Barfen bei Haustieren: Grundlagen
Was genau bedeutet eigentlich das Wort „Barf“? Im Englischen ist es die Abkürzung für „bones and raw food“, im Deutschen kennt man es unter „biologisch artgerechte Rohfütterung“. Aus diesem Namen leitet sich auch der Sinn dieser Fütterungsmethode ab.
Verschiedene Varianten von Barfen
Die Rohernährung des Hundes ist mittlerweile eine beliebte Alternative zu Trockenfutter und Dosenfutter, um dem Hund eine artgerechte Ernährung bieten zu können. Hier gibt es unterschiedliche Varianten der Rohfleischernährung. So kann ich meinem Hund z. B. ein ganzes Beutetier zum Fressen geben, das vom Hund selbst zerlegt und in der Regel komplett verzehrt wird. Das beliebteste Modell ist das klassische Barfen. Aber was genau bedeutet das und kann es jeder seinem Hund anbieten?
Häufig hört man vom Barfen mit Supplementen, und dies bedeutet im Grunde nichts anderes als das Zusammenstellen oder Nachahmen eines Beutetieres. Der Hund bekommt die einzelnen Komponenten des eigentlichen Beutetieres in Form von Muskelfleisch, Innereien und Knochen. Hinzu kommen eventuell Zusatzmittel, dies ist aber von Hund zu Hund unterschiedlich. Um einen Mangel ausschließen zu können, empfiehlt es sich, regelmäßig ein Blutbild anfertigen zu lassen. Bei dieser Variante kommen noch Gemüse, Obst und Kräuter hinzu, um dem Hund auch den vegetarischen Mageninhalt seiner Beute füttern zu können, denn der Magen wird von Wölfen ebenfalls verzehrt. Theoretisch kann jeder seinem Hund die Rohfleischernährung anbieten, egal in welchem Alter, allerdings gibt es ein paar Dinge, die man beachten muss.
Vorbild Wolf
Der Wolf (Canis lupus) ist der Vorfahre unserer Haushunde (Canis lupus familiaris). Er ernährt sich von seinem Beutetier mit allem, was es bietet. Zusätzlich sammelt er Beeren und Kräuter, frisst Wurzeln und Baumrinden. Somit kann man sehen, dass auch der Wolf kein reiner Fleischfresser ist. Bei manchen Hunden kann man auch heute noch beobachten, dass sie Wurzeln ausgraben und fressen, oder im Garten oder in der Natur Beeren. Hin und wieder stand auch durchaus einmal Aas auf dem Speiseplan, wenn kein frisches Beutetier erlegt werden konnte. Wer bereits barft, wird bemerkt haben, dass unsere Hunde das Fleisch noch mehr lieben, wenn es bereits etwas stärker riecht. So gehen Hunde mit Gartenauslauf durchaus hin und vergraben etwas von ihrem Futter, um es später wieder auszugraben und zu fressen.
Rein von der Verdauungsphysiologie unterscheiden sich der Canis lupus und der Canis lupus familiaris nicht, hier hat sich im Laufe der Zeit nichts geändert. Wenn man darüber nachdenkt, dass sich der Wolf, je nach erlegtem Beutetier und Rudelgröße, auch mal mehrere Tage von einem Beutetier ernährt hat, kommt die Frage auf, wie das mit Bakterien ist, die sich im Fleisch bilden.
Der Wolf besitzt eine Magensäure mit einem pH-Wert von 1 oder < 1, somit ist diese sehr sauer.
Im Vergleich dazu hat die menschliche Magensäure einen pH-Wert von 5 und ist damit nur gering sauer.
Die auf dem Fleisch befindlichen Bakterien können bei einem pH-Wert von < 3 nicht überleben. Der Mensch hat aufgrund der nur leicht säuerlichen Magensäure öfter Probleme mit Bakterien, insbesondere mit Salmonellen. Der Wolf hingegen hat mit Salmonellen keinerlei Probleme, da die Magensäure zu stark ist, als dass diese Bakterien Schaden anrichten könnten – genauso ist es auch bei unseren Hunden. Die Darmflora wird durch diese Ernährung sehr gut aufrechterhalten und trägt immens zur Gesunderhaltung unserer Hunde bei, denn der Darm ist unser größtes Abwehrzentrum. Die Antikörper produzierenden Zellen liegen zu 75 % in der Oberflä- che der Darmschleimhaut, somit erklärt sich auch das Sprichwort „Gesunder Darm ist gleich gesunder Hund“. Dies ist natürlich nur zu einem gewissen Prozentsatz übertragbar, da auch andere Faktoren eine Rolle bei der Gesunderhaltung unserer Hunde spielen.
