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Diagnose Krebs - Was können wir jetzt tun?

„Tut mir leid." Diese ernüchternde Anteilnahme trifft uns mitten ins Mark. Es ist also gewiss: Unser Hund hat Krebs. Doch noch sind wir nicht willens, das Unannehmbare zu akzeptieren: „Was können wir dagegen tun?“

MÖGLICHKEITEN DER BEHANDLUNG

Die Diagnose Krebs ist für Tierbesitzer zunächst ein Schock. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass damit nicht sofort ein Todesurteil gefällt worden ist, denn es gibt verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Neben den drei schulmedizinischen Klassikern Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie gibt es noch medikamentöse Optionen, z.B. die auf Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) basierende Target-Therapie, der Contergan-Wirkstoff Thalidomid oder das Phytotherapeutikum Artemisinin (vgl. AOI1). Auch sind Studien mit Impfstoffen zur Immuntherapie auf dem Vormarsch. Die Wahl der Behandlung orientiert sich an mehreren Faktoren. So sind z.B. Art und Größe des Tumors, die Konstitution des Patienten, das Alter des Tieres etc. Faktoren, die den Weg der Therapie bestimmen. Last but not least müssen natürlich auch die zu erwartenden Kosten dargestellt werden.

ALTERNATIVEN

Eine operative Entfernung des Tumors ist nicht immer möglich. Entscheidend ist die Lokalisation des Tumors und ob genügend gesundes Gewebe im Umfeld vorhanden ist, um vollständig resezieren zu können. Ist dies nicht gegeben, wie z.B. oft bei einem Tumor im Zwischenzehenbereich, an der Rute oder am Anus, lässt eine neue Behandlungsmöglichkeit hoffen: Der Samen der Dschungelpflanze Fontainea picrosperma enthält die onkologisch wirksame Substanz Tigilanoltiglat. Diese Pflanzenarznei findet u.a. als Injektion bei Mastzelltumoren Anwendung und liefert vielversprechende Resultate.
Die meisten schulmedizinischen Behandlungen lassen sich mit naturheilkundlichen Möglichkeiten ergänzen. Die Komplementärmedizin kann zu einem tragenden Pfeiler bei der Optimierung der Lebensqualität werden. Insbesondere auf das Tier abgestimmte Vitalpilze leisten gute Dienste. Einige der Pilze bieten sich z.B. als begleitende Gabe während einer Chemo-/Strahlentherapie an, um deren Begleiterscheinungen zu mildern. Auch Enzyme können den Verlauf einer Chemo- oder Strahlentherapie positiv beeinflussen, da sie eine Schlüsselrolle im metabolischen Geschehen einnehmen. Sie stärken die Immunabwehr, verbessern die Nährstoffassimilation und sind an der Ausleitung von Toxinen und am Abbau von Abfallprodukten beteiligt. Bekannt sind hier vor allem Bromelain und Papain aus Ananas und Papaya, das tierische Trypsin und Chymotrypsin.

Eine andere Form der Enzymtherapie ist die HET (Horvi-Enzymtherapie), die sich der Gifte von Reptilien und Spinnen bedient. Dieser Ansatz gehört allerdings in erfahrene Hände, da sich HET nur bedingt mit anderen Behandlungen kombinieren lässt und Gegenanzeigen bestehen. Ebenfalls mit tierischen Substanzen arbeitet die Organotherapie, die z.B. durch das Präparat NeyDil®66 Revitorgan® vertreten wird und ausschließlich in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt verordnet werden darf. Selbstverständlich sind auch Homöopathie und Bach-Blüten bekannte und gern genutzte Begleiter zur Unterstützung von Krebspatienten, allen voran die energiespendende Bach-Blüte Olive. Im Schoß von Mutter Natur finden wir weitere Geschenke, z.B. das stärkende Propolis und den Ginseng. Die Klette reinigt das Blut, während die Katzenkralle das Immunsystem stimuliert. Artischocke, Mariendistel, Curcuma, Brennnessel und die an Aminosäuren und Vitalstoffen reiche Spirulina unterstützen Leber und Niere beim Ausleiten von Gift- und Schadstoffen. Eine gebrauchsfertige Kombination verschiedener, für Tumorpatienten geeigneter Pflanzen finden sich im Produkt Flor Essence.

