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Rex und die heilige Nacht

Es war eine dunkle Nacht in der Nähe von Bethlehem, und wie immer bewachte der Schäferhund Rex mit einigen anderen Hütehunden und den Hirten gemeinsam die Schafherde. Tagsüber zogen sie durchs Land, immer auf der Suche nach einer saftigen grünen Wiese und einer Wasserstelle. Wenn es zu dämmern begann, entzündeten die Hirten ein Feuer, machten sich etwas zu essen und gingen dann schlafen. Mit ihnen und den Schafen unterwegs zu sein, war für Rex das höchste Glück. Er liebte die Hirten und seine Schafe, er war bereit, alles zu geben, damit es allen gut ging.
An diesem Abend war alles anders. Vor allem, dass die Schafe so unruhig waren, verwunderte Rex, denn das war er von seiner Herde so nicht gewohnt. Immer wieder umkreiste er die Tiere und versuchte, sie zusammenzutreiben, wenn sich eines blökend entfernte. Die anderen Hütehunde taten es ihm gleich, und abwechselnd gesellten sie sich zwischendurch zu den Hirten ans Feuer, wo auf sie das abendliche Futter wartete.
Als Rex an der Reihe war zu fressen und sich auszuruhen, trottete er erschöpft in die Wärme, verschlang, was ein Hirtenjunge ihm hingestellt hatte, und legte sich anschließend auf den Boden, um zu schlafen. Obwohl er müde war, blieben seine Ohren gespitzt, um, falls Gefahr drohen würde, sofort einsatzbereit zu sein.

Nachdem er eine Weile gedöst hatte, wurde es plötzlich gleißend hell und Rex riss die Augen auf. Auch die Hirten sprangen auf die Beine, weil ihnen das, was gerade geschah, einen unglaublichen Schrecken einjagte. Als sie gen Himmel blickten, von wo das Licht kam, sahen sie alle einen Engel, der zu ihnen sprach: „Fürchtet euch nicht! Ich möchte euch nur erzählen, dass etwas Wunderbares geschehen ist. In Bethlehem ist heute Nacht der Heiland geboren. Geht dahin, wo ihr den Stern seht, dort findet ihr einen Stall, in diesem das neugeborene Kind.“

Als er zu Ende gesprochen hatte, ertönte ein Gesang, wie ihn Rex noch nie gehört hatte – schöner, reiner und lieblicher, als ein Mensch hätte singen können. Er blickte genauer nach oben und sah unzählige Engel am Himmel, die im Chor diese herrlichen Lieder sangen, und sofort war bei allen, die um Rex herum waren, jede Angst verschwunden. So schnell der Himmel sich erhellt hatte, so schnell war auch alles wieder vorbei. Rex hörte, wie die Hirten miteinander diskutierten, ob das gerade wirklich geschehen war und was sie machen sollten. Nach einigem Hin und Her beschlossen die Männer, obwohl es Nacht war, das Feuer zu löschen, brennende Stecken als Fackeln in die Hand zu nehmen und mit den Schafen und Hunden aufzubrechen. In der Ferne hatten sie, während sie noch miteinander redeten, einen Stern entdeckt, der heller leuchtete als all die anderen Sterne am Firmament, und beschlossen, diesem zu folgen. Immer weiter zogen sie in die Dunkelheit, und immer deutlicher sahen sie den Stern, der einen Streifen aus Licht hinter sich herzog.
Nachdem sie 2 Stunden gewandert waren, die Hunde hatten zu Rexs Erstaunen kaum etwas zu tun, da die Schafherde ganz ruhig und entspannt war, erreichten sie einen Stall, der aus groben Brettern gezimmert war. Durch die Ritzen der Holzwände fiel ein zartes flackerndes Licht, was wohl von einem Feuer herrührte, und sie hörten ein leises Schmatzen.
Einige Hirten wurden mit Rex, ein paar Mutterschafen und ihren Lämmern vorausgeschickt, um anzuklopfen, denn sie wollten ja niemanden erschrecken. Ein Mann kam zum Tor, um ihnen zu öffnen, und sie traten ein. Was sie sahen, war unbeschreiblich. Da saß eine junge Frau erschöpft neben einer Futterkrippe, im Arm ihr erst wenige Stunden altes Baby, das selig schmatzend gestillt wurde. Obwohl die Feuerstelle im Inneren des Stalles kaum Licht verbreitete, war es taghell, denn von diesem Baby ging ein Leuchten aus, das auf Erden wohl noch niemand gesehen hatte. Rex spürte eine Liebe, die von der Mutter mit ihrem Kind ausging, wie er sie auch noch nie zuvor erlebt hatte. Er hörte die Hirten fragen, wer denn die Familie sei und ob sie ihre Hilfe bräuchten.

Der Mann erklärte, er heiße Josef und dass sie wegen einer Volkszählung nach Bethlehem hatten wandern müssen. Da es in keiner der Herbergen mehr Platz gegeben habe, mussten sie nun in diesem Stall übernachten. Er klagte, dass er ja gehofft habe, dass Maria, seine Frau, noch ein wenig Zeit bliebe bis zur Geburt des Babys, aber nun sei es in dieser Nacht soweit gewesen. Jetzt sei er vor allem dankbar, dass alles gut gegangen sei für Maria und ihren Sohn, dem er den Namen Jesus gegeben hätte. Rex und die Hirten lauschten berührt, und als Josef geendet hatte, ergriff auch die Hirten dieses tiefe Gefühl von Liebe und Dankbarkeit, das der Hund schon vorher gespürt hatte. Sie fielen vor dem Kind auf die Knie, lobten und dankten Gott für dieses Wunder.
Später bat Josef die übrigen Hirten in den Stall, auch diese waren überwältigt von dem, was sie erfahren durften. Sie beschlossen, den Rest der Nacht mit der Herde und den Hunden gemeinsam um ein frisch entfachtes Feuer auf dem Feld direkt vor dem Gebäude zu verbringen, um dann die frohe Botschaft am nächsten Morgen aller Welt zu erzählen.
Von all den unglaublichen Erlebnissen überwältigt, fiel auch Rex vor dem Feuer in einen guten Schlaf und träumte in dieser Nacht von Frieden und Rettung, die dieses göttliche Kind der ganzen Welt bringen würde. Frohe Weihnachten!