht. Das schadet der Gesundheit, da andere Vorgänge im Körper vorübergehend blockiert werden.
Stress ist ursprünglich von der Natur auf eine gewisse Kurzfristigkeit ausgerichtet. Es verhält sich genauso wie bei uns Menschen: Gelegentlicher Stress beflügelt Geist und Körper, Dauerstress hemmt und macht krank. Mensch und Hund unterscheiden sich in puncto Stress also überhaupt nicht: Disstress (negativer Stress) ist auch für uns Menschen kein gesunder Zustand – Eustress (positiver Stress) oftmals aber auch nicht. Alles, was „zu viel“ oder „zu wenig“ ist, ruft ungesunde Dysbalancen im Organismus hervor.
Überwiegt beim Hund der Erregungszustand, ohne dass Angst zu spüren ist, lassen sich lediglich erhöhte Aktivitäten wie Hecheln, Schwanzwedeln oder der Versuch einer Kontaktaufnahme mit einem Menschen oder anderen Hund feststellen. Die Körperhaltung des Hundes bleibt normal, die Ohren sind leicht nach hinten gelegt und die Mundwinkel im Normalzustand. Man kann hier durchaus von Freude sprechen, die der Hund empfindet, denn ein Stresszustand ist zwar vorhanden, aber der Hund ist positiv gestimmt.
Man sollte die Sprache und Ausdrucksweise seines Hundes genau erkennen und verstehen lernen, um hier differenzieren zu können.

Ausdruck von Hundegefühlen

Unsere Hunde zeigen uns in ihrem Ausdrucksverhalten ganz genau, in welcher Stimmung sie sind und was sie empfinden. Unsere junge Hündin Kira ist noch sehr ängstlich, aber auch ausgesprochen wachsam. Beide Eigenschaften – ihre Unsicherheit und Wachsamkeit – äußern sich meist durch intensives Bellen, das nur schwierig zu beenden ist. Es ist für sie ganz wichtig, dass wir auf ihre Aufmerksamkeit/Wachsamkeit ebenso achtsam reagieren, indem wir stets nachschauen gehen, warum sie den Gartenzaun anbellt. Meist erkennt sie dahinter lediglich unsere Nachbarn, die für sie bislang eine „meldepflichtige“ Gefahr darstellen. Da „ist jemand“, aber Kira kann noch nicht verstehen, was einen Nachbarn hinter dem Zaun von einem Einbrecher unterscheidet. Bellen und Melden würde sie in beiden Fällen.

Foto: © Fly_dragonfly - stock.adobe.com, Cynoclub – FotoliaBei Angst legen Hunde meist die Ohren nach hinten, ihr Blick ist nicht fokussiert und die Rute hängt schlapp herunter. Entwickelt der Hund dabei aber Stress, wie es bei unserer Kira häufig der Fall ist, schaut die Körpersprache vollkommen anders aus: Der Hund wirkt, als stehe er unter Strom, der Körper ist angespannt und bereit zur Flucht oder zum Angriff, die Rute hoch erhoben, Kopf und Ohren stehen aufrecht und der Hund bellt laut oder knurrt gefährlich, um seine Furcht zu verbergen.

Gerät ein Hund jedoch in Panik, rennt er kopflos über Stock und Stein, weil hier eine starke negative Emotion den Antrieb leitet. Wir Hundehalter sind wie Rudelführer und können viel für unsere Hunde tun. Es ist ausgesprochen wichtig, dass ängstliche Hunde lernen, dass sie uns vertrauen können. Indem wir ruhig bleiben und klare Befehle wie „Aus!“ oder „Ruhig!“ äußern, übernehmen wir die „Zügel“. Dabei sind ein paar Streicheleinheiten, wenn die Befehle befolgt wurden, absolut notwendig. Denn der Hund spürt, wenn wir uns freuen, und assoziiert, dass er etwas sehr gut gemacht hat. Diese Empfindungen sind positiv und erreichen ihn innerlich, daher wird er zukünftig immer öfter versuchen, durch sein Verhalten diese positiven Emotionen zu erzielen.

