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Ektoparasiten Serie: Teil 1 – Zecken

Fotos: Fotowebbox, Ramsauer - FotoliaKRANKHEITSÜBERTRAGENDE VEKTOREN

Pünktlich zum Frühlingsanfang melden sich auch Zecken aus dem Winter zurück, fangen an, aktiv zu werden und uns und unsere Haustiere zu belästigen. Diese äußerlich auf der Haut parasitierenden Lästlinge werden im Fachjargon den Ektoparasiten zugeordnet. Zecken zählen zu den krankheitsübertragenden Vektoren und stellen damit nicht nur eine Plage, sondern auch eine Gefahr für Mensch und Tier dar.


Bestimmte Körperregionen bevorzugt

Steigen die Temperaturen über 6° Celsius, werden Zecken wieder aktiv. Sie verlassen ihr Winterrevier und legen sich in Büschen, Gräsern und Sträuchern nach geeigneten Wirten auf die Lauer. Zecken gehören zur Familie der Milben und zur Klasse der Spinnentiere. In der warmen Jahreszeit, von März bis Oktober, sind sie besonders aktiv. Wie Flöhe saugen sie Blut und zählen somit zu den blutsaugenden und auch krankheitsübertragenden Parasiten. Mit ihrem mit Widerhaken besetzten Stechapparat bohren sie sich in die oberflächlichen Hautbezirke des Wirtes ein und saugen Blut und Lymphe. Nach einer ausgedehnten Mahlzeit können Zecken eine Körpergröße von bis zu drei Zentimeter erreichen. Am liebsten saugen Zecken am Hals, an den Schenkelinnenseiten und im Gesicht von Tieren Blut, da an diesen Körperstellen die Haut dünner und oft auch weniger behaart ist.


Foto: ShutterstockKrankheitsübertragende Vektoren

Der beim Saugakt abgesonderte Speichel der Zecken kann gefährliche Krankheitserreger, wie z. B. Borrelien, enthalten, sodass Zecken zu den krankheitsübertragenden Vektoren zählen. Übertragen werden Krankheiten wie Borreliose, Babesiose, Ehrlichiose, Rickettsiose und die Frühsommer- Meningoenzephalitis (FSME). Je länger die Zecke auf ihrem Wirt sitzt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsübertragung. Für die Übertragung von Babesien geht man von etwa 48 Stunden aus, bei bakteriellen Erregern sind es ein bis zwei Tage und bei Viren geht es relativ schnell. Beim FSME-Virus geht man von etwa 12 Stunden aus.


Foto: BayerHealtCareEin einziger Stich kann schlimme Folgen haben

Je länger die Zecke auf ihrem Wirt Blut saugt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsübertragung. Weltweit gibt es etwa 900 Zeckenarten, wobei der Gemeine Holzbock (lat.: Ixodes ricinus) in Europa am häufigsten vertreten ist. Wissenschaftlichen Studien zufolge ist etwa jede dritte Zecke der Gattung Ixodes ricinus mit Borrelien, den Auslösern der Lyme-Borreliose, und 5 bis 20 Prozent mit Anaplasmen infiziert. Dabei kann ein einziger Stich zur Übertragung ausreichen. Die Lyme- Borreliose ist eine sich schleichend entwickelnde und auch beim Menschen vorkommt. Bei Katzen konnte eine Borreliose bis dato noch nicht sicher nachgewiesen werden und auch insgesamt betrachtet sind Katzen für Infektionskrankheiten, die von Zecken übertragen werden, weniger empfänglich. Das gilt allerdings nur für Deutschland, denn in den USA und Südafrika zählen auch Katzen zu den extrem gefährdeten Tieren.


Foto: Schubbel - FotoliaEine Infektion ist nicht zwingend eine Erkrankung

Wird ein Tier von einer Zecke infiziert, so führt dies nicht zwingend zu einer Erkrankung. Eine Erkrankung liegt nur dann vor, wenn auch klinische Symptome diagnostiziert werden. Verschiedene Studien dazu konnten zeigen, dass viele Hunde z. B. einen Anaplasma-Titer aufweisen, obwohl sie nicht krank sind. Bei der Borreliose verhält es sich ähnlich. Hauptsymptom der Borreliose ist eine schmerzhafte Gelenkentzündung, gefolgt von Fieberschüben, Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit. In seltenen Fällen kann eine Borreliose auch tödlich verlaufen. Andere bei uns heimische Zeckenarten, wie die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), gelten als Überträger der Babesiose, die in Deutschland bei Hunden als gefährliche Infektionskrankheit, ähnlich der Malaria beim Menschen, zur Zerstörung der roten Blutkörperchen führt und unbehandelt tödlich verläuft. In deutschen Tierarztpraxen werden am häufigsten Hunde mit Ehrlichiose oder Babesiose vorgestellt, wovon aber ein Großteil der Tiere aus dem Ausland stammt.