Worauf beim Barfen geachtet werden muss
Wichtig ist ein gesundes Verhältnis von Kalzium (Ca) und Phosphor (P). Hier liegt das Verhältnis bei 1,3 : 1 (Ca : P). Das Verhältnis sollte 2 : 1 auf keinen Fall übersteigen. Das Problem bei einer Mangelversorgung mit Kalzium ist, dass der Organismus sich das benötigte Kalzium aus den Knochen holt und somit die Knochen nach und nach schwächt.
Ein Kalbsbrustknochen hat ein Verhältnis von 2,2 : 1 (Ca : P), reines Muskelfleisch 0,07 : 1 (Ca : P). So wird schnell klar, dass die Fütterung ausschließlich mit Muskelfleisch nicht ausreicht. Wer keine Knochen füttern will oder kann, hat die Möglichkeit, z.B. auf Fleischknochenmehl zurückzugreifen, um dem Hundekörper wieder zu einem guten Ca-P-Verhältnis zu verhelfen. Eierschalenpulver enthält auch eine große Menge Kalzium, eignet sich aber nicht als Knochenersatz.
Ein fataler Irrtum ist es, anzunehmen, dass man auch über Milchprodukte ausreichend Kalzium dem Körper zuführen kann. Milch z.B. hat ein Ca/PVerhältnis von 3 : 5, also einen deutlichen Phosphorüberschuss. Beachtet werden muss auch, dass bei Welpen und laktierenden Hündinnen der Kalziumbedarf deutlich erhöht ist.
Wirkung nach außen
Hunde, die korrekt mit der Rohfütterung ernährt werden, haben ein sehr gutes Erscheinungsbild, hierzu zählen u.a. ein weiches, dichtes und glänzendes Fell, leuchtende Augen und gute Krallen. Auch die Zähne eines gebarften Hundes sehen glänzender aus und sind nicht so anfällig für Zahnstein. Hierdurch wird deutlich, dass der Hund mit mehr Komponenten versorgt wird, die er benötigt, als ein Hund, der Trockenfutter bekommt.
Mythen und Wahrheiten in der Welt der Rohfleischernährung
Ein Mythos, der sich seit vielen Jahren hält und immer wieder angesprochen wird, ist: „Wird der Hund durch die Rohfleischernährung nicht aggressiv und blutrünstig?“
Ganz klares Nein! Der Ursprung dieses Mythos wird im Blutanteil der Nahrung vermutet, doch auch wenn der Hund Blut aufnimmt, wird sich dadurch nicht sein Wesen ändern. Die Fütterung von Blut ist für den Hund sehr wichtig, denn dieses beinhaltet sehr viele Mineralien und Spurenelemente. Als Beispiel die Empfehlung, bei einem 15 kg schweren Hund 100 – 150 ml Blut in der Woche zu füttern, aber dies ist im Muskelfleisch nicht mehr in einer solchen Menge vorhanden.
Auch das Reißen von Wildtieren hält sich durch den Mythos der Blutrünstigkeit und Aggressivität. Hier muss man ganz klar sagen, dass ein Hund, der gebarft wird, nun nicht anfängt, sein Futter selber zu jagen. In der Regel habe ich dann einen Hund mit ohnehin ausgeprägtem Jagdinstinkt, an dem gearbeitet werden muss. Es sollte also der Grund nicht in der Nahrung gesucht werden, sondern in der Veranlagung des Hundes.
Genauso werden oft Salmonellen, andere Bakterien und Pilze als schädlich für den Organismus hingestellt. Wie bereits erklärt, haben diese bei einem derart sauren pH-Wert der Magensäure keine Chance, einen Schaden anzurichten.
