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Phytotherapie bei altersbedingten Erkrankungen des Hundes

PFLANZENHEILKUNDE ZUM TIERARZNEILICHEN GEBRAUCH (AD US. VET.)

Bei herbivoren Tieren (Pflanzenfressern) nutzen wir Pflanzen meist als Futterergänzung und Arzneimittel. Für Pferde gibt es mittlerweile zahlreiche Kräutermischungen, auch in Müslis sind Kräuter eingemischt. Vielen Alleinfuttermitteln für Hunde sind ebenfalls Kräuter zugesetzt, doch inwieweit diese nach der Verarbeitung des Futters noch Wirkstoffe enthalten und somit als Heilmittel von Bedeutung sind, ist nicht so einfach festzustellen. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht, deshalb stelle ich in diesem Artikel einige ausgewählte Heilkräuter für den alternden Hund vor. Die Anwendung von Heilkräutern verläuft auf der Basis der Futterergänzung oder es wird auf fertige Arzneimittel aus den zugelassenen freiverkäuflichen pflanzlichen Arzneimitteln zurückgegriffen. Hunde werden ab 6 Jahren gerne als Senioren bezeichnet, auch im Agility dürfen Hunde ab diesem Alter in der Seniorengruppe laufen. Im Rennsport machen Hunde im 8. Lebensjahr ihren Abschiedslauf und gehen dann in Rente. Eigentlich sind die meisten Tiere in diesem Alter noch fit und aktiv. Um diesen Zustand lange erhalten zu können, sollten sie pflanzlich unterstützt werden, denn mit der Zeit lässt der Stoffwechsel etwas nach. Die zelleigenen Reparaturprozesse verlangsamen sich und die Entgiftungsorgane sind nicht mehr so leistungsfähig. Es kommt zur Schwächung des Mikrobioms und zur Ansiedlung pathogener Keime. Der Alterungsprozess macht sich individuell unterschiedlich ausgeprägt bemerkbar. Kräuter und deren Mischungen sollten nicht dauerhaft angewendet werden, sondern finden am besten eine wiederkehrende kurmäßige Anwendung von 8 Wochen.

WEISSDORN
Der Weißdorn ist für mich einer der wichtigsten Heilkräuter für Senioren. Der lateinische Name Crataegus leitet sich vom griechischen Krataiòs ab und bedeutet stark, fest. Auch gibt es im Mitteleuropäischen zahlreiche Mythen über den Weißdorn als Hagedorn. Der Schutz des Lebens steckt nicht nur in den Dornen, die Feinde abhalten, sondern auch in den Wirkstoffen der Pflanze. Bereits Ende des Mittelalters wurde die Wirkung beim alternden Herzen dokumentiert, wobei die effektivsten Inhaltsstoffe die Gerbstoffe sind. Weißdorn gibt es als Fertigarzneimittel, man kann aber auch die Blüten und Blätter täglich dem Futter zugeben. Die medizinische Anwendung ist bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens wie auch bei leichten funktionellen Herzbeschwerden angezeigt, da die Wirkung auf der Steigerung des Herzminutenvolumens basiert. Für eine Behandlung von nervösen Herzbeschwerden beim Hund ist die Kombination mit Melissenblättern eine gute Wahl.

Der Ginkgo wird in seiner asiatischen Heimat als heiliger Lebensbaum, als Symbol für ein langes Leben, für Hoffnung und Kraft verehrt. Untermauert wird das durch die vielen Ginkgo-Bäume in Asien, die ein Alter von bis zu 2.000 Jahren aufweisen. Ein Ginkgo-Baum im Landschaftsgarten Shukkei-en überlebte sogar den atomaren Angriff. Er war die erste Pflanze, die nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima wieder begann, gesundes Grün zu entwickeln. Ginkgo enthält Flavonolglykoside, Ginkgolsäuren und Polyphenole. Seine Wirkung wird als neuroprotektiv und durchblutungsfördernd in der Mikrozirkulation beschrieben. Somit findet der Ginkgo medizinische Anwendung im Bereich Hirndurchblutung, Schwindel und Demenz. Auch bei Durchblutungsstörungen in Augen und Beinen sowie bei kardiovaskulären Gefäßerkrankungen zeigt er Wirkung.

