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Physiotherapie: Fallbesprechung

Fotos: ParacelsusPatientendaten

Name: Kira
Geschlecht: weiblich
Rasse: Hund – Bordeaux Dogge
Alter: 7 Jahre
Trächtigkeiten: 2 – davon 1 Abort mit Indikation zum Kaiserschnitt

Anamnese

Seit drei Monaten zeigen sich bei der Hündin eine Muskelatrophie der hinteren Extremitäten und ein leicht ataktischer Gang, wobei die Besitzerin über gute und auch schlechte Tage berichtet.
Kira wird im Rahmen der Tierphysiotherapie-Ausbildung auf Gut Rosenbraken vorgestellt, da sich ihr Zustand in den letzten zwei Wochen verändert hat. Laut Besitzerin lässt sich Kira nun im Bereich der LWS gar nicht mehr oder nur noch ungern anfassen. Bei einer vorangegangenen tierärztlichen Untersuchung wurde kardiologisch ein holosystolisches Geräusch lokalisiert, das jedoch bereits bekannt war. Laut Tierarzt sei dieses ohne größere Leistungseinbußen. Diagnostisch wurde eine Mittalklappeninsuffizienz festgestellt. Die Lunge war ohne Befund.

Vorbemerkung

Vor Beginn einer physiotherapeutischen Behandlung sollten immer die kardiologischen Parameter abgeklärt werden, um den Hund nicht unnötig kardial zu belasten. Aufgrund des guten Allgemeinzustandes von Kira sollte die Mittalklappeninsuffizienz bei ihr keine Beeinträchtigung der Behandlung darstellen, sodass mit einer Bewegungsanalyse begonnen werden konnte.

Ablauf der Analyse

Kira wurde auf einer Vorlaufstrecke in den Bewegungen Schritt und Trab vorgeführt und dabei beobachtet: Im Schritt zeigte sich eine 2/5-Lahmheit, im Trab eine 4/5-Lahmheit im Bereich der linken Hintergliedmaße.
Im Anschluss wurden noch weitere Testungen durchgeführt, die jedoch ohne Auffälligkeiten verliefen.

Erweiterung der Anamnese

Da die bisherigen Ergebnisse nicht zu einer eindeutigen Diagnose führten, wurde die Besitzerin noch einmal intensiv dahingehend befragt, ob eventuell etwas vorgefallen war, was ihr bisher nicht wichtig erschien. Tatsächlich berichtete sie nun über eine entzündete Pfote an der betroffenen Gliedmaße. Die Behandlung der Infektion sei schwierig gewesen, weil es zusätzlich zu einer Sekundärinfektion kam. Die Hündin bekam dann Antibiotika verordnet, sodass die Entzündung nach vier Tagen rückläufig war.

Verdachtsdiagnose

Aufgrund der Anamnese und der bisherigen Testergebnisse kamen wir zur Verdachtsdiagnose, dass es sich um eine Störung der Tiefensensibilität handeln könnte, zumal eine Untersuchung der Stellreflexe eine leichte bis geringgradige Verzögerung zeigte.

Therapieplanung

Geplant wurde deshalb, mit einem propriozeptiven Training zu beginnen, um die Tiefensensibilität der betroffenen Hintergliedmaße zu steigern. Begonnen wurde mit einem Parcours aus verschiedenen Untergründen, wie Split und Holzspan. Im Verlauf der Behandlung sollte der Parcours dann auf feinere Strukturen gesteigert werden. Darauf aufbauend sollte Kira im Aquatrainer unter Zuhilfenahme einer Reizstromtherapie (amplimove) konditioniert werden.
Das Behandlungsintervall wurde dazu wie folgt geplant:
Propriozeptivestraining 10x
Physiotherapie 5x
Aquatraining 10x (inkl. Amplimove)
Der Behandlungszeitraum wurde auf acht Wochen festgelegt, wobei Kiras Ernährung den steigenden Belastungen durch das Training angepasst wurde.

Nachkontrolle

Bei der Nachkontrolle nach Abschluss der Therapie zeigte Kira eine deutliche Besserung im Bereich der linken Hintergliedmaße. Sie schonte die Gliedmaße nicht mehr und es ließ sich ein deutlicher Muskelaufbau vermerken. Auch die Sensibilitätsstörungen, die zu dieser einseitigen Muskelarthropie geführt hatten, waren deutlich rückläufig.

Weiteres Vorgehen

Um die Hintergliedmaße weiter zu stabilisieren und zu stärken, führt Kira nun alle zwei Wochen ein Trampolintraining durch, das sie sehr gut annimmt.

DIRK RÖSE DIRK RÖSE
TIERHEILPRAKTIKER IN EIGENER PRAXIS, LEITER DES THERAPIEHOFES ROSENBRAKEN IN REHBURG-LOCCUM

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TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE

  • Erkrankungen des Bewegungsapparates bei Pferden
  • Chiropraktik
  • Ernährungstherapie für Kleintiere
  • Laser- und Kryotherapie, Blutegel- und Elektrotherapie
  • Dozent an den Paracelsus Schulen

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