Natürlich darf beim Thema Krebs auch die Mistel nicht unerwähnt bleiben: In Präparaten wie Iscador findet die Mistel Anwendung bei Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtsabnahme und Übelkeit. Entscheidend sind aber ihre apoptotische und immunstimulierende Wirkung und ihre Eigenschaft, die Neubildung respektive das Einsprossen von Blutgefäßen, die den Tumor versorgen, zu hemmen (Neoangiogenese). Um von den positiven Eigenschaften der Mistel profitieren zu können, sieht sich ein Halter allerdings mit der Notwendigkeit konfrontiert, seinem Tier die Medizin mittels Injektion zu verabreichen – im Fall von Iscador betrifft dies drei Applikationen wöchentlich, was für einen Tierbesitzer durchaus zur Herausforderung wird.

NAHRUNGSERGÄNZUNGEN SOLLTEN KRITISCH BETRACHTET WERDEN

Die Entschlossenheit, den Krebs zu bekämpfen, lässt uns jeden Strohhalm ergreifen, der sich uns bietet. Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln ist immens groß und in der Regel frei zugänglich, obwohl der Nutzen und die Unbedenklichkeit dieser Supplemente nicht in jedem Fall unumstritten sind. Pro und Kontra rezeptfrei erhältlicher Substanzen (z.B. des kolloidalen Germaniums, der bitteren und süßen Aprikosenkerne oder des Xanthohumols) sollten mit einer Fachperson abgesprochen werden, denn manchmal ist weniger mehr.

BEACHTENSWERTE ANSATZPUNKTE

Die Zahl an allopathischen Versorgungsmöglichkeiten und komplementärmedizinischen Begleittherapien ist groß – sie darf uns aber nicht dazu verleiten, auf eigene Faust zu experimentieren. Die Kompatibilität der gewählten Programme ist zu prüfen, und es gilt zu bedenken, dass Krebs gewisse Therapien wie Akupunktur, die Verwendung von Blutegeln oder eine Lasertherapie ausschließt. Es gibt aber durchaus Maßnahmen, die bei einer Krebstherapie auf jeden Fall in die Diskussion einbezogen werden sollten: Zum einen ist das die Schmerztherapie, die mit pharmazeutischen Präparaten oder mit Naturheilmitteln wie dem CBD-haltigen Hanf, auch dem MSM (Methylsulfonylmethan) aufgegleist werden kann. Des Weiteren spielt die Ernährung eine wichtige Rolle, zumal 80 Prozent des Immunsystems im Darm angesiedelt sind. Frischkost, Kräuter, Gemüse, Bries (Thymusdrüse) oder Kuren mit Kolostrum zur Stärkung des Immunsystems, Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen, hochwertiges Eiweiß in einer Qualität, die den Nieren nicht schadet (hohe Bioverfügbarkeit/NNU), Leber, eine gesunde Portion Fett und hochdosierte Vitamine (Orthomolekulare Medizin) finden den Weg in den Napf. Aufgrund von Interaktionen muss eine erhöhte Dosis von Vitamin C während der Anwendung der Chemotherapie abgeklärt werden. Da Krebszellen die Energie aus dem Glukosestoffwechsel nutzen, ist es naheliegend, auf Nahrungsmittel, die Zucker und Stärke enthalten, so weit als möglich zu verzichten. Zu diesen gehören Getreide, Ersatzgetreide, Kartoffeln und süßes Obst. Getreide, das ohnehin in der Ernährung eines Hundes kontrovers diskutiert wird, ist auch im Hinblick auf das Thema Übersäuerung zu meiden. Das Zufüttern von Blut ergibt insofern Sinn, als der Lebenssaft eine wichtige Aufgabe sowohl bezüglich eines stabilen Säure-Base-Haushalts als auch beim Transport von Sauerstoff erfüllt – und Krebszellen mögen keinen Sauerstoff.

Da viele Medikamente eine Übersäuerung begünstigen, stellt sich spätestens mit der Verantwortung für einen Krebspatienten die Frage, ob chemische Keulen wie z.B. Antiparasitika unabdingbar sind, oder ob es sich nicht lohnt, einmal über Alternativen wie den Wurm-Check nachzudenken. Es gilt, jeglichen Stress auf Zellebene (allerdings nicht nur auf dieser) so weit wie möglich zu minimieren.
Sekundäre Pflanzenstoffe liefern Antioxidantien, die die Zellen vor Freien Radikalen schützen: Freien Radikalen fehlt in ihrem Aufbau ein Elektron, das sie einem anderen Molekül entreißen, was dieses wiederum zu einem Radikal macht. Diesen Vorgang nennt man Oxidationsprozess. Dieser schädigt Zellen oder lässt sie sterben (Alterungsprozess). Antioxidantien verhalten sich stabil, besitzen genügend Elektronen und können solche abgeben, ohne selbst zum Radikal zu werden. Als Elektronenspender fungiert vor allem frische, unverarbeitete Nahrung. Ein hohes Redoxpotenzial (viele Elektronen) finden wir zudem unter den basischen Lebensmitteln.

