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Heilpflanze Lavendel: Das blaue Wunder

Serie

Bei dem Gedanken an Lavendel kann man den Frühling förmlich fühlen, sieht die blau blühenden Felder der Provence vor sich und fühlt sich umhüllt vom intensiv-aromatischen Duft der blauen Blüten. In Frankreich gilt Lavendel als Seele der Haute Provence, als blaues Gold der Bauern. In alten Klostergärten ist er seit langem auch als Heilpflanze beliebt. Das kostbare ätherische Öl lässt sich vielseitig einsetzen und kann manchmal auch bei Tieren zu therapeutischen Zwecken verwendet werden.

DAS BLAUE WUNDER

Die Namensherkunft des Lavendels ist umstritten. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass der Name Lavendel sich vom lateinischen „lavare“ ableitet, was soviel wie „waschen“ bedeutet, da die duftenden Blütenblätter im alten Rom als Bade- und Waschzusatz verwendet wurden. In Frankreich diente er lange Zeit als Pest- und Cholerarbekämpfer sowie als Duftgeber zahlreicher Parfumessenzen. Als Heilpflanze wurde Lavendel im 12. Jahrhundert entdeckt, als die Benediktinerin und Gelehrte Hildegard von Bingen das Pflanzenextrakt als Mittel gegen Kopfläuse einsetzte. Es gibt verschiedene Arten von Lavendel, deren gemeinsames Merkmal die intensive blaue Blütenfarbe ist. Als Heilpflanze findet heute allerdings fast ausschließlich der „Echte Lavendel“ (Lavendula angustifolia) mit seiner beruhigenden, krampflösenden und antiseptischen Wirkung Verwendung. Homöopathisch gilt Echter Lavendel als Seelenpflanze für Ruhe und Nervenstärke, der Stress, Migräne und Schlafbeschwerden lindert.

Heilpflanze LavendelDUFTEND WIRKSAM

Echter Lavendel ist ein Halbstrauch, der eine Wuchshöhe von 30 bis 60 Zentimeter erreicht. Er gehört zur Gattung der Lippenblütler, blüht von Juni bis August und ist auf den trockenen, sonnigen Hängen des Mittelmeerraums beheimatet. Seine wirksamen Inhaltsstoffe finden sich in den Blüten, aus denen letztlich auch die therapeutisch einsetzbaren ätherischen Öle gewonnen werden. Lavendelblätter enthalten Cumarine, Triterpene, Gerbstoffe und Phenolcarbonsäuren. Gewonnen wird Lavendelöl per Wasserdampfdestillation aus den blühenden Rispen und Stängeln. Es zählt zu den ätherischen Ölen und wirkt daher gut über die Atemwege und die Haut. Beim Menschen hilft es hervorragend bei kleineren Verbrennungen, Hautabschürfungen, Schnittwunden, Entzündungen und Mückenstichen. Tiere entwickeln auf starke Düfte oftmals eine Abwehrhaltung, sodass das Öl vor Anwendung vorsichtig getestet werden sollte.

DIE DOSIS MACHT’S

Lavendel ist eine ungiftige Pflanze, aber bei allem, was therapeutisch Anwendung findet, gilt der Grundsatz: Die Dosis macht das Gift. Ätherische Öle sind hochkonzentrierte Mittel, die als hochwirksam, aber nicht als nebenwirkungsfrei einzustufen sind. Daher sind diese Öle nicht für eine Daueranwendung geeignet und sollten nur dann zum Einsatz kommen, wenn eine Indikation auch wirklich vorliegt.

Heilpflanze Lavendel

BEI KATZEN IST VORSICHT GEBOTEN

Tiere reagieren oft sehr sensibel auf starke Gerüche, sodass bei Verwendung des ätherischen Öls über eine Duftlampe, im Sinne der Aromatherapie, dem Tier die Möglichkeit gegeben werden sollte, den Raum verlassen zu können. Bei Katzen sollte Lavendel generell nur sparsam angewendet werden, da es bei zu starker Inhalation zu Stoffwechselproblemen in der Leber und damit zu Vergiftungserscheinungen kommen kann. Ansonsten kann die Aromatherapie bei Tieren eine gute Therapieunterstützung sein. Gerade Pferde sprechen sehr gut auf ätherische Öle an und reagieren meist neugierig auf verschiedene Düfte. Akzeptiert ein Pferd den intensiven Geruch des Lavendelöls, so kann dieses äu-ßerlich zur Insektenabwehr, zur Behandlung kleinerer Wunden, Ekzeme und Insektenstiche gut verwendet werden. Aber auch bei Stress, ausgelöst z. B. durch den Lärm an Silvester, kann Lavendel eine extrem beruhigende Wirkung entfalten. Zusätzlich wirkt es antimykotisch und kann daher äußerlich auch bei Hautoder Hufpilzinfektionen eingesetzt werden.

Hunde sprechen zwar meist sehr gut auf Aromatherapien an, lehnen Lavendel aber aufgrund des intensiven Geruchs oft ab. Daher wird Lavendel bei Hunden meist innerlich angewendet, insbesondere bei Verdauungsbeschwerden, Blähungen und Entzündungen im Bereich der Magen-Darm-Schleimhaut. Das ätherische Öl und die Cumarinderivate regen die Sekretion von Verdauungssäften an. Die Speicheldrüsen werden direkt und über den Nervus vagus innerviert, sodass die Magensäuren- und Gallensaftsekretion reflektorisch angeregt werden. Insgesamt ist Lavendel aber beim Einsatz an Tieren eher kritisch zu betrachten, sodass vor der Anwendung unbedingt ein Akzeptanztest durchgeführt werden sollte. Dazu genügt es, das Tier via Duftlampe oder eines kleinen Tropfens auf der Haut schnuppern zu lassen und zu beobachten, ob ihm der intensive Geruch behagt, oder nicht.

Dr. Isa FoltinDr. Isa Foltin
Tierärztin, Radiologin, Diplom-Journalistin
Tätigkeitsschwerpunkte: Medizinjournalismus für Pharmafirmen, Wissenschafts- und Publikumsmedien, vergleichende Radiologie bei Mensch und Tier, Spezialgebiet Kernspintomographie (MRT), Fachkunde in Nuklearmedizin
Sonstiges: Dozentin an den Paracelsus Schulen, Redakteurin bei der Mittelbayerischen Zeitung, Chefredakteurin des Magazins „tiere life“, Redakteurin des VDT-Magazins „Mein Tierheilpraktiker“
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Fotos: ©Shutterstock

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