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Fotokurs Tiere fotografieren: Teil 1 – Grundlagen

Foto: Richter - FotoliaFür Hobby- und Gelegenheitsfotografen stellen ihre Haustiere meist das beliebteste Fotoobjekt dar. Wirft der professionelle Fotograf dann aber einen Blick auf die gemachten Bilder, bleibt die Kritik nicht aus. Einfach nur den Auslöser drücken, um einen ganz bestimmten Moment einzufangen, reicht für ein gutes Foto nun mal bei Weitem nicht aus. Neben der Geduld, die man beim Fotografieren von Tieren mitbringen sollte, braucht man auch ein geschultes Auge, eine adäquate Technik und ein bisschen Know-how zu Kameraeinstellungen, Licht, Hintergrund und Positionierung. Einen kleinen Exkurs durch all diese Dinge versuche ich Ihnen an dieser Stelle zu vermitteln, sodass es im Anschluss heißen kann: Ran ans Motiv und Fotowettbewerb gewinnen!

Die richtige Ausrüstung

Foto: stockphoto-graf - Fotolia, Canon GmbH, viadavinci - Fotolia

Eine Pauschalaussage, welche Ausrüstung für nicht professionell arbeitende Fotografen geeignet ist, kann man nicht treffen, aber es gibt eine Reihe von Punkten, die beachtet werden sollten, wenn man sich eine Kamera zulegen will. Anders als bei Landschaftsaufnahmen muss man bei Tieren immer mit Bewegungen rechnen, sodass schon aus dieser Tatsache heraus eine bestimmte technische Mindestanforderung an die Kamera zu stellen ist. Als wichtigster Parameter für die Kameraeinstellung ist das Zusammenspiel zwischen Zeit und Blende zu sehen, das letztlich darüber entscheidet, ob ein Bild von schlechter, mittelmäßiger oder erstklassiger Qualität ist. Ebenfalls wichtig ist eine möglichst kurze Auslöseverzögerung und die Einstellung einer Serienbildfunktion. Fotos sind Momentaufnahmen und diese können nur zeitgenau eingefangen werden, wenn die Aufnahmen ohne Verzögerung gemacht werden können. Da Tiere nicht auf Kommando die Augen offen halten oder bei raushängender Zunge das Maul wieder schließen, können diese Hürden nur durch Einstellung einer Serienbildfunktion überwunden werden.

Foto: Boehmer - FotoliaEin weiterer wichtiger Punkt ist die Brennweite des Objektivs. Es gibt auf dem Markt viele Kameras mit eingebauten Zoomobjektiven, die durchaus verwendet werden können, wenn der Brennweitenbereich für das, was man fotografieren will, ausreicht. Freie Auswahl hat man bei Kameras mit Wechselobjektiven, weil man so die Brennweite bzw. das Objektiv selbst festlegen kann, muss aber i. d. R. auch mehr Geld investieren. Hat man sich für diese Variante entschieden, sollte man beim Objektiv nicht sparen, denn dieses wird für die Qualität des Bildes entscheidend sein. Je höher die Lichtstärke des Objektivs, desto besser kann der Blendenumfang insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen genutzt und mit Schärfe und Unschärfe gespielt werden. Das macht das Objektiv allerdings auch teuer. Ob man ein Objektiv mit einer Festbrennweite, ein Weitwinkel- oder ein Zoomobjektiv verwendet, sollte von der jeweiligen Situation abhängig gemacht werden. Zu beachten ist allerdings, dass es z. B. bei einem 50-mm-Objektiv bei Tieraufnahmen zu Verzerrungen kommen kann, da Strukturen weiter vorne im Bild größer dargestellt werden als weiter hinter liegende, d. h. der Kopf des Tieres könnte im Vergleich zum Körper überdimensional groß erscheinen. Ein ähnliches Problem könnte sich bei Weitwinkelobjektiven ergeben, wenn der Abstand zum Tier zu gering gewählt wird. Teleobjektive haben ihren Vorteil darin, dass Tiere auch in weiter Entfernung noch gut dargestellt werden können. Allerdings sind sie aufgrund ihrer Größe schwerer und sollten daher mit Stativ oder kurzen Verschlusszeiten verwendet werden, um Verwacklungen zu vermeiden.