NACHSORGE

Die umfassende Begleitung eines Krebspatienten beinhaltet einen Nachsorgeplan und achtet auf eine stabile mentale und emotionale Verfassung (Stressmanagement). Der Alltag passt sich optimalerweise dem Tagesrhythmus und den Bedürfnissen des Patienten an. Das Management beinhaltet bewusste Entscheidungen, z.B. jene, wie, wo und wann ein Tier zum Spazierengehen ausgeführt werden soll. Tumoröse Veränderungen sind für andere Hunde riechbar und können die Ursache für Übergriffe sein. In jedem Fall – und das gilt nicht nur für Hunde mit Tumoren – sind wir gefordert, für unseren Freund einzustehen und für seine Sicherheit zu sorgen.

DIE FRAGE NACH DER URSACHE

Vielleicht wird die Frage laut, wie es dazu hat kommen können. Als Ursachen für Krebs werden u.a. Toxine, Umweltbelastungen, Übergewicht, eine höhere Lebenserwartung, Unverträglichkeiten und Übersäuerung genannt. Meines Ermessens vernachlässigte Faktoren sind die Persönlichkeit und die Erlebenswelt eines Individuums. Das Befassen mit dieser Thematik verlangt einen Perspektivenwechsel, ein Umdenken von „Der Krebs muss weg, ich will ihn nicht haben!“ hin zu „Was bringt meinen Körper so sehr in Not?“.

„Den Rauch des Feuers können wir nicht löschen,
sondern allein das Feuer selbst.“
Paracelsus Ruediger

Dahlke beschreibt in seinem Buch „Krankheit als Symbol“ mögliche Auslöser für Krebs: Nebst unverarbeiteten Schockerlebnissen nennt der Mediziner das „Herumkrebsen“, also das auf dem eigenen Weg nicht vorwärtskommen, und das „aus der eigenen Art schlagen (entarten)“ respektive das „vom eigenen Weg abweichen“ als Initiatoren für die Krankheit. Des Weiteren leisten übermäßige soziale Anpassung und das Begraben eigener Lebenswünsche und Ziele einem Zusammenbruch der Abwehr Vorschub, was aus immunologischer Sicht eine Eintrittspforte für Krebs darstellen kann. Mögliche Strategien zur Bewältigung dieser Themen sieht Dahlke einerseits im Erkennen, dass es besser ist, eigene Fehler zu leben, als fremde Tugenden zu übernehmen, und andererseits im Überwinden von Fremdbestimmung sowie selbst- und fremdgeschaffener Normen. Die mutige Selbstannahme und die Klärung der Frage „Entspricht der bisherige Weg meinem ureigenen?“ sind mögliche Schritte aus der Krise.

