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Artgerechte Rohfütterung Barfen

Das Futter hat einen enormen Einfluss auf die Gesundheit unserer Hunde. Genauso wie wir profitieren auch die Tiere von einer Ernährung, die ihre Bedürfnisse in den verschiedenen Lebensphasen erfüllt, ihnen ausreichend Energie und alle wichtigen Nährstoffe liefert. Es ist daher wichtig, diese Bedürfnisse zu kennen, um ein passendes Futter für seinen Hund zu wählen.

ZURÜCK ZUM URSPRUNG


Nachdem Fertigfutter (Trocken- und Nassfutter) seit den 1950er-Jahren die gängige Fütterungsform war, feiert in den letzten 2 Jahrzehnten eine sehr ursprüngliche Fütterung ein großes Revival – die Rohfütterung, besser bekannt als BARF (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter). Es geht nicht mehr nur darum, schnell und möglichst einfach zu füttern, sondern man möchte wieder wissen, was im Futter drin ist. Natürliches, frisches und vor allem individuelles Futter, angepasst an die Bedürfnisse des eigenen Hundes.
Hunde begleiten den Menschen schon sehr lange, und in dieser Zeit hat sich der Hund und seine Verdauung an die Gegebenheiten in diesem Zusammenleben angepasst. Denn der Mensch teilte mit den Tieren nicht zwingend das wertvolle Fleisch, sondern gab ihm jegliche Form von Lebensmittelresten, die für ihn entbehrlich waren. Hunde besitzen daher heute 30 Gene, die zur Aufspaltung von Stärke im Verdauungstrakt notwendig sind, und können in Maßen auch bestimmte Kohlenhydrate verdauen. Bei der Hundefütterung hat man daher gewisse Freiheiten, da der Hund zwar vom Wolf abstammt, aber kein Wolf mehr ist. Hunde bezeichnet man heute als fakultative Karnivoren – sie sind Fleischfresser, die sich zu einem Teil auch von pflanzlichen Nahrungsmitteln ernähren können, tierische Nahrungsmittel aber bevorzugen. Im Fall der Rohfütterung besteht die Futterration daher aus frischen, rohen tierischen und pflanzlichen Komponenten sowie wenigen Ergänzungen, um in Summe ein nährstoffdeckendes Futter zu kreieren.

Dieser Futternapf wurde nach BARF-Kriterien zusammengestellt

 

DAS KONZEPT DER ARTGERECHTEN ROHFÜTTERUNG


Dazu muss man wissen, welche Nährstoffe in welchen Komponenten des Futters stecken. Was liefert Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente? Geht das alles natürlich oder braucht man bestimmte Zusätze? Was benötigt der Körper neben den Nährstoffen noch, und was darf in der Fütterung daher nicht fehlen? Bei Hunden als fakultative Fleischfresser liegt es nahe, sich anzuschauen, wie ein typisches Beutetier (Hase, Kleinnager etc.) aufgebaut ist und was von ihm tatsächlich gefressen

wird. Das gibt Hinweise darauf, was in einer selbst zusammengestellten Futterration nicht fehlen darf.

DER KÖRPER BENÖTIGT PROTEIN


Proteine sind wichtig für den Aufbau von Muskelmasse, und ihre Bestandteile, die Aminosäuren, werden in vielen Stoffwechselprozessen im Körper gebraucht. Daher muss der Proteinbedarf des Hundes gedeckt werden. Das gelingt über Muskelfleisch, sodass dieses ein großer Anteil der frischen Futterration sein muss. Muskelfleisch ist das am Skelett anhaftende Muskelgewebe inklusive der fett- und bindegewebigen Anteile. Bei der Futterzusammenstellung kann man auf Muskelfleischabschnitte zurückgreifen, die es für den menschlichen Verzehr nicht zu kaufen gibt, sollte jedoch nicht nur bindegewebsreiche Abschnitte wie Pansen oder Geflügelmägen verwenden, sondern auch auf hochwertiges Protein achten.