Oft hört man, dass ein Hund durch Rohfleischernährung einen Mangel erleidet. Dieser Mythos ist bedingt wahr. Barfen ist keine Wissenschaft, dennoch sollten einige Dinge gewusst und beachtet werden. Wenn ich mich beim Füttern an die Grundregeln halte, erleidet der Hund keinen Mangel durch die Ernährung. Jedoch ist es anzuraten, regelmäßig ein Blutbild machen zu lassen, um die Werte zu überprüfen. So kann man im Fall eines Ungleichgewichtes handeln, denn jeder Hund ist anders, ein für alle Hunde allgemeingültiges Rezept gibt es nicht. Es liegt am Halter, dies im Auge zu behalten.
Ein Mythos, der sich ebenfalls hält, betrifft das Splittern von Hühnerknochen. Hühnerknochen im rohen Zustand können sehr gut an den Hund verfüttert werden, denn diese splittern nur unter zwei Bedingungen: Entweder sind es die Knochen von älteren Tieren oder sie wurden erhitzt. Die Knochenanteile vom Huhn sind im rohen Zustand sehr gut verdaulich, im Vergleich zu anderen Knochen recht weich und reich an Kalzium. Daher eignen sie sich perfekt für Welpen, junge Hunde und solche, die gerade anfangen, Knochen zu fressen, aber auch alte Hunde, die nicht mehr so gute Zähne haben.
Bezugsquellen
Wer sich entschließt, seinen Hund mit Barf zu ernähren, wird nicht um die Frage herumkommen, woher er das Fleisch beziehen soll.
Es gibt drei Möglichkeiten: direkt beim Schlachter, in einem der ansässigen Barf-Shops oder über einen speziellen Online-Shop.
Alle Möglichkeiten haben ihre Vorund Nachteile. Welche man wählt, ist im Grunde egal, allerdings gibt es ein paar Punkte, auf die geachtet werden sollte.
Die Qualität und die Herkunft des Fleisches sind bedeutende Kriterien. Eine schlechte Fleischqualität kann den Hund nicht ausreichend versorgen. Die Herkunft ist besonders bei Pferdefleisch sehr wichtig; hier sollte darauf geachtet werden, dass das Tier in Deutschland geschlachtet wurde, und auch hier aufgewachsen ist. In Deutschland haben wir die Pflicht, für jedes Pferd einen Equidenpass zu führen, in dem verabreichte Medikamente und Impfungen eingetragen werden, die das Pferd bekommen hat. Besonders wichtig ist auf den ersten Seiten der Punkt „Schlachtpferd“ oder „Nicht Schlachtpferd“. Jedes Pferd kann als Schlachtpferd geführt werden, doch unterliegt man dann einigen Regeln bezüglich Medikamente. In der Regel sind diese auch teurer als die Medikamente, die ein nicht zur Schlachtung geeignetes Pferd bekommen darf, wodurch es insgesamt nur wenige Schlachtpferde gibt. Sollte eine Medikamentengabe dies veranlassen oder der Besitzer sich für eine Umtragung auf „Nicht Schlachtpferd“ entscheiden, so ist das später nicht mehr zu ändern. Ist einmal die Umtragung zu „Nicht Schlachtpferd“ gemacht worden, so wird dieses Pferd auch niemals in die Schlachtung für Lebensmittel gehen. Dieser Punkt ist besonders wichtig bei Hunden mit Allergie, denn im Ausland ist die Führung eines Equidenpasses keine Pflicht oder es gibt gar keine solchen Pässe. Dadurch ist auch nicht mehr nachvollziehbar, was das Pferd alles bekommen hat. Für einen Allergikerhund kann dies fatale Folgen haben, besonders dann, wenn noch eine Medikamentenunverträglichkeit vorliegt. Wer Fertigbarf bevorzugt, sollte sich die genaue Zusammensetzung anschauen und überlegen, ob dies für den eigenen Hund geeignet ist. Mittlerweile gibt es Schlachter, die sich auf Barf spezialisiert haben und Geschäfte mit eigenen Produkten im Verkauf haben. Einige führen auch spezielle OnlineShops zum Vertrieb von Barf-Produkten. Wer im Internet das Fleisch bestellen möchte, sollte darauf achten, dass der Versand in dafür vorgesehenen Kühlboxen erfolgt.