Foto: Franziska KrugWill man Detailaufnahmen machen, kann man dies hervorragend mit Makroobjektiven lösen, weil diese kurze Aufnahmeabstände zulassen. Für die Tierfotografie im Hobbybereich am besten geeignet sind jedoch Zoomobjektive, da sich damit verschiedene Bildausschnitte wählen lassen, ohne dass man die Position wechseln muss. Damit bleibt jetzt noch die Frage nach der richtigen Lichtquelle. Kompaktkameras sind meist mit integriertem Blitz ausgestattet, der automatisch zugeschaltet wird, wenn die Lichtverhältnisse für eine gute Belichtung nicht ausreichend sind. Das führt aber leider oft zu roten Augen und nur suboptimaler Ausleuchtung. Hinzu kommt, dass viele Kameras zur Vermeidung roter Augen einen Vorblitz verwenden, der jedoch beim Tier in der Regel dazu führt, dass die Augen auf dem Foto beim nachfolgenden Blitz, der mit dem Auslöser gekoppelt ist, geschlossen sind. Besser geeignet sind daher Aufsteckblitze, die manuell geregelt werden können oder Studiolampen, die eine individuelle Ausleuchtung erlauben.

Foto: Franziska Krug

Gut gerüstet – was nun?

Bevor Sie loslegen, sollten Sie ein paar grundlegende Dinge vermeiden, die bei eingereichten Hobbyfotos immer wieder zu beobachten sind. Nur weil ein Tier gerade süß auf dem Sofa liegt und schläft oder nett mit einem Ball spielt, heißt das nicht, dass das ein gutes Fotomotiv ist, wenn im Hintergrund eine Heizung, ein Mülleimer oder die Beine einer anderen Person zu sehen sind. Der fotografische Hintergrund kann für das, was Sie darstellen oder mit dem Bild aussagen wollen, die halbe Miete sein. Unordnung lenkt ab und stört das ästhetische Empfinden, farbliches Durcheinander verwirrt den Betrachter und falsche Perspektiven lassen das Bild unnatürlich wirken. Daher ist es ganz wichtig, zunächst einen neutralen, aufgeräumten Hintergrund für das geplante Foto zu schaffen und alle Störeffekte vorher zu umgehen. Liegt also der Hund süß schlafend auf einem Sofa, hinter dem sich eine hässliche Heizung befindet, versuchen Sie sich so zu positionieren, dass Sie die Heizung nicht mit im Bild haben oder behelfen sie sich mit einem großen Kissen oder Ähnlichem, um die Heizung zu verdecken. Stehen Menschen im Hintergrund, bitten Sie diese, etwas zur Seite zu treten oder werfen Sie Ihrem Hund den Ball an einer Stelle ohne Menschen zu. Drücken Sie nicht einfach ab, sondern betrachten Sie die Situation kritisch, bevor Sie auf den Auslöser drücken, und überlegen Sie sich, wie das Bild aussehen soll, das Sie machen wollen. Machen Sie sich unbedingt auch Gedanken zur Perspektive, denn es macht einen großen Unterschied, ob Sie Ihr Tier von oben, von unten oder auf Augenhöhe fotografieren. Da Menschen sich meist in aufrechter Position fotografieren, sind wir dazu geneigt, auch kleine Tiere im Stehen zu fotografieren. Das kann jedoch zu einer völlig skurril erscheinenden Perspektive führen, weil gerade Hunde und Katzen oft sehr viel kleiner sind als wir und somit auf dem Bild aus der Vogelperspektive betrachtet erscheinen. Hier empfiehlt es sich, immer erst auf Augenhöhe zu üben, d. h. sich auf den Boden zu setzen und so zu fotografieren, dass man sich auf Augenhöhe mit dem Tier befindet. Wenn das gut klappt, kann man durchaus auch mit der Perspektive spielen und mal aus der Frosch- und mal aus der Vogelperspektive fotografieren.

Soll Ihr Tier bewusst in die Kamera schauen, versuchen Sie durch Geräusche, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen oder bitten Sie einen Helfer mit einer Tüte oder Ähnlichem, direkt neben ihrem Objektiv zu rascheln. Das erfordert zum Teil zwar viel Geduld, zahlt sich am Ende aber aus. Spontane Schnappschüsse, wie man sie früher gerne machte, sind heute längst out. Es lohnt sich also, sich Zeit zu lassen und überlegt zu fotografieren.