MINERALSTOFFE DÜRFEN NICHT FEHLEN


Kalzium, Phosphor und Magnesium sind nur ein paar der wichtigen Mineralstoffe, die für den Aufbau von Knochen und Zähnen wichtig sind. Diese Mineralstoffe finden sich daher z. B. in Knochen, sodass diese ein essenzieller Bestandteil eines bedarfsdeckenden Futterplans sind. Beim Hund füttert man meistens eine Mischung von weichen und harten Knochen und erreicht dadurch sehr einfach eine gute Deckung an Nährstoffen wie Kalzium, Phosphor, Magnesium etc. Zu den weichen Knochen zählen Geflügelknochen wie Hühnerhälse, Hühnerflügel, Hühnerkarkassen und Entenflügel sowie Knochen vom Kaninchen. Harte Knochen wären z. B. Lammrippen, Ziegenrippen oder das Rinderbrustbein.
Wenn man aus bestimmten Gründen keine Knochen füttern kann oder will (aufgrund von Erkrankungen oder Unverträglichkeiten), muss man auf Kalziumpräparate wie Knochenmehl, Kalziumzitrat und Co. zurückgreifen, um den Kalziumbedarf des Hundes zu decken.

INNEREIEN ALS VITAMIN- UND SPURENELEMENTE-BOOSTER


Beutefresser wie Hunde nehmen Vitamine und viele Mineralstoffe (wie Eisen, Natrium etc.) über die Innereien des Beutetieres auf. Die einzelnen Innereien unterscheiden sich sehr in ihren Inhaltsstoffen, und man sollte wissen, warum man welche Innerei in der Fütterung braucht.
In der Leber speichert der Körper Vitamin A (Retinol), Eisen, B-Vitamine, Vitamin K und Spurenelemente wie Kupfer und Mangan in erhöhten Mengen. Die Nieren enthalten Natrium, Selen, B-Vitamine und Kupfer. Die Milz ist reich an Phosphor, Kalium und Eisen. Das Herz enthält Kupfer, B-Vitamine, Vitamin E und Kalium sowie die für Katzen essenzielle Aminosäure Taurin. Die Lunge hat sehr ähnliche Nährwerte wie die Milz und enthält ebenfalls einen höheren Gehalt an Taurin. Innereien sind also ein wichtiger Teil der Rohfütterung, wenn man ohne viele künstliche Zusätze arbeiten möchte. Man darf sie daher nicht ersatzlos streichen, auch wenn das Tier sie nicht so gerne frisst oder man sich davor ekelt. Lässt man einzelne Innereien gezielt weg, dann muss man sie durch Ergänzungen ersetzen. Die meisten Vitamine und Mineralstoffe können über Fleisch, Knochen und Innereien abgedeckt werden, mit Ausnahme von Vitamin D. Dieses ist in Fisch enthalten, daher darf Fisch auf dem Speiseplan von Hunden nicht fehlen.

VITAMIN-D-QUELLE FISCH


Fisch ist ein wichtiger Lieferant von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren sowie reich an Kalium, Jod, Selen, Zink und Fluorid. Wie bei Fleisch unterscheiden sich die Fischsorten im Gehalt von Fett und Vitaminen.

FISCHE, DIE MAN AUFGRUND IHRES HOHEN VITAMIN-D-GEHALTS FÜTTERN KANN, SIND Forelle Lachs/Wildlachs Hering Sprotten Sardinen

Andere Fischarten liefern zwar hochwertiges Protein, aber kein Vitamin D. Man muss daher bei der Wahl des Fisches ein bisschen aufpassen.

Wenn man keinen Fisch füttern möchte oder Hund bzw. Katze den Fisch nicht fressen will, muss man über Dorsch-Lebertran oder Vitamin-D-Tropfen die notwendige Menge an Vitamin D zuführen.

FETT LIEFERT ENERGIE


Fett ist bei Karnivoren ein wichtiger Energielieferant. Der Fettanteil, den ein Hund über ein Beutetier aufnehmen würde, läge bei 8 – 12,5 Prozent.
Tierisches Fett enthält gesättigte Fettsäuren und ist für Hunde viel besser und direkter verwertbar als pflanzliches Fett. Fett sorgt für eine gute Verdauung, glänzendes Fell und gesunde Haut.
Beim Hund hat man die Option, einen gewissen Anteil an Kohlenhydraten als Energielieferanten zu verwenden, wenn das Tier Fett nicht so gut verträgt.

WARUM PFLANZLICHE NAHRUNGSBESTANDTEILE?