Was bedeutet das nun für unsere Tiere? Vollziehen wir einen inneren Seitenwechsel und fühlen uns in die Persönlichkeit, die Individualität und die Erlebenswelt eines Hundes ein, wird uns bewusst, dass die biologische Bestimmung dieses Wesens das Jagen, das Verteidigen eines Territoriums und das Zeugen von Nachwuchs ist. Wenn ich mir jedoch den gängigen Alltag eines Hundes vor Augen führe, hege ich Zweifel an der Empathie des Menschen gegenüber seinem Tier: Was haben Antijagdtraining, Pfötchen geben und Männchen machen mit den ureigenen Bedürfnissen, den Wünschen und der Entfaltung der Fähigkeiten und Talente eines Hundes zu tun?! Dem Canis lupus familiaris ist es in unserer Gesellschaft nicht vergönnt, seiner Natur gemäß zu leben. In Obhut des Menschen legt dessen bester Freund seine Lebenswünsche und Ziele auf dem Friedhof verwitterter Sehnsüchte ab. Es ist nicht möglich, einem Hund in unserer Gesellschaft ein artgerechtes Leben zu bieten, aber es gibt Wege, die keinen fremdbestimmten Hund in Duldungsstarre zurücklassen: Sicherheit, sinnvolles Tun und Entfaltungsmöglichkeiten stellen eine vertrauensbildende Basis dar und legen den Grundstein für eine sichere Bindung. Allem voran bringt das Eingehen einer tiefen, erfüllenden Beziehung zu einem echten Sozialpartner Ruhe in das Gehirn, wenn dort (z.B. nach einem Schockerlebnis) das große Durcheinander ausgebrochen ist. Was ein Hund als verstörend erlebt, lässt sich allerdings nicht so leicht erfassen. Unsere Einschätzung einer Situation ist nämlich nicht von Belang. Ob ein Ereignis traumatisierend ist oder nicht, entscheiden die persönliche Wahrnehmung und die subjektive Bewertung des Tieres. Einmal mehr sind unser Einfühlungsvermögen und ein Perspektivenwechsel gefragt. Unsere moderne Welt birgt viel Potenzial an Angsteinflößendem für einen Hund. Seine Fähigkeit, mit Stress umzugehen und diesen zu verarbeiten, sowie seine Resilienz sind abhängig von einer Bindungsperson mit sozialen Kompetenzen, Empathie und Führungsqualitäten. Hunde fragen nach Sicherheit, Zugehörigkeit, Verlässlichkeit und Sinnhaftigkeit. Unser beständiges Interesse an ihrer Persönlichkeit – also nicht nur an ihrer Leistung – und unsere Führung im Rahmen einer möglichst artgerechten Erziehung (Ersatzjagden, gemeinsames Nahrungserwerbsverhalten etc.) geben ihnen die Gewissheit, dieses Leben unversehrt meistern und sinnerfüllt leben zu können. Unsere Hundewelt braucht keine neuen Tricks – sie braucht neues Denken, neue Ziele und neue Werte.

Ich bin der Meinung, dass solche Betrachtungen zwingend in die holistische Fürsorge um einen Krebspatienten (und nicht nur um einen solchen) mit einfließen sollten. Was, wenn Krebs nicht das Resultat zufällig wild gewordener Zellen ist, sondern der Versuch des Organismus, auf ein sinnentleertes, unnatürliches und befremdliches Dasein zu reagieren bzw. mit einem solchen fertig zu werden? Starren wir vielleicht zu sehr auf die Details – das Krebsgeschwür – und übersehen dabei das Wesentliche? Haben wir das Individuum als Ganzes aus den Augen verloren? Ja, auch Menschen bekommen Krebs – aber auch Menschen leben nur bedingt gemäß ihrer Natur.

Wo ich gerade mit heißen Eisen jongliere, erlauben Sie mir eine abschließende Bemerkung zu den schuldbeladenen Besitzern, die mutmaßen, ob ihr Tier ihnen den Krebs vielleicht abgenommen haben könnte. Bei allem Respekt vor der Verbundenheit und der emotionalen Intimität zwischen einem Halter und seinem Hund bin ich der Auffassung, dass alle Lebewesen ihre ureigene Energie, ihren individuellen Wesenskern und ihren ganz persönlichen Fingerabdruck aufweisen, eine Individualität also, die auf fremde Systeme weder übertragen oder angewendet noch abgetreten werden kann. Respektieren Sie die Einzigartigkeit und ebenso die Andersartigkeit Ihres Tieres. Ja, es mag in der Biografie von Ihnen und Ihrem Tier Resonanzen auf ähnliche Themen geben, und natürlich beeinflussen Sie mit Ihrer Haltung und Ihrem Handeln das Wohlbefinden und damit die Gesundheit Ihres Hundes. Aber es ist nach meinem Verständnis nicht möglich, unseren Lebens- und Lernweg und unsere ganz eigene, innere Lebenswelt anderen einzuverleiben.

KRITISCHE HINTERFRAGUNG

Trotz des Spektrums an Machbarem sollten wir unser Tun und unsere Entscheidungen immer auch kritisch hinterfragen, und so drängt sich bei der Entscheidung für oder gegen eine Behandlung auch eine ethische Reflexion auf. Die medizinische Versorgung soll dem Patienten in erster Linie eine Verbesserung der Lebensqualität garantieren. Das Leben um jeden Preis verlängern zu wollen, steht nicht im Einklang mit dem Tierwohl. Manchmal ist der Tod die Heilung, so schmerzerfüllt der Abschied auch sein mag.

BÉATRICE HINDER
TIERHEILPRAKTIKERIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Ernährungsberatung, Hundeerziehung, Führungskompetenzen-Coaching für Hundehalter, Buchautorin

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