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TCM Serie: Teil 1 – Wandlungsphase Holz

Im Kontext einer integrativ geführten Tierheilpraxis stellt die Einbeziehung der ganzheitlich ausgerichteten Diagnose- und Therapieprinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eine zusätzliche Bereicherung dar. Grundlage der TCM sind die Theorie von Yin und Yang, die Kenntnisse der vitalen Körpersubstanzen und das Wissen um die fünf Wandlungsphasen. Die fünf Wandlungsphasen stehen „für die unterschiedlichen Aspekte des Qi, die sich aus dem Ur-Qi entfalten, welches aus der Ur-Polarität von Yin und Yang hervorgeht“. (Platsch, 2005) Den einzelnen Wandlungsphasen sind individuelle Aspekte zugeordnet, die sich in physischen, psychischen und feinstofflichen Charakteristiken zeigen. Die Tabelle gibt einen zusammenfassenden Überblick über die wichtigsten Assoziationen, ist aber beliebig erweiterbar. Anschließend soll die Wandlungsphase Holz mit den typischen körperlichen und mentalen Ausprägungen beschrieben werden.

Fotos: imaginando - Fotolia


Die Wandlungsphase Holz in der Tierheilpraxis

In den traditionellen Schriften des Suwen, des Gelben Kaisers, wird Holz folgendermaßen charakterisiert (Platsch, 2005):

SUWEN 4:
Die Energie des Ostens ist grün. Sie dringt in die Leber ein, öffnet sich in den Augen … Störungen zeigen sich im Auffahren jing und Zittern hai. Von den Geschmackskräften entspricht der Leber das Saure… So steigt die Energie des Frühlings zu Kopf … Die Krankheiten der Leber zeigen sich im Muskel-Sehnen-Apparat.

SUWEN 5:
Der Osten erzeugt den Wind feng. Der Wind das Holz. Und das Holz das Saure. … von den Gefühlsregungen der Wut. … Zuviel Wut schadet der Leber … Wind schadet den Muskeln und Sehnen.

Übertragen wir nun diese traditionell-philosophischen Grundsätze auf die Symptome unserer Patienten, ergeben sich Zusammenhänge auf

  • chinesisches Organsystem (Leber und Gallenblase)
  • saisonales Auftreten (Frühling)
  • Empfindlichkeiten gegenüber klimatischen Einflüssen (Wind)
  • sog. Windsymptome
  • Organsysteme (hier: Auge und Muskeln/Sehnen und Nägel/Krallen/Hufe)
  • emotionale Befindlichkeiten (Aggression, Zorn und Stresslabilität)
  • Bevorzugung und Ablehnung von Geschmacksrichtungen (sauer)
  • Ausdünstungen von Gerüchen (sauer und ranzig)
  • zeitliches Auftreten von Symptomen (zw. 1-3 Uhr Leber, zw. 23-1 Uhr Gallenblase)

Funktion des Organs Leber in der TCM

Foto: Merkushev - FotoliaDemnach erfolgt die Therapie von Symptomen der Wandlungsphase Holz über das Yin-(Speicher-)Organ Leber. In diesem Zusammenhang ist aber nicht die anatomisch-physiologische Leber gemeint, sondern das Funktionssystem Leber der Traditionellen Chinesischen Medizin. Hier haben die einzelnen Organe der jeweiligen Wandlungsphase nicht nur eine anatomisch-physiologische Funktion. Aufgrund ihrer energetischen Qualitäten in Bezug auf Qi und Blut wird den entsprechenden Organen eine tiefergehende Wirkungsweise zugesprochen.
Die Yang-(Hohl-)Organe der entsprechenden Wandlungsphasen haben mehr anatomisch-physiologische Aufgaben und sind im Sinne der TCM nur von untergeordneter therapeutischer Bedeutung.

Das Funktionssystem Leber hat danach u. a. folgende Aufgaben:

  • speichert das Blut
  • sorgt für den freien und harmonischen Qi-Fluss
  • nährt die Sehnen
  • manifestiert sich in den Nägeln, Krallen und Hufen
  • öffnet sich in den Augen und kontrolliert die Tränen
  • es wird durch Zorn, Wut und Aggression geschädigt

Eine gute Therapiemöglichkeit zur Behandlung sog. Lebersymptome ist die Akupunktur. Tieferreichende Erkrankungen sollten zusätzlich mit Kräutern und/oder einem entsprechenden Ernährungsplan (5-Elemente-Ernährung) therapiert werden.
Grundbedingung für eine erfolgreiche Therapie sind umfassende Kenntnisse der Funktionsweise der Organe aus den fünf Wandlungsphasen. Der erfahrene Therapeut sollte daher in der Lage sein, die westlichen Symptome in die Symptome der TCM zu übersetzen, um eine entsprechende Diagnose stellen zu können.

WINDSYMPTOME
Wind tritt plötzlich auf, ist beweglich, zeigt sich nicht nur an einer Stelle. Wind wirkt nach oben und nach außen. Wind blockiert den Fluss von Qi und Blut.
Dies bedeutet auf Krankheiten übertragen, dass diese plötzlich auftreten und die körperlichen Symptome an und im Körper die Lokalisation ändern, z. B. wechselnde Lahmheit, Juckreiz oder wandernde Rötungen.
Es wird äußerer von innerem Wind unterschieden.
Äußerer Wind begünstigt das Auftreten sog. äußerer Erkrankungen, indem er krankmachende Faktoren wie z. B. Kälte, Feuchtigkeit, Trockenheit oder Hitze heranweht. Wind öffnet die Poren der Körperoberfläche und die genannten Faktoren können ungehindert ins Innere eindringen. Eine typische Winderkrankung ist z. B. der akute Beginn einer Erkältung. Auch alles, was auf Wetterfühligkeit hinweist, zeigt eine Empfindlichkeit gegenüber Wind an.