Foto: Franziska Krug, M. Großmann /pixelio

Fotografische Grundlagen

201503 Fotokurs6Auf den Auslöser zu drücken ist keine Kunst, die Kamera richtig einzustellen jedoch schon. Hat man sich mit den Möglichkeiten verschiedener Einstellungen, dem Zusammenspiel zwischen Blende, Zeit und Lichtempfindlichkeit (ISO) erst einmal vertraut gemacht, wird man schnell merken, um wie viel besser die Fotos plötzlich sind und wie gut man selbst bei schlechten Lichtverhältnissen noch fotografieren kann. Zwar gibt es ein paar Weisheiten, wie „Blende 5/ 6 im Zimmer geht immer“ oder „Wo Licht ist, da ist auch Schatten“, die Kunst ist es aber, im Zimmer auch mit anderen Blenden zu fotografieren und Licht und Schatten zu beherrschen. Hier heißt es, die Lichtmenge so zu regulieren, dass die Bilder am Ende weder zu hell noch zu dunkel sind. Geregelt wird die Lichtmenge über die Blende und die Zeit, die Sie an Ihrer Kamera einstellen. Eine kleine Blende (hohe Zahl) lässt wenig Licht durch, eine große Blende (kleine Zahl) viel Licht. Bei kleinen Blenden benötigt man daher längere Zeiten als bei großen Blenden, da die Zeit bestimmt, wie lange das Licht auf den Sensor fällt. Zusätzlich kann die Belichtung über die Lichtempfindlichkeit (ISO) beeinflusst werden. Je höher Sie die ISO wählen, desto weniger Licht wird benötigt, desto höher wird aber auch das digitale Rauschen. Daher bei guten Lichtverhältnissen lieber kleine ISO-Zahlen wählen.

201503 Fotokurs9

Jetzt kann’s los gehen!

Sind Sie gut ausgerüstet und haben die Zusammenhänge zwischen Blende, Zeit und ISO verstanden, dann sollten Sie unbedingt anfangen zu üben. Probieren Sie ruhig bei ein- und demselben Motiv verschiedene Einstellungen an Ihrer Kamera aus, um sich besser verinnerlichen zu können, wie sich das Bild verändert, wenn Sie die Einstellung wechseln. Ändern Sie dabei auch die Perspektive und die Distanz zu Ihrem Tier, damit Sie auch ein Gefühl für Schärfe und Unschärfe bekommen. Denn je nach Blende und Distanz können Sie Teile Ihres Motivs scharf und weiter weg liegende Teile unscharf ablichten, was dem Bild eine ganz besondere Stimmung geben kann. Je höher Sie die Blendenzahl wählen, desto schärfer wird auch der Hintergrund, was z. B. bei Aufnahmen mit mehreren Tieren unabdingbar ist, damit sich auch wirklich alle Tiere im Bild scharf abzeichnen. Fotografieren Sie mal mit Blitz und mal ohne, indem Sie die ISO verändern. Fotografieren Sie bei Tageslicht und bei Dämmerung oder Dunkelheit, wenn Sie im Haus das Licht eingeschaltet haben, damit Sie sehen, welchen farblichen Unterschied es zwischen Tageslicht und Kunstlicht gibt. Spielen Sie auch hierbei mit Blitz und ISO und beobachten Sie, dass Sie durch eine hohe ISO auch bei schlechtem Licht schöne Bilder machen können.

Tipps

  • Einstellmöglichkeiten der Kamera ausnutzen
  • Höchste Bildauflösung in den Kameraeinstellungen wählen
  • Nicht nur „dokumentieren“, sondern Motiv gestalten und sich überlegen, wie das Foto aussehen soll
  • Blitz bei Kompaktkamera/Mobiltelefon – wenn nicht zwingend notwendig – lieber weglassen
  • Unbedingt Hintergrund beachten, wenn möglich neutralen und aufgeräumten Hintergrund wählen
  • Störeffekte beseitigen und auf harmonische Farben achten
  • Ran ans Motiv und auf Augenhöhe achten – Vogelperspektive vermeiden
  • Auf Schärfe achten, zumindestens der „wichtigste“ Teil des Motives muss scharf sein
  • Keine wichtigen Motivteile abschneiden (Ohren, Füße, Schwanz ...)
  • Jeder Tipp/jede Regel kann missachtet werden, wenn Sie für sich begründen können, warum Sie dies tun

Und weil’s so viel Spaß macht

Foto: © Visual Concepts - FotoliaJe mehr Sie üben, desto mehr Spaß werden Sie am Fotografieren haben, weil Sie sehen werden, dass Ihre Bilder qualitativ immer besser werden. Und weil wir gerne an Ihrem fotografischen Erfolg teilhaben würden, laden wir Sie ein, an unserem Fotowettbewerb teilzunehmen. Überlegen Sie sich ein schönes Motiv für Ihr Tier und fotografieren Sie es. Denken Sie dabei an den Hintergrund, die Perspektive und die richtige Kameraeinstellung. Schicken Sie uns dann Ihr schönstes Foto mit Angabe Ihres Kameramodells und evtl. der Kameraeinstellungen zu und gewinnen Sie vielleicht einen Seminargutschein in Höhe von 100,– Euro für ein Seminar Ihrer Wahl an einer der Paracelsus Schulen.
Senden Sie uns Ihr Wettbewerbsfoto bis 31.7.15:
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FRANZISKA KRUGFRANZISKA KRUG
FOTOGRAFIN

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TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE

  • People-, Event- und Tierfotografie für die weltweit größte Bildagentur Getty Images
  • Mitherausgeberin von drei Tiermagazinen

Foto: © Visual Concepts - Fotolia

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