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Serie: Imkerei - Das Jahr der Bienen - Der Frühling

Ich bin Maja, eine kleine Biene, die in einem Bienenstock am Rande des Müritz-Nationalparks in Mecklenburg-Vorpommern lebt. Ich bin eine Buckfast, die ihren Ursprung in England hat und aus einer Züchtung der Westlichen Honigbiene im englischen Kloster Buckfast entstanden ist. 1913 kam es zum Bienensterben der Dunklen Europäischen Biene. '
Bruder Adam aus dem Kloster Buckfast begann deshalb damit, überlebende Bienenvölker auf Resistenz zu züchten und sie mit der Italienischen Biene Apis ligustica zu kreuzen. Von ihr habe ich meinen orangen Streifen am Hinterleib. Ziel der Züchtung war es, eine erbfeste Biene zu züchten, die friedlich und schwarmträge ist und sich durch überdurchschnittliche Erträge (Honig, Wachs) auszeichnet. Ich bin ein Hybrid, der widerstandsfähig, ertragreich und friedlich ist.
Ohne Imker können wir Honigbienen in der freien Natur nicht überleben. Unser Bienenstock wird von einer Imkerin betreut. Sie passt auf, dass es uns gut geht, wir gesund bleiben, unser Bienenstock immer ordentlich und sauber ist.
Unsere Imkerin betreut mit uns acht Völker, die alle beim Veterinäramt gemeldet sind. Entsprechend haben wir eine Nummer zugeteilt bekommen, sodass man uns jederzeit identifizieren kann. Die Tierseuchenkasse z.B. schickt unserer Imkerin jedes Jahr ein Formular, in das sie unsere Nummer und die Anzahl der im Stock lebenden Bienen eintragen muss, da wir Bienen – ähnlich wie Hühner – meldepflichtig sind.

Die meisten Imker in Deutschland betreuen bis zu 25 Bienenvölker, nur sehr wenige (ca. 1 Prozent) der Imker haben mehr als 50 Völker. Gehalten werden wir, weil wir Honig und Wachs liefern. Was aber die wenigsten Menschen wissen, ist, dass ich für 500 Gramm Honig etwa 40.000 Blüten anfliegen und ca. 120.000 Kilometer zurücklegen muss.
Jedes Bienenvolk wird von einer Königin regiert. Die Bienenkönigin ist ausschließlich für den Nachwuchs zuständig, denn sie ist die einzige geschlechtsreife Biene im Stock. Ihr Hinterleib ist länger als der der anderen Bienen, sodass man sie daran gut erkennen kann. Im Fachjargon wird sie „Weisel“ genannt. Sie ist auch viel schwerer als die anderen Bienen. Sie wiegt ca. 200 Gramm, während ich nur 100 Gramm wiege. Wird eine neue Königin gebraucht, füttern wir die Larven mit Gelee Royal, einem speziellen Futtersaft, der in unseren Kopfdrüsen produziert wird. Er schmeckt etwas bitter, ist aber sehr nahrhaft. „Du bist, was du isst", könnte man sagen. Nur wenn eine Biene mit Gelee Royal gefüttert wird, kann sie zu einer Königin werden. Ist die Königin geboren, ist sie bereits nach sieben Tagen geschlechtsreif. Sie lebt etwa 3–4 Jahre. In einem Bienenvolk darf es nur eine Königin geben. Das ist Gesetz. Wird eine zweite geboren, muss eine Königin ausziehen. Als Winterbiene bin ich im letzten Jahr geboren und kann bis zu neun Monate alt werden. Meine Hauptaufgabe ist es, die Königin in der Wintertraube sicher über den Winter zu bringen, jetzt im Frühjahr die neue Brut aufzuziehen und alle Aufgaben der noch nicht geborenen Sommerbienen zu übernehmen. Die vielen Arbeiterinnen, die in den kommenden Monaten schlüpfen werden, schuften sich schnell zu Tode und sterben spätestens nach sechs Wochen. Nach der Geburt sind die Arbeiterinnen zunächst vier Tage lang Putzbienen und halten die Waben sauber, bevor sie im Alter von etwa zwei Wochen mit dem Wabenbau beginnen. Bis zur dritten Lebenswoche arbeiten sie dann als Wächterbienen und schützen das Flugloch vor Eindringlingen, bevor sie ab dem 22. Tag mit ihrer eigentlichen Arbeit, dem Bestäuben der Blüten und dem Sammeln von Nektar, beginnen.
Die Arbeiterbienen sind grundsätzlich weiblich und, wie der Name schon sagt, für die ganze Arbeit zuständig. Unbefruchtete Eier werden zu männlichen Bienen, die auch unter dem Namen „Drohnen“ bekannt sind. Meine männlichen Mitbewohner haben nur eine Aufgabe: sie sollen eine Königin befruchten. Nur einmal in ihrem Leben verlässt die Königin ihr Volk und begibt sich auf den Begattungsflug. Dazu ist es aber noch zu früh im Jahr, ich erzähle euch aber in der nächsten Folge mehr darüber.

In der Imkerei bezeichnet man ein einzelnes Bienenvolk auch als „Bien“, weil das Bienenvolk wie ein einziger Organismus agiert. Unsere Bienengemeinschaft hat Fähigkeiten entwickelt, die ich als einzelne Biene nicht beherrsche. Nur weil wir alle unseren Aufgaben bedingungslos nachgehen, ist mein Bien überlebensfähig. Jetzt fliege ich aus dem Stock und sammle Nahrung für mein Volk, denn das ist in diesen ersten warmen Tagen meine Aufgabe. Blaue Krokusse, gelbe Winterlinge und Schneeglöckchen warten auf mich. In der nächsten Folge erzähle ich euch vom Bienenleben im Frühsommer.

CORNELIA LEETZ
TIERHEILPRAKTIKERIIN
DIPL.-AGRARÖKONOMIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Stresspunktmassage beim Pferd, Magnetfeldtherapie, Laserbehandlung, Akupunktur, Dozentin an den Paracelsus Schulen

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