Durch innere Imbalancen entsteht sog. innerer Wind. Da Wind immer nach oben aufsteigt, zeigen sich die typischen Symptome in den oberen Regionen des Körpers. Hier seien Kopf-, Nacken-, Schulter- und/oder Oberarmregion genannt.
Auch Krankheitssymptome, die als Funktions- und Organeinschränkungen des zentralen Nervensystems (ZNS) wirken, wie Schwindel, Krämpfe, Spasmen, Tics, Zittern, Paresen bis hin zur Bewusstlosigkeit, Foto: © Shutterstockwerden als innerer Wind klassifiziert.

Die Ursache von innerem Wind wird in der TCM erklärt mit

  • Auftreten extremer innerer Hitze
  • aufsteigendem Leber-Yang
  • Leber-Blut-Leere

DER FREIE UND HARMONISCHE QI-FLUSS
Die Leber wirkt gleichzeitig als impulsgebendes und kontrollierendes Organ. Die Anstöße zum Ingangsetzen des hormonellen Zyklus (Bildung des Follikels, Ovulation, Bildung des Gelbkörpers) entspringen der Leberenergie. Ist diese nicht stark genug, kann es zu sog. hormonellen Unregelmäßigkeiten kommen (Dauerrosse, Ausbleiben der Läufigkeit, Ovarialzysten). Aber auch andere physiologische Vorgänge im Körper werden durch die Leberenergie aufrechterhalten. Die Milz und der Magen werden unterstützt, um die Nahrung umzuwandeln und entsprechend ihrer Wirkrichtung weiterzutransportieren.
Auch der freie und harmonische Qi- Fluss bezüglich der emotionalen Befindlichkeit wird von der Leber gesteuert bzw. kontrolliert. Lang anhaltende Stresszustände führen zu Reizbarkeit, Zorn und Depression.

ANATOMISCHE ZIELORGANE DER LEBER
Die Leber öffnet sich im Auge und kontrolliert die Tränen. Symptome wie Glaukom, Katarakt, trockenes Auge oder Konjunktivitis sind demnach aufgrund entsprechender Leber-Disharmonien zu erklären. Dies sind u. a. Leber- Blut-Leere, aufsteigendes Leber-Yang, Leber-Hitze.

MANIFESTATION DER LEBER IN DEN NÄGELN/KRALLEN/HUFEN
Die Nägel, Krallen und Hufe werden gemäß der TCM durch das Leber-Blut ernährt. Bei Leber-Blut-Mangel kommt es zu trockenen, brüchigen und rissigen Nägel, Krallen und Hufen.

DIE LEBER KONTROLLIERT UND NÄHRT DIE SEHNEN
Die Leber gewährleistet unter gesunden Umständen eine ausreichende Ernährung der Sehnen und so eine geschmeidige Beweglichkeit der Gelenke und Muskeln. Spasmen und Kontrakturen sowie übermäßige Steifigkeit, Kribbeln in den Extremitäten und Tremor bis hin zur spastischen Parese sind Disharmonien der Leber in Form von Leber-Blut-Mangel, Leber-Blut- Stase und Leber-Wind.

DIE EMOTIONALE BEFINDLICHKEIT DER LEBER
Die Leber ist das Organ, welches durch sog. äußere Umstände, hier Lebensstil, beeinflusst wird. Zu viel und zu starke aggressive Lebensimpulse (Stress) schädigen nicht nur die Leber- Energie, sondern auch die von anderen Organen. Umgekehrt bewirkt eine Leberpathologie auch die Bildung von wütenden, aggressiven Gemütszuständen.

Tiere mit einer unausgeglichenen Leber- Energie in Richtung Leber-Blut- Leere neigen häufig zu aufsteigendem Leber-Yang. Symptome sind hier zum einen scheinbar plötzlich auftretendes aggressives Verhalten wie Bellen, Beißen, Kratzen, manchmal in Kombination mit Symptomen von „Bluthochdruck“, wie gerötete Augen, stark durchblutete Zunge und Anzeichen von Kopfschmerzen (Reiben des Kopfes, Pfoten auf die Augen legen). Weiterhin sind diese Patienten auch sehr wind-/zugluftempfindlich. (Giovanni, 2008; Schoen, 2003)

ABSCHLIESSEND BLEIBT FESTZUSTELLEN, DASS NUR EINE GENAUE DIAGNOSE ZU EINER ERFOLGREICHEN THERAPIE FÜHREN KANN
Zusätzlich zur Identifikation des erkrankten Organs ist die Definition, ob es sich um einen Leere- oder Füllezustand handelt, erforderlich, um eine erfolgreiche Behandlungsstrategie zu entwickeln. Die Beurteilung der vitalen Substanzen, Qi und Blut, ergänzen die Diagnostik.
In den kommenden Ausgaben von „Mein Tierheilpraktiker“ werden die Wandlungsphasen Feuer, Erde, Metall und Wasser beschrieben.

BETTINA SALZMANN-WOHDE BETTINA SALZMANN-WOHDE
TIERÄRZTIN IN EIGENER PRAXIS

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