Kira hatte sehr große Probleme mit dem Vertrauen. Ich habe mich dann während eines Spaziergangs im Winter auf eine Bank im Wald gesetzt und Kira links und unseren Seniorhund Akim rechts neben mir platziert. Dann habe ich ein Leberwurstbrot ausgepackt und es brüderlich mit beiden Hunden geteilt. Das gemeinschaftliche Füttern hat bei Kira viel verbessert, denn Frauchen war auf einmal spannend! Dann hockte ich mich unterwegs hin und stöberte ein bisschen im Schnee herum. Sofort kam Kira neugierig angelaufen und schaute, was ich da unten auf dem Boden wohl entdeckt hatte. Es war nur ein Tannenzapfen, aber sie hatte Freude und Spaß. Folge war, dass ich sie an der Laufleine frei laufen ließ und ihr somit mein Vertrauen schenkte. Tatsächlich blieb sie immer in meiner Nähe und kam auf Pfiff sofort angerannt. Sie lernt nun mit mir gerne auch andere wichtige Dinge, arbeitet aber immer noch am Vertrauen. Sie ist ein Tierheim-Hund, hat viele ihrer Geschwister mit ihren neuen Hundehaltern weggehen sehen und kam dann als Welpe zu uns. Angst ist für sie also ein echtes Thema, das sich nur nach und nach durch Vertrauen innerhalb der Familie/Rudelführer reduzieren lässt. Wir sind noch dabei, Vertrauen aufzubauen, aber bereits auf einem sehr guten Weg.

Foto: © Fly_dragonfly - stock.adobe.com, Cynoclub – FotoliaTrauer ist eine Emotion, die bei Hunden ebenfalls stark zum Ausdruck kommt. Als vor 2 Jahren unser Tibet-Terrier Rudi im Alter von 15 glücklichen Jahren verstarb, blieb Akim, unser heutiger Senior, tieftraurig zurück. Akim trauerte sichtbar um seinen verstorbenen Freund und erholte sich auch im Laufe der folgenden Monate nicht. Wenn wir ihm Rudis Hundedecke nicht irgendwann weggenommen hätten, die für ihn viel zu klein war, würde er vielleicht heute noch daraufliegen und trauern. DieTraueräußerte sich darin, dass er nicht nur das Futter verweigerte, sondern sich an den Stellen im Haus hinlegte, an denen Rudi gerne gelegen hatte. Er begann viel zu schlafen – auffallend viel. Wir hatten das Gefühl, als wolle er seine Trauer auf diese Weise wegdrücken, und so wird es wohl auch gewesen sein. Er nahm nicht mehr rege und freudig am Alltagsleben teil und war wie ausgewechselt. Akim trauerte über ein halbes Jahr, bis Kira zu uns kam. Doch Akim nahm sie nicht freudig an – im Gegenteil: Er fand es ausgesprochen unangemessen, dass wir einen Welpen aufgenommen hatten, und das ließ er uns deutlich spüren. Inzwischen sind beide Hunde ein tolles Team und verstehen sich großartig. Die lebendige, junge Kira brachte nach und nach wieder Schwung in Akims Leben. Für Kira ist Akim der eigentliche Rudelführer der Familie. Aber das ist normal, wenn man mehrere Hunde hat – einer der Vierbeiner muss das Sagen haben. Es gibt auch Hunde, die sich aus Trauer auf das Grab ihres verstorbenen Hundehalters legen und sich nicht von der Stelle rühren. Der Hund des Komponisten Richard Wagner war ein solcher und wurde daher nach seinem Tod neben seinem Herrchen begraben. Hunde vermissen ihre Menschen, wenn diese sterben. Und Vermissen und Trauer liegen nicht sehr weit voneinander entfernt.

Freude ist eine Emotion, die wir bei Hunden häufig beobachten können. Hunde sind reine, energetische Wesen ohne Arg und List und vollkommen natürlich in ihrem Sein, sodass Hinterlist nur durch ihre Lebensumstände entstehen kann. Ein Hund, der alleine auf der Straße lebt und sich Nahrung suchen muss, ist wesentlich gerissener als ein Familienhund, der regelmäßig mit Futter versorgt wird. Freude ist für Hunde ein erregter, aber positiver Zustand. Ob die Freude, die sie empfinden, mit der unsrigen vergleichbar ist, ist schwer zu sagen. Hunden geht es primär stets um eines: der Optimierung ihres eigenen Zustands. Wenn sie uns eine Freude machen können, indem sie sich über unsere Rückkehr freuen, dann werden sie es tun. Das hat nichts mit Berechnung zu tun, es ist vielmehr eine Art energetischer Austausch. Hunde lernen an unseren Verhaltensweisen, was wir uns von ihnen wünschen, und was nicht. Beißt ein Hund, schimpfen wir ihn und der Hund spürt, dass wir ihm nicht wohlgesonnen sind. Freut er sich und begrüßt uns überschwänglich, wenn wir nach Hause kommen, spürt er, wie sehr wir uns über seine Begrüßung freuen und wird sein Verhalten gerne wiederholen.

Bei aller Verbundenheit zu unseren Hunden und all dem, was sie uns durch ihr Dasein schenken, dürfen wir nicht vergessen, dass es Tiere sind, die unsere Zuwendung, unsere Liebe und vor allem unseren Schutz brauchen.
Wir erhalten von ihnen unglaublich viel dafür zurück – und das ist es, was zählt!

ANDREA LIPPERTANDREA LIPPERT
HEILPRAKTIKERIN

PRAXIS IN BAD SEGEBERG

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