ROSMARIN
Der Rosmarin, das Heilkraut, das den meisten nur als Gewürz der mediterranen Küche bekannt ist, gehört auch zu den Pflanzen, die im Alter eine Wohltat sein können. Er wird oft in Räuchermischungen verwendet. Im Mittelalter trug man ein Sträußchen Rosmarin um den Hals, um die Pest abzuwehren, und in vielen Bräuchen steht er für Glück und ein langes Leben. Größte Vorsicht ist allerdings bei der Dosierung geboten. Rosmarin darf wegen seines hohen Kampfer-

gehalts nicht bei trächtigen und jungen Tieren angewendet werden! Als ätherisches Öl sollte Rosmarin immer hochverdünnt Verwendung finden. Er wirkt durchblutungsfördernd und spasmolytisch, kann somit zur Anregung der Verdauung genutzt werden. Da im Alter die Bildung von Enzymen und Verdauungssekreten nachlässt, ist die Resorptionsleistung der Nahrung minimiert. Durch Anregung der Verdauung mit Rosmarin kann hier ein wertvoller Beitrag zur Verwertung der Nahrung und einer gut funktionierenden Entgiftung über die Leber erreicht werden. Auch steigert man so den koronaren Durchfluss. Eine äußerliche Anwendung ist im Alter angezeigt, denn der Rosmarin ist durch seine durchblutungsfördernde Wirkung hilfreich bei Lähmungen, Bänder- und Sehnenproblemen sowie bei rheumatischen Erkrankungen.

MARIENDISTEL

In der christlichen Geschichte wird erzählt, dass zum Zeitpunkt, als Maria ihren Sohn Jesus stillte, einige Tropfen der Muttermilch auf eine Distel fielen. Dies erfreute die Distel so sehr, dass sie ihr Aussehen veränderte und zur Mariendistel mit weiß geränderten Blättern mutierte. In der traditionellen Tierheilkunde ist die Mariendistel nicht verankert, aber bei artgerechter Pferdehaltung und dem Vorhandensein von Mariendisteln kann man Senioren beobachten, wie sie die Knospen, Samen und Blüten vorsichtig ernten. Auch bei Hunden kann die Mariendistel zum Einsatz kommen und wird in Form von Samen im Futter gerne angenommen. Sie hat eine sehr gute leberunterstützende und -regenerierende Wirkung. Die Teilung der perisinusoidalen Sternzellen wird gehemmt und somit der Fibroisierung der Leber entgegengewirkt. Die Mariendistel ist angezeigt bei allen toxischen Leberleiden, auch, wenn dauerhaft allopathische Medikamente verabreicht werden müssen.

RINGELBLUME
Die Blüten der Ringelblume zeigen eine orangene Farbe, die auch im getrockneten Zustand erhalten bleibt. Es gibt Hin-

weise darauf, dass sie gegen pathogene Bakterien und Viren hilft und pilzabtötend ist. Sie unterstützt das Immunsystem, das bei unseren Senioren meist durch verschiedene Gründe eine Unterstützung benötigt. Die Calendula officinalis, wie die Ringelblume lateinisch genannt wird, ist nicht nur eine hervorragende Pflanze für Hauterkrankungen und Wunden, sondern durch traditionelle Erfahrung auch als Tee bei Magen-Darm-Beschwerden beliebt. Der Tee bzw. die Blüten helfen bei Magenschmerzen, Gallenleiden, Leberschwäche und Verstopfung. Auch bei kleinen Verletzungen im Maulbereich oder Entzündungen kann ein Ringelblumentee heilungsunterstützend wirken.

FAZIT


Mit diesen und vielen weiteren Phytotherapeutika kann man die Lebensfreude von älter werdenden Hunden oft noch lange erhalten, und so manch fröhlicher Senior wird dank der pflanzlichen Unterstützung seinem Menschenfreund weiterhin viel Freude bereiten. Frei nach Hildegard von Bingen: „Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen!“

 

KATJA KOVACS

TIERHEILPRAKTIKERIN

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