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Adipositas: Übergewicht beim Haustier

Foto: ShutterstockWenn der Speck zum Problem wird

Adipositas ist eine gefährliche Zivilisations-Erscheinung unserer Tiere und führt in der Folge zu Gelenk-, Herz- und Kreislaufproblemen, Diabetes, EMS (Equines Metabolisches Syndrom) und zu einem erhöhten Komplikationsrisiko bei Trächtigkeit, Geburt und Narkosen. Auch verringert Übergewicht die Lebenserwartung um etwa ein bis zwei Jahre.


Nicht immer ist zu viel Futter die Ursache für Übergewicht

Übergewicht entsteht, wenn die Energiezufuhr den Energieverbrauch übersteigt. Die Bewegungsleistung reicht also für die zugeführte Futtermenge nicht aus. Allerdings ist nicht jedes Übergewicht fütterungsbedingt. Vor Beginn einer Diät sollten deshalb in Frage kommende Erkrankungen ausgeschlossen werden. Ein Tierernährungsberater überprüft den Nährstoffgehalt der Futterration und kann dabei ableiten, ob eine Überfütterung vorliegt oder eine andere Erkrankung als Ursache in Frage kommt.


Energie ist lebensnotwendig

Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett liefern Energie – die fettarme oder sogar fettfreie Ernährung bei Hunden und Katzen ist jedoch nicht zu empfehlen. Hunde und Katzen sind nicht nur fettliebende Carnivoren, auch wenn ihnen Fett am leichtesten die zu nutzende Energie liefert. Energie wird nicht ausschließlich für die Bewegungsleistungen benötigt, sondern auch für die Arbeitsleistung der Organe (Herzschlag, Atmung, Verdauung usw.). Als Fleisch- bzw. Beutetierfresser können Hunde und Katzen Fett besser in Energie umwandeln als Kohlenhydrate. Ungekocht, nicht püriert oder gemahlen, sind Kohlenhydrate für Nicht-Pflanzenfresser sogar unverdaulich. Fett wird auch für Nerven, Augen, Regeneration/ Heilung und den Transport fettlöslicher Vitamine benötigt. Eine Mindestmenge von 5 Prozent Fett in der Ration sind daher unerlässlich.


Foto: © ShutterstockBewegungsprogramm zum Erhalt der Muskelzellen

Werden Muskeln nicht benötigt, baut der Körper Muskelprotein in Energie um. Dabei entsteht einerseits Ammoniak, andererseits degeneriert die Muskelzelle aber auch, sodass sie nicht mehr am Stoffwechsel/Energieverbrauch teilnimmt und damit nicht mehr den Abbau von Übergewicht unterstützt. Ein gutes Bewegungsprogramm ist daher unverzichtbar.


Nass- statt Trockenfutter

Empfehlenswert ist es, bei übergewichtigen Carnivoren auf die Energie aus Kohlenhydraten zu verzichten. Dazu zählen Getreide (Trockenfutter), Reis, Nudeln, Kartoffeln etc. Auch auf getrocknetes Futter sollte verzichtet werden. Hierbei handelt es sich um Konzentrate, mit hohem Nährwert aufgrund fehlender Feuchtigkeit. Trockenfutter kann durch Nassfutter oder Fleisch ersetzt werden. Zusätzlich können püriertes Gemüse oder eingeweichte Gemüseflocken dazu gegeben werden. Diese erzeugen ein Sättigungsgefühl, ohne einen Nährwert zu haben. Als Leckerli eignen sich Stücke roher Karotte, Äpfel oder gekochte Nudeln. Getrocknete Kauartikel unbedingt vermeiden, denn diese sind wahre Kalorienbomben (Proteingehalt meist über 80 Prozent).


Auch Pferde können übergewichtig sein

Den Bedarf eines Tieres und die Versorgung mit der jeweiligen Ration kann ein Tierernährungsberater überprüfen und anpassen. Dabei ist wöchentliches Wiegen unerlässlich. Mehr als 1,5 Prozent pro Woche sollte ein Hund oder eine Katze keinesfalls abnehmen. Auch wenn sich der Besitzer darüber anfänglich freuen würde, der Körper schaltet in Notzeiten auf „Energiesparmodus“ und damit wird das Abnehmen schwieriger.
Beim Pferd muss man die Art der Haltung, Fütterung und Bewegung in einen Diätplan einbeziehen und diese Punkte entsprechend ändern. Zeiten ohne Nahrungsaufnahme von mehr als vier Stunden sollten auch bei Übergewicht vermieden werden, da das Pferd zu den typischen „Dauerfressern“ gehört. Lebt das Pferd im Offenstall und hat ständigen Zugang zu Gras und Heu, hilft daher nur, ihm einen Maulkorb anzulegen, der die Futteraufnahme nicht gänzlich verhindert, aber einschränkt. Gehalten in der „Allspan“-Box, muss das Heu abgewogen, mit gutem Stroh und in einem engmaschigen Heunetz in die Box oder auch aufs Paddock gegeben werden. Pferde vom Nordtyp, die besonders oft an Übergewicht leiden, können von Grundfutter allein leben. Trotzdem sollte auch bei diesen Tieren die Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Fetten abgesichert werden. Rationsberechnungen durch Fachleute sind also auch beim Pferd unumgänglich. Eine Diät beim Pferd kostet den Besitzer einiges an Zeit, denn das Pferd muss reichlich aber langsam bewegt werden. Eine Haltung im Aktivstall mit Chip-Fütterung oder einer Führanlage erleichtert die Diät erheblich, sollte aber nicht als ausschließliche Bewegungsmöglichkeit für das Pferd genutzt werden.
Der Tierheilpraktiker kennt zur Unterstützung einer Diät eine Vielzahl von Möglichkeiten: Sei es Homöopathie, Phytotherapie, Anwendung von Schüßler-Salzen, Akupunktur etc. Ziel wird immer sein, die Stoffwechselorgane anzuregen, die ausleitenden Systeme zu unterstützen, Säuren und Gifte zu binden und auszuscheiden. Damit fühlt sich der Tier-Patient besser und bewegt sich wieder ausgiebiger. Und das kommt einer Gewichtsreduzierung natürlich sehr entgegen.

Heidi Herrmann Heidi Herrmann
Gelernte Pferdewirtschaftsmeisterin, THP in Ausbildung,
Inhaberin von G&H artgerechte Tierernährung
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Tätigkeitsschwerpunkte:

  • Tierernährungsberatung
  • Dozentin für Tierernährung und -zucht
  • Jagdhundezüchterin, -ausbilderin und -leistungsrichterin
  • Hat für Tierernährungsberater eine Rationsberechnungssoftware entwickelt

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