Lagerung von Barf
Die Lagerung des Futters ist meiner Meinung nach das häufigste Problem, aufgrund dessen einige Besitzer nicht barfen wollen oder können. Je nach Hundegröße benötigt man eine enorme Menge Fleisch pro Monat. Diese passt in der Regel nicht in den familiären Kühl- oder Gefrierschrank. Wer keinen Barf-Laden in der Nähe hat und weiter fahren muss oder online bestellt, wird einen größeren Vorrat kaufen wollen. Hier eignet sich ein eigener Froster zur Lagerung. Viele Online-Shops haben ab einer bestimmten Bestellsumme einen Gratisversand, hier kann man sich auch mit anderen Hundebesitzern der Nachbarschaft zusammentun und gemeinsam bestellen. So ergibt sich die Möglichkeit, öfter im Monat zu bestellen, ohne die doch sehr teuren Versandkosten zu zahlen, wenn man nicht eine so große Lagerfläche hat. Wer kein Frostfutter nutzen möchte, kann sich in einigen Läden auch frisches Fleisch holen oder dieses über den ortsansässigen Schlachter beziehen. Das frische Fleisch kann 2 – 3 Tage im Kühlschrank gelagert werden.
Wie füttere ich meinen Hund im Urlaub?
Dies ist natürlich davon abhängig, wo und wie man Urlaub macht. Teilweise gibt es Hotels, die Barf-Menus für Hunde anbieten. In einer Ferienwohnung hat man die Möglichkeit, das Fleisch dort im Froster zu lagern. In einer Kühlbox bleibt das Fleisch sehr lange gefroren, so ist es kein Problem, bei einer längeren Fahrt das Fleisch zu transportieren. Je nach Region findet man auch Geschäfte im Urlaubsort, die Barf verkaufen.
Problematischer wird es, wenn man z.B. zum Campen fährt, denn hier hat man in der Regel weder einen Kühl- noch Gefrierschrank dabei, um eine gute Lagerung zu gewährleisten. Aber auch hier kann man den Hund weiter durch Barfen ernähren, denn mittlerweile gibt es auch Trockenbarf. Dies hält sich bedeutend länger und ist ideal für den Urlaub ohne Frost oder Kühlmöglichkeit.
Hemmungen bei der Rohfleischfütterung
Rohfleischernährung stößt bei manchen Menschen zunächst einmal auf Hemmungen oder sogar Ekel. Wer seinen Hund mit Barf ernährt, kommt zwangsläufig mit den rohen Komponenten und auch mit Blut in Kontakt. Es kann je nach Typ eine Weile dauern, bis man sich daran gewöhnt, und jeder entwickelt dazu seine eigenen Ideen. Wenn ich mir fertige Mischungen kaufe, brauche ich das Fleisch nicht zwangsläufig anzufassen. Dies erleichtert z.B. auch Vegetariern das Füttern, wenn sie ihren Hund Barfen möchten.
Je nachdem, was an den Hund verfüttert wird, kann es auch einen stärkeren Geruch geben. Insbesondere Blättermagen und Pansen haben einen beißenden Geruch. Wer diese aber in Portionen kauft und dem Hund direkt verfüttert, ist dem Problem nur kurz ausgesetzt, denn die Hunde lieben Blättermagen und fressen ihn meist schnell auf.
Auch Fisch kann echt unangenehm riechen, dennoch möchte ich noch einmal erwähnen, dass das eine Gewöhnungssache ist.
Hygiene ist ein großes Thema
Der Hund verzehrt seine Mahlzeit nicht zwingend direkt aus dem Napf, sondern schleppt es oft irgendwohin auf den Boden, Teppich oder ins Körbchen, insbesondere bei großen Stücken. Aber nicht nur der Fressplatz bedarf hygienischer Beachtung, sondern auch der Ort der Zubereitung. Wer sich keine fertigen Mahlzeiten für den Hund kauft, sondern lieber alle Komponenten selber ausrechnet und diese dann zusammenstellt, sollte auf Hygiene in der Küche achten. Dies ist nicht aufwendiger als bei der Zubereitung der eigenen Nahrung, ein gewisses Maß an Hygiene ist einfach immer unerlässlich.
