Kleine Heimtiere: Degu – die Rennmaus
Weniger der Kletterkünstler, mehr der Marathonläufer – das ist der Degu.
Juan Ignazio Molina entdeckte die sportlichen Tierchen im 18. Jahrhundert in Chile. Dort gelten sie eher als Schädlinge, die großen Schaden auf Feldern, Weinbergen und Obstplantagen anrichten.
Degus leben in freier Wildbahn in Familienverbänden, die aus einem männlichen und mehreren weiblichen Tieren bestehen. Die Verbände schließen sich zu Kolonien zusammen, die bis zu 100 Tiere stark sind. Dementsprechend kann eine Kolonie bis zu einem Hektar Land „belagern“.
Ihre Lautgebung ermöglicht es ihnen, wieder zu ihren Familien zurückzufinden.
Bei der Haltung der „kleinen Kobolde“ empfiehlt sich die gleichgeschlechtliche (nur weibliche oder nur männliche Tiere) oder die Haremshaltung (ein kastriertes Männchen mit mehreren Damen).
Bei der gleichgeschlechtlichen Haltung vertragen sich Geschwistertiere am besten. Die Grundfläche für 2 – 5 Tiere sollte 2 qm und eine Höhe von 150 cm betragen. Im Zoofachhandel angebotene Frettchenkäfige oder Volieren für Großsittiche eignen sich auch für die Degu-Haltung. Bei Glasterrarien ist auf eine ausreichende Belüftung zu achten (was sich bei einer Hö- he von mindestens 150 cm als schwierig erweist).
Zur abwechslungsreichen Strukturierung des Degu-Heims sollte eine Kombination aus Kletter- und Nagemöglichkeiten zur Verfügung stehen. Etagen aus unbehandelten Holzbrettern (wiederholte Kontrolle wegen des ständigen Benagens), Weidenrinde/Rolle, Kork- und Papiertunnel sorgen für interessante Beschäftigung, ebenso Knabberäste von unbehandelten Obstbäumen oder Haselnusssträuchern. Täglich beaufsichtigter Freilauf in einem „Degu-gesichertem“ Zimmer (keine Giftpflanzen, Stromkabel oder scharfe Gegenstände, Steckdosen gesichert) ist ein Muss für die erkundungsfreudigen Tiere.
Zum Einstreuen des Degu-Domizils eignen sich Hanf- oder Baumwollstreu, auch übliche Holzspäne, die z. B. mit einem Waldbodenüberstreu (Rinde, Hölzchen, Moos) aufgepeppt werden können. Mehrmaliges Umstrukturieren