Foto: Schubbel - FotoliaAuch Rinder und Pferde bleiben nicht verschont

Ab dem Frühjahr, wenn die Weidehaltung wieder losgeht, fallen Zecken bevorzugt auch über Rinderherden und Pferde her. Hierbei bildet die weitverbreitete Schildzecke (Ixodes ricinus) und die als Haemaphysalis punctata bezeichnete Zecke ein erhebliches Vektorpotenzial für verschiedene Infektionskrankheiten, wie sie auch bei Hunden und Katzen vorkommen.


Einfache Behandlung mit großer Wirkung

Am wichtigsten ist es, die Tiere regelmäßig nach Zecken abzusuchen und diese so schnell wie möglich zu entfernen. Zur Behandlung von Zecken gibt es von verschiedenen Firmen Präparate in unterschiedlichen Darreichungsformen. Sogenannte Spoton- Präparate zum Aufträufeln auf die Haut haben den Vorteil, dass nur kleine Mengen aufgetragen werden müssen und die Wirkung schnell einsetzt. Manche dieser Kontakt- und Nervengifte wirken zusätzlich gegen Flöhe und Milben, sodass nicht doppelt behandelt werden muss. Einzelnen Zecken- Präparate wirken nicht gegen alle Zeckenarten, sodass unter Berücksichtigung der Zeckenverbreitung in unterschiedlichen Regionen unbedingt die Pckungsbeilage gelesen werden sollte. Die meisten Herstellerfirmen bieten außerdem Informationen auf ihren Webseiten an oder haben Telefonhotlines eingerichtet, um Fragen von Tierbesitzern zu beantworten. Auskünfte geben auch Tierärzte, denn viele dieser Präparate sind ausschließlich beim Tierarzt erhältlich. Neben Spot-on-Präparaten sind auch Tabletten, Puder oder Sprays erhältlich, die preislich meist etwas günstiger sind sowie Halsbänder, die z. T. zusätzlich gegen Leishmaniose eingesetzt werden können, falls ein Auslandsaufenthalt mit Hund oder Katze ansteht.

Foto: © gerecht - FotoliaAufgrund der Vielzahl von Ektoparasiten, die ein Rind befallen können, sollten zur Bekämpfung dieser Tiere möglichst Wirkstoffe eingesetzt werden, die ein breites Wirkungsspektrum aufweisen. Gleichzeitig sollte die Anwendung eine zielgerichtete Massenbehandlung erlauben, bei der eine exakte Dosierung für jedes einzelne Tier gewährleistet ist. Die sicherste Form der Anwendung ist hier das Aufgießen der gebrauchsfertigen Lösung auf den Rücken, das sog. Pouron- Verfahren, das den Spot-on-Präparaten für Hund, Katze und Pferd vergleichbar ist.

Alternativ zu den genannten Präparaten haben sich gegen Zecken Bernsteinketten bewährt, für deren Wirkung es zwar keine wissenschaftlich fundierte Studien gibt, aber zahlreiche Berichte begeisterter Tierbesitzer. Nach Aussage mehrerer befragter Heilpraktiker und Tierheilpraktiker soll die Wirkung daher rühren, dass die Steine durch Reibung mit den Haaren ein elektrisches Feld im Fell aufbauen, das für Flöhe und Zecken sehr unangenehm ist, sodass sie wieder abspringen bzw. sich wieder abfallen lassen, bevor sie beißen.

Dr. Isa Foltin

 


DR. ISA FOLTIN

TIERÄRZTIN, RADIOLOGIN, DIPLOM-JOURNALISTIN


TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE:

  • Medizinjournalismus für Pharmafirmen, Wissenschafts- und Publikumsmedien
  • Vergleichende Radiologie bei Mensch und Tier
  • Spezialgebiet Kernspintomographie (MRT)
  • Fachkunde in Nuklearmedizin
  • Dozentin an den Paracelsus Schulen

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