Man weiß, dass Hunde einen gewissen Anteil an schwer- bzw. unverdaulichen pflanzlichen Nahrungskomponenten, z. B. zur Gesunderhaltung der Darmflora oder für die Darmpassage der Nahrung, benötigen. Bei gesunden Hunden macht der pflanzliche Anteil 20 – 45 Prozent der Futterration aus. Bei der Futterzusammenstellung greift man auf Obst und Gemüse zurück, um dem Körper wertvolle Faserstoffe zur Verfügung zu stellen. Ein Teil des pflanzlichen Anteils kann beim Hund auch durch Kohlenhydrate wie Getreide (optimalerweise Pseudo-Getreide) oder Kartoffeln ersetzt werden.
So sehr man auch versucht, ohne Nahrungsergänzungen auszukommen, man schafft das nicht ganz, wenn man die Nährstoffdeckung im Auge hat. Hier kann man sich aber sehr gut mit speziellen Zusätzen behelfen.

FEHLENDES ERGÄNZEN

PASSENDES ÖL
Omega-3-Fettsäuren sind für Hunde essenziell; sie können vom Körper nicht selbst oder nur teilweise produziert werden und müssen somit mit der Nahrung aufgenommen werden. In tierischen Ölen, z. B. Fischölen, liegen die Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) direkt vor und können von Hunden ohne Umweg aufgenommen werden. Sie sind daher optimale Omega-3-Lieferanten, die sonst etwas zu kurz kommen. Viele Pflanzenöle (außer Hanf- und Leinöl) haben das Problem, dass sie zu viele Omega-6-Fettsäuren enthalten und damit das Verhältnis zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren negativ beeinflussen.

 

Richtige JOD-Zufuhr

Jod ist ein essenzielles Spurenelement, das der Körper selbst nicht synthetisieren kann. Es muss daher über die Nahrung zugeführt werden und wird in der Schilddrüse gespeichert. Jod ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Tetrajodthyronin bzw. Thyroxin). In der Fütterung möchte man Jod daher gezielt und in richtigen Mengen zuführen, da langfristige Unter- oder Überversorgungen zu Problemen der Schilddrüse führen können. Daher verwendet man Jod-Lieferanten wie die Seealge Ascophyllum nodosum in der richtigen Menge.

SPURENELEMENTE DÜRFEN NICHT FEHLEN
Spurenelemente wie Zink, Mangan, Kupfer und Selen unterstützen den Körper bei vielen Prozessen, z. B. Stoffwechsel, Blutbildung und Stärkung des Immunsystems. Wenn man gängige BARF-Rationen durchrechnet und sich die Nährstoffdeckung anschaut, wird man merken, dass die Spurenelemente trotz Innereien oft nicht gedeckt sind. Ob das nun Probleme macht oder die Bioverfügbarkeit in frischen Füt-

terungen höher liegt als in Fertigfutter, ist schwer zu sagen, denn dazu gibt es bis heute keine Studien. Man kann daher nur für sich selbst entscheiden, ob man diese Unterdeckung ausgleichen möchte. Es gibt mittlerweile

gute Produkte für Hunde, mit denen man ausgleichen kann, ohne das gesamte Konzept zu verändern.

NATÜRLICHE ERGÄNZUNGEN IM SPEISEPLAN

Bei Hunden kann man den Speiseplan noch mit verschiedenen Ergänzungen wie Milchprodukten, gemahlenen Nüssen, Kokosflocken oder Eiern etwas abwechslungsreicher gestalten. Diese werden meistens gerne angenommen und auch gut vertragen.

FAZIT


Mit diesen Basiskomponenten kann man einen guten Futterplan für den Hund zusammenstellen. Mittlerweile gibt es hierzu verschiedene Konzepte und viele Meinungen. Je nachdem, welche Rohfütterungsform einem zusagt, unterscheidet sich die prozentuelle Aufteilung. Daher ist es wichtig, sich mit dem Thema intensiv zu beschäftigen, sich einzulesen und Konzepte zu vergleichen. So findet man einen Weg, der zu einem selbst und seinem Hund passt. Wichtig ist, dass man gewisse Komponenten nicht einfach streicht, sondern sich um Alternativen kümmert, denn jede Komponente übernimmt in der Fütterung des Hundes eine gewisse Aufgabe. Das Ersetzen geht meist problemlos und ebenso natürlich, wenn man weiß, wie. Unsere Hunde profitieren wie wir von einer frischen Nahrung, die genau auf sie abgestimmt ist, und es macht Spaß, das Futter selbst zusammenzustellen und zu wissen, was darin enthalten ist. Daher ist eine richtig zusammengestellte Rohfutterration bei gesunden Hunden eine wunderbare Alternative zum Fertigfutter.

VANESSA RÖSSLER ERNÄHRUNGSBERATERIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE BARFen und artgerechtes Kochen, Phytotherapie beim Hund, Mykotherapie, Darmgesundheit, Autorin

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