Skip to main content

Fallstudie: Endometriose beim Kaninchen. Ein frühzeitiges Erkennen ist wichtig

Endometriose beim Kaninchen

Kaninchen zeigen fast immer zu spät, dass sie krank sind. Das ist eine natürliche Verhaltensweise, da kranke Tiere aus dem „Rudel“ ausgeschlossen werden.

Die Patientin ist eine knapp 3-jährige Zwerghäsin mit Blutungen aus der Harnröhre sowie massiven Verhaltensauffälligkeiten. Diagnostiziert wurde eine Endometriose.

Erkrankungsbild

Die Endometriose ist eine krankhafte, überschießend-chronischschmerzhaft verlaufende, nicht heilbare Wucherung bzw. Verdickung der Gebärmutterschleimhaut. Beim Menschen ist diese Erkrankung seit langem bekannt, denn etwa 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter sind davon betroffen. Im Tierbereich kommt eine Endometriose eher selten vor, jedoch zeigen sich immer wieder Fälle mit tödlichem Ausgang. Weibliche Kaninchen im Alter von ein bis drei Jahren sind besonders häufig betroffen. Bei der Endometriose kommt es zu Versprengungen von Gebärmutterschleimhaut aus dem Beckenraum in andere Organe. Diese so genannten Endometrioseherde können sich in einzelnen Darmabschnitten, im Bauchfell, in den Eierstöcken, in der Scheide, im Enddarm sowie in den Lungen und im Gehirn einnisten, wobei letzteres nur sehr selten betroffen ist. Im Falle einer Absiedelung in den Enddarm können Verstopfung, Durchfall oder im schlimmsten Fall Darmblutungen die Folge sein.

Die krankhaft überschießende Wucherung der Gebärmutterschleimhaut ist zyklusabhängig und kommt besonders bei Kaninchen zum Tragen, da diese ständigen Zyklusschwankungen ausgesetzt sind. Kommt es im Laufe der Zeit zu einer Versprengung der Gebärmutterschleimhaut, kann sich die Gebärmuttermuskulatur nicht mehr richtig zusammenziehen und die Tiere zeigen massive hellrote Blutungen, die kaum mehr zu stoppen sind. Diese Problematik zeigte sich auch bei unserer Patientin.

Das Aussehen von Endometrioseherden differenziert stark. Sie können rötlich-bräunlich, punktförmig, zystenartig oder mit weißlichen Auflagerungen besiedelt sein. Sie breiten sich über den Blutweg oder das Lymphsystem im Körper aus und siedeln sich willkürlich an „falschen“ Stellen an. Die Ausbreitung kann schleichend über mehrere Jahre erfolgen. Bei unserer Patientin, der Häsin, war die Gebärmutterschleimhaut deutlich verdickt und es bildeten sich Zysten an den Eierstöcken, die etwa 0,5 Zentimeter missten, bei einer normalen Eierstockgröße von maximal 1,5 Zentimeter.

Endometriose beim Kaninchen

Physiologisch besteht die Gebärmutter aus mehreren Anteilen: der inneren Schleimhaut, dem Endometrium, der Muskelschicht, dem Myometrium und der äußeren Bindegewebshaut, dem Perimetrium. Blutet eine Häsin aus der Harnröhre, so kann das ein Hinweis auf einen entzündlichen Prozess der Gebärbutter (z. B. eine Pyometra = Gebärmuttervereiterung), auf geplatzte Eierstockzysten oder auf Blasensteine sein.


Ursachen für eine Endometriose

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, warum es zur Ausbildung einer Endometriose kommen kann. Eine mögliche Ursache ist eine Störung des Hormon- und Immunsystems. Dieses endokrine System koordiniert zusammen mit dem Nervensystem die Funktion der unterschiedlichen Organsysteme des Körpers. Dadurch könnten sich die Verhaltensauffälligkeiten unserer Häsin erklären, die im Wechsel agressiv und bissig und dann wieder ganz lieb war. Eine weitere mögliche Ursache ist eine genetische Veranlagung für die Entwicklung einer Endometriose. Dabei wird bereits vor der Geburt ein Endometrium an falschen Stellen, also außerhalb der Gebärmutter, angelegt. Aber auch Umweltgifte, darunter vor allem Dioxin, werden als Ursachen diskutiert.


Wichtige Hinweise, die bei einem Kaninchen für eine Endometriose sprechen können.

In der Regel zeigen Kaninchen, die an einer Endometriose leiden, abhängig von der Lokalisation des Endometrioseherdes, deutliche Verhaltensauffälligkeiten mit gesteigerter Reizbarkeit im Wechsel zu Schmusebedürftigkeit, einen gesteigerten Sexualtrieb, Scheinträchtigkeit, Aufgasungen im Magen-Darm-Bereich, Verdauungsprobleme (Verstopfung oder Durchfall), verminderten Appetit, trotz physiologischer Zahnstellung und Blutungen aus der Harnröhre. Im Endstadium der Erkrankung zeigen sich meist anale Blutungen.

Behandlungsmöglichkeiten

Endometriose beim Kaninchen

Die tierärztliche Versorgung unserer Patientin besteht in einer operativen Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke (Ovariohysterektomie). Vor und nach der OP kann die Patientin in der Tierheilpraxis homöopathisch behandelt werden. Hierzu stehen verschiedene homöopathische Komplexmittel zur Verfügung. Im Anfangsstadium einer Endometriose haben sich Hormeel, Ovarium compositum, Coenzyme compositum und Mucosa compositum bewährt. Im Endstadium einer Endometriose kann man mit Lachesis D12 bei Ovarialzysten links, Apis mellifica D4, D6 oder D30 bei Ovarialzysten rechts, mit Aurum D6 oder D12 bei beidseitigen Ovarialzysten, mit Aristolochia clematitis D4, Sabina D6, Sepia D6 und Millefolium D4, D6 oder D12 bei Blutungen aus den Geschlechtsorganen behandeln.

Endometriose beim Kaninchen

Leider können auch nach einer Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke weiterhin Endometrioseherde wuchern, da die verantwortlichen Hormone nicht von der Gebärmutter, sondern von der Hirnanhangdrüse gebildet werden. Daher empfiehlt es sich prophylaktisch eine Ultraschalluntersuchung von Gebärmutter und Eierstöcken beim Tierarzt machen zu lassen. Das kann Ihrem Kaninchen das Leben retten.

Ausgang unseres Falles

Trotz sofortiger Notoperation durch einen Tierarzt konnte die Häsin aus unserem Fall nicht gerettet werden. Kaninchen haben eine geringere therapeutische Breite als etwa Hunde oder Katzen, deshalb ist es gerade bei diesen Tieren wichtig, einen prophylaktischen Ultraschall durchführen zu lassen und sie in ihrem Verhalten genau zu beobachten. Bei frühzeitiger Einleitung entsprechender Mittel bestehen gute Chancen, den Kaninchen zu helfen, auch wenn sie evtl. eine dauerhafte homöopathische Einnahme benötigen!

Endometriose beim KaninchenMelanie Bleyle 
Tierheilpraktikerin & Tierhomöopathin in Winnenden

Tätig in einer Praxis für Hundephysiotherapie und zwei Hundesalons
Tätigkeitsschwerpunkte: Tierhomöopathie, Miasmentherapie, Edelsteintherapie beim Tier, Bach-Blütentherapie beim Tier, Ernährungsberatung mit Futterplanerstellung, Farblichttherapie, Tiersitting
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!



< zurück