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Kinesiologisches Taping: Die Welt der bunten Bänder

Warum kinesiologisches Taping für Tiere? Die Frage müsste eher lauten: Warum nicht? Denn es ist eine nicht-invasive, leicht zu erlernende Technik, mit der man seinen Tieren schnell, effektiv und wirksam helfen kann.
Im Humanbereich seit Jahrzehnten erfolgreich im Einsatz, erfreut sich diese Behandlungsmethode inzwischen auch im Tierbereich immer größerer Beliebtheit, und immer mehr Therapeuten und Tierbesitzer greifen darauf zurück. Trotzdem sollte man hier klar zwischen komplexen Anlageformen, die einer ausführlichen Behandlung folgen sollten, und einfachen Anlagen, z. B. einem Sterntape bei diagnostizierter Hüftgelenksarthrose, die auch der Tierbesitzer selber nach Anleitung kleben kann, um seinem vierbeinigen Freund das Leben etwas angenehmer zu gestalten und die Schmerzen zu lindern, unterscheiden.

DIE RICHTIGE WAHL

Auch wenn der Großteil der Patienten Hunde und Pferde sind, gibt es auch viele andere Tierarten, die Wehwehchen haben und die man mit kinesiologischen Taping unterstützen kann. Wichtig dabei ist das richtige Tape! Denn Tape ist nicht gleich Tape. Besonders Humantapes erweisen sich oftmals als ungünstig für Tiere, da sie nicht dafür konzipiert sind, auf Fell zu haften. Tape4fur® ist das erste kinesiologische Tape, das in Deutschland entwickelt, von deutschen Tierphysiotherapeuten an allen möglichen Tierarten auf Herz und Nieren geprüft wurde und eine optimale Klebekraft auf den unterschiedlichsten Fellarten hat.

PRAXISFÄLLE

ASYMMETRISCH HOPPELNDES KANINCHEN
Das Zwergkaninchen hoppelte eines Morgens ungleich und belastete die linke Hintergliedmaße weniger als die rechte. Dadurch sah es leicht schief aus. Nach der Untersuchung des Tierarztes war klar, dass es sich die Gliedmaße leicht gezerrt hatte und vielleicht beim Durchhüpfen der Höhlenöffnung am Durchgang hängen geblieben war. Daraufhin wurde auf der linken Seite ein Muskeltape zur Unterstützung der Muskelaktivität geklebt und auf der rechten Seite eine spannungsfreie ähnliche Anlage. So wurde das Kaninchen symmetrisch ausgeglichen.

HEADSHAKING BEIM PFERD
Dieses Symptom ist leider bisher immer noch ungeklärt und kann vielfältige Ursachen haben. Je nachdem, wie stark ausgeprägt das Headshaking ist, kann es für Pferd und Reiter sehr störend und stressig werden. Im ungünstigsten Fall ist das Pferd nicht mehr reitbar.
Eine Möglichkeit, die Symptome etwas abzumildern, ist ein Nerventape entlang des Nervus facialis (Gesichtsnerv), der am Kiefergelenk entspringt und dann am Ober- und Unterkiefer entlang zieht. Schon bei mehreren Headshakern wurden die Symptome mit der Tapinganlage deutlich besser und die Pferde entspannten sich. Leider kommen die Symptome danach oftmals wieder, aber es ist eine großartige, nicht-invasive Methode, um dem Tier regelmäßig Linderung zu verschaffen. Von einer dauerhaften Anlage ist allerdings abzusehen, da der Körper sich an den Reiz des Tapes gewöhnen und infolge nicht mehr so gut darauf reagieren würde.

ANPRALL-TRAUMA IM STALL
Beim Verlassen des Stalls kam es am Morgen zu einem Gerangel zwischen den Kühen, wobei eine Kuh im Bereich der Rippen ziemlich heftig gegen die Wand prallte. Daraufhin bildete sich eine Schwellung, die sich nach tierärztlicher Adspektion als Prellung mit Hämatom herausstellte. Daraufhin wurde ein großflächiges Hämatomtape im Bereich der Flanke appliziert, um einen schnelleren Abfluss der gestauten Flüssigkeit zu unterstützen. Trotz des wuscheligen Fells hat das Tape prima gehalten, bereits am nächsten Tag war die Schwellung deutlich zurückgegangen.

LÄHMUNGSERSCHEINUNGEN BEIM MEERSCHWEINCHEN
Ein Meerschweinchen hatte sich auf dem Arm der Besitzerin derart erschreckt, dass es ihr aus der Hand sprang und unsanft mit dem Rücken auf dem Fliesenboden landete. Daraufhin zeigten sich Lähmungserscheinungen in den Hinterbeinchen. Der Tierarzt stellt die Diagnose Dackellähme bzw. Rückenmarksprellung. Neben einer ausführlichen tierphysiotherapeutischen Behandlung wurden immer wieder kleine Sterntapes im Bereich der Prellung angebracht und der Besitzerin die Handhabung gezeigt, sodass sie diese zwischen den Behandlungsterminen selbstständig applizieren konnte. Nach ein paar Wochen war das Gangbild wieder normal und unauffällig.

ARTHROSE UND VERSPANNUNGEN BEI EINER KATZE
Bei einer alten Stallkatze mit Arthrose im Bereich der Wirbelsäule und Verspannungen im Bereich der Rückenmuskulatur wurde entlang des langen Rückenmuskels ein Muskeltape angelegt. Katzen sind nicht die tolerantesten Patienten, auch nicht beim Tapen. Doch diese Katze liebte ihr Tape. In ihrem Fall wurde die Tapinganlage der Besitzerin gezeigt, sodass sie ihr das Tape in regelmäßigen Abständen selber anlegen konnte, um der Katze das Leben etwas angenehmer zu machen.

HANDHABUNG DER TAPES

Fast alle Tapinganlagen werden mit leichter bis mittelgradiger Spannung aufgeklebt, um durch den Recoil des Tapes die Schmerz- und/oder Mechanorezeptoren anzusprechen. Es gibt auch das Propriozeptionstape, das komplett spannungsfrei aufgeklebt wird und dennoch bzw. gerade deswegen einen großen Reiz für die Körperwahrnehmung setzt. Immer wenn sich das Tier dann mit dem Tape bewegt, entstehen minimale Scherkräfte zwischen Tape, Fell und Haarwurzeln. Rund um die Haarwurzeln befinden sich die Propriozeptoren (Sinneszellen, die für die Körperwahrnehmung verantwortlich sind), sodass über die Scherkräfte die Körperwahrnehmung angesprochen und verbessert werden kann. So wurde z.B. einem Hund, der sich aufgrund einer Ballenverletzung einen Schlurfgang angewöhnt hatte, ein Propriozeptionstape an der Vordergliedmaße angelegt. Die Ballenverletzung war zwar ausgeheilt, aber das Gangbild hatte der Hund beibehalten. Durch die Anregung der Körperwahrnehmung hat sich das Gangbild wieder normalisiert.
Das kinesiologische Tape ist vielfältig einsetzbar und wirkt – je nach Anlagetechnik – auf unterschiedliche Weise.

EINSATZGEBIETE SIND

  • Fasziale Verklebungen
  • Sehnenzerrungen und -schäden
  • ISG-Problematiken
  • Schmerz- und Triggerpunkte
  • Narben
  • Lymphstau in den Extremitäten
  • Gelenkinstabilitäten und Fehlstellungen
  • Physische und energetische Blockaden

BUCH-TIPPS

Katja Bredlau-Morich
Kinesiologisches Taping für Hunde,
Kynos Verlag

Kinesiologisches Pferdetaping,
Müller Rüschlikon Verlag

KATJA BREDLAU-MORICH
TIERPHYSIOTHERAPEUTIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Physiotherapie, Akupunktur, Manuelle Therapie, Taping, Autorin

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Fotos: © K. Bredlau-Morich