Umstellung und Einstieg in die Rohernährung
Häufig werde ich gefragt, ob eigentlich jeder Hund gebarft werden kann. Grundsätzlich ja. Wie bereits erwähnt, stammt der Hund vom Canis lupus ab und der Magen-Darm-Trakt hat sich verdauungsphysiologisch nicht ver- ändert. Wieso sollte sich der Canis lupus familiaris nun nicht auf die gleiche Weise ernähren können wie sein Vorfahre? Ein paar Einschränkungen gibt es, wenn ich einen Allergiker habe, aber hier muss ich nicht mehr auf die Komponenten des Futters achten als auch bei Trocken- oder Dosenfutter. Im Grunde ist Barfen für Allergiker die beste Alternative, denn hier kann ich selbst bestimmen, was er bekommt, und was nicht. Einige Hundebesitzer haben lange nach passendem Futter gesucht und wurden oft enttäuscht, weil sich doch eine Komponente, auf die der Hund reagiert, finden ließ. Beim Barfen entscheide ich, welche Proteinquelle und welche weiteren Inhalte mein Hund bekommt, die er auch verträgt. Dabei ist es egal, ob ich einen Welpen, einen adulten Hund oder einen Senior zu Hause habe.
Aber wie läuft so eine Umstellung ab? Die Umstellung des Hundes sollte im besten Fall direkt sein, denn eine teilweise oder schrittweise Umstellung belastet den Magen-Darm-Trakt erheblich.
Wenn ich einen Hund mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt habe, achte ich besonders zu Beginn auf eine leicht verdauliche Kost. Im besten Fall lege ich vor der Umstellung einen Fastentag ein, damit der Magen-DarmTrakt leer ist. Dann beginnt man in der Regel mit Blättermagen und magerem Fleisch. Ebenso ratsam ist es, bei der Gemüseauswahl schrittweise zu beginnen und anfangs keine blähenden Sorten zu wählen.
Ich empfehle, erst einmalbei einer Proteinquelle zu bleiben, später spricht nichts dagegen, auch eine zweite oder dritte dazu zu füttern. Mehr sollten es aber nicht sein.
Wieso so wenige Proteinquellen? Die Erklärung ist simpel und bezieht sich auf den Fall einer Unverträglichkeit. Zum einen lässt sich so recht schnell herausfinden, gegen was sich die Unverträglichkeit richtet, zum anderen habe ich dann noch eine Menge weiterer Proteinquellen, auf die ich zurückgreifen kann. Pferdefleisch z.B. gilt als hypoallergene Proteinquelle. Wenn ich aber bereits Pferd auf der Speisekarte meines Hundes stehen habe, dann ist dieser Zug mehr oder weniger abgefahren, denn eine Unverträglichkeit oder Allergie kann erst dann auftreten, wenn der Organismus bereits damit in Kontakt gekommen ist. Gerne erkläre ich dieses Beispiel anhand eines Bienenstiches, denn auf den ersten Stich wird keiner reagieren, weil der Körper das Gift nicht kennt. Beim zweiten Stich kann es dann schon ganz anders aussehen. Wer also vorher nie Pferd gefüttert hat, hat eine gute Proteinquelle als Allergiefutter. Genauso ist es bei Lamm, Wild und den Exoten, hier würde ich, solange der Hund kein Problem mit Rind, Geflügel und Fisch hat, darauf verzichten.
Zurück zur Umstellung: Ich höre immer wieder von Kunden, die eine Umstellung durchführen, dass der Hund das Fleisch nicht frisst. Natürlich fragt man sich dann, woran das liegt. Man darf nicht vergessen, dass das industriell hergestellte Futter mit Duft- und Lockstoffen versehen ist, wodurch es für den Hund schmackhaft wird. Anders gesagt: Der Hund kennt den Geschmack von rohem Fleisch nicht und findet es zunächst nicht ansprechend. Wichtig ist dann, nicht sofort wieder das vorherige Futter zu füttern oder dem Hund, weil er Hunger hat, Leckerli zu geben, denn dann merkt er schnell, welche Alternative er hat und verschmäht das Fleisch weiterhin. Die meisten Hunde, die anfangs mäkelig sind, fangen nach dem zweiten Hungertag an zu fressen. Diese Prozedur ist für den Hund nicht schädlich, es ist lediglich unser Herz, das blutet, wenn unser Vierbeiner hungern muss. Sobald der Hund aber dann gekostet hat, gewöhnt er sich schnell an den Geschmack und fängt an, diesen zu lieben. Ich kenne einige Hunde in meinem Kundenstamm, die tatsächlich kein Futter mehr anrühren, das zu stark mit Duft- und Lockstoffen bearbeitet wurde. Genauso ist es auch bei Leckerli. Als belohnender Snack sehr beliebt bei Hunden sind getrocknete Rinderherzen, aber auch Hühnerfüße oder Lunge.
Eine andere Möglichkeit, seinen Hund an rohes Fleisch zu gewöhnen, ist, es zu garen. Dies ist keine Dauerlösung, sondern dient dazu, dem Hund Stück für Stück das rohe Fleisch unterzumischen, bis er es komplett roh annimmt. Der Wolf spaziert schließlich auch nicht mit einem Kochtopf durch den Wald. Wenn man sich unsicher ist, sollte man kurz überlegen, wie es der Wolf machen würde, dann kommt man in der Regel zur richtigen Lö- sung des Problems. Wenn der Hund nun sein Frischfleisch frisst, kann ich auch die Speisekarte erweitern und z.B. etwas fettreicher füttern. Und fettreiches Fleisch führt nicht dazu, dass der Hund aufgeht wie ein Hefekloß! Einige Hunde benötigen sogar eine eher fettreiche Ernährung. Euter ist z.B. ein sehr wichtiger Energielieferant für den Hund und eignet sich ebenso für schwerfüttrige Tiere. Wer seinen Hund barft, darf sich nicht wundern, dass dieser deutlich weniger trinkt als vorher, denn der Hund nimmt bereits über das Futter einen Großteil an Wasser zu sich. So muss er nicht noch zusätzliches Wasser aufnehmen. Anders ist dies bei Trockenfutter. Dabei benötigt der Hund zusätzlich viel Wasser, da im Futter nichts drin ist und er noch Wasser zum Einweichen braucht. Je nachdem, was dem Hund gefüttert wird, muss man ein eventuell verändertes Fressverhalten berücksichtigen. Dies bedeutet, dass der Hund sein Futter ziemlich schlingt, was aber normal ist, denn Hunde sind Schlinger. Wer das Fleisch am Stück verfüttert, muss damit rechnen, dass der Hund es verschleppt und sich einen neuen gemütlichen Fressplatz sucht.
Ist Teilbarfen sinnvoll?
Klares Nein! Unter Teilbarfen versteht man die Fütterung mit industriellem Futter und Barf. Das Problem an dieser Fütterung ist die Verdauungszeit, denn es sollten mindestens acht, besser zehn Stunden zwischen den Fütterungen liegen. Ein viel wichtigerer Punkt ist die Produktion der Magensäure. Ein Hund muss deutlich mehr Magensäure produzieren, um Fleisch zu verdauen, als er für Trockenfutter benötigt. Bei Mischfütterung wird es für den Hund schwieriger, die passende Menge an Magensäure zu produzieren. Folge kann eine Übersäuerung oder zu gering produzierte Menge an Magensäure sein, um das Fleisch richtig verdauen zu können. Bitte auch niemals Trockenfutter mit Barf zusammen füttern, auch hier kommt der Magen durcheinander und ist nicht mehr in der Lage, dem Futter entsprechend Magensäure zu produzieren. Daraus resultieren unangenehm riechende Ausdünstungen bis hin zu starken Magenschmerzen.
Wer Barfen möchte, sollte dies ganz oder gar nicht machen, andernfalls tun wir unseren vierbeinigen Freunden damit keinen Gefallen.
Weiter geht‘s in der nächsten Ausgabe mit Teil 2 – Fütterung.
TANJA SCHOLLY
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