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Tierwissen für Kids: Die Schildkröte

201604 Kinder1MASSIVER SCHUTZ: DER PANZER

Das Besondere an Schildkröten ist ihr Panzer. Er macht fast ein Drittel ihres Gesamtgewichtes aus und umschließt sowohl am Rücken als auch am Bauch alle lebenswichtigen Organe. Der Panzer besteht aus massiven Knochenplatten, die einen Rippenkäfig bilden. Darüber befinden sich Hornplatten, die gegeneinander verschoben sind, um eine noch höhere Festigkeit zu erreichen. Im Gegensatz zu Schnecken ist der Panzer von Schildkröten fest mit dem Körperskelett verbunden und wächst mit der Schildkröte mit. Da die Tiere Kopf und Füße in den Panzer zurückziehen können, schützt er optimal vor Feinden. Auch die Gefahr der Austrocknung in hei- ßen Gebieten wird durch den Panzer verhindert.

201604 Kinder2ABHÄNGIG VOM WETTER

Schildkröten sind Reptilien, d.h., ihre Körpertemperatur ist nicht wie beim Menschen gleichbleibend, sondern passt sich der Umgebungstemperatur an. Wenn es heiß ist, schwitzen wir, bei Kälte bewegen wir uns, um Frieren zu vermeiden. Das ist bei Reptilien anders. Bei zu großer Hitze müssen sie Schatten oder Höhlen suchen, bei Kälte sonnige, warme Plätze finden. Jede Schildkrötenart hat andere Wohlfühltemperaturen. Nur so kann ihr Organismus optimal funktionieren. Wenn es bei uns Winter wird, fallen die Tiere in eine Art Kältestarre (Winterruhe), in der sie 3 – 5 Monate bleiben. Interessant ist bei Schildkröten auch, dass die Temperatur während der Brutzeit Einfluss auf das Geschlecht nimmt. Ein Gelege im Schatten produziert mehr Männchen, eines in der Sonne dagegen mehr Weibchen.

ÄLTER ALS DIE DINOSAURIER!

Schildkröten gibt es schon seit Millionen von Jahren. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit haben sie viele Naturkatastrophen und Klimawechsel überstanden und es geschafft, sich fast überall auf der Welt auszubreiten. Nur die Polargebiete bleiben aufgrund der dauernden Kälte eine natürliche Grenze, die von ihnen nicht überschritten werden kann.

WASSERSCHI201604 Kinder3LDKRÖTEN UND  LANDSCHILDKRÖTEN

Die etwa 300 verschiedenen Schildkrötenarten kann man grob in Wasser- und Landschildkröten einteilen. Wasserschildkröten haben einen flachen, stromlinienförmigen Panzer, die Füße wirken flossenartig mit Schwimmhäuten zwischen den Krallen. Sie tauchen extrem tief und können stundenlang unter Wasser bleiben. Auch ihre Augen haben sich so verändert, dass sie unter Wasser scharf und deutlich sehen können. Wasserschildkröten sind sehr schnelle Schwimmer und unterscheiden sich hier deutlich von der langsamen, unbeholfenen Fortbewegungsweise ihrer Artgenossen auf dem Land. Im Meer wird gejagt und das mit raffinierten Methoden. Die Geierschildkröte z.B. besitzt einen wurmähnlichen Zungenfortsatz, der zur Beuteanlockung dient. Unter Wasser sperrt sie das Maul weit auf und bewegt dabei leicht ihre Zunge hin und her. Fische fallen auf den falschen Köder herein und die Geierschildkröte schnappt zu. Diese Methoden braucht die Landschildkröte nicht, denn sie ist Vegetarier und muss daher nicht jagen. Ihr Panzer ist stärker und höher gewölbt und ihre Füße sind relativ stämmig mit festen Krallen, um besser voranzukommen.

201604 Kinder4KEINE OHREN UND ZÄHNE

Schildkröten haben kein ausgebildetes Außenohr, deshalb nehmen sie nur sehr tiefe Töne wahr, auch Vibrationen des Bodens wie Fußtritte oder Schläge. Des Weiteren haben sie keine Zähne, ihr Kiefer ist aber relativ hart, sodass er wie ein Vogelschnabel benutzt werden kann. Dafür haben Schildkröten einen sehr guten Blick. Weil sie mehr Farbrezeptoren als wir besitzen, sehen sie die Welt bunter und vielfältiger als wir. Auch UV- und Infrarotstrahlung können sie wahrnehmen. Während wir Wärme und Kälte nur spüren, können Schildkröten diese auch farblich zuordnen. Der Geruchssinn ist ebenfalls sehr gut entwickelt. Gerüche werden über den Rachen wahrgenommen. Mit dem Geruch erkennen Schildkröten nicht nur ihre Nahrung, sondern auch ihren Partner. Unübertroffen ist ihr Orientierungssinn. Sie können mit Hilfe des Erdmagnetfeldes immer exakt ihre Position bestimmen. Wasserschildkröten legen Tausende von Kilometern auf dem Ozean zurück und finden trotzdem wieder genau die Strandstelle, wo sie selbst geschlüpft sind. Regelmäßig kehren sie dann zu diesem Platz zurück, um dort ihre Eier abzulegen.

RIESIGE UNTERSCHIEDE

Die gesägte Flachschildkröte ist etwas größer als eine Streichholzschachtel (5 – 10 cm) und wiegt nur 70 Gramm. Die Lederschildkröte dagegen wird 2,5 Meter lang und fast 1 Tonne schwer. Würde man ihren Panzer aufstellen, würde er durch keine normale Tür passen. Auch beim Lebensalter gibt es starke Schwankungen. Während Riesenschildkröten bei optimalen Bedingungen bis zu 200 Jahre alt werden können, sinkt die Lebenserwartung bei natürlichen Bedingungen dramatisch. So werden Schildkröten in freier Wildbahn oft nicht älter als 30 – 40 Jahre, als Haustier können sie jedoch 80 Jahre erreichen, sterben oft aber leider durch unsachgemäße Haltung schon viel früher.

201604 Kinder5SCHILDKRÖTEN ALS HAUSTIERE

Da Schildkröten sehr anspruchsvolle Haustiere sind, sind sie nicht ohne Sachkunde zu halten. Sie sind keine Kuscheltiere und jedes Hochheben oder gar Herumreichen erleben sie als akuten Stress. Ihr robust wirkender Panzer hat eine relativ empfindliche Knochenhaut zwischen den einzelnen Hornplatten. Da sie Salmonellen übertragen können, ist es wichtig, sich nach jeder Berührung die Hände zu waschen! Auch bei der Nahrung muss man aufpassen. Sie sollten mit Gräsern, Wiesen- und Wildkräutern wie Löwenzahn und Gänseblümchen gefüttert werden, aber nicht mit Obst, Gemüse oder kommerziellem Schildkrötenfutter, da deren zu hoher Nährstoffgehalt bzw. unnatürliche Zusammensetzung zu ernsten Stoffwechselstörungen führen kann. Außerdem benötigt das wechselwarme Tier ein vollsonniges Freigehege im Garten mit einigen Schattenplätzen und ein heizbares Frühbeet für kalte Nächte bzw. Schlechtwetterperioden.
Für die Winterruhe eignet sich am besten ein kleiner Kühlschrank, der gleichmäßige Temperaturen zwischen 4 und 8 Grad Celsius garantiert. Die Ruhephase von Landschildkröten dauert in der Regel 3 – 5 Monate, bei sehr jungen Tieren 6 – 8 Wochen. Alle 1 – 2 Wochen sollte für kurze Augenblicke der Kühlschrank geöffnet werden, damit das Tier auch genügend Sauerstoff bekommt.

Fotos: © Franziska Krug, Shutterstock, tromeur – Fotolia, casaltamoiola – Fotolia, Stiop – Fotolia, BeTa-Artworks – Fotolia, nikolayn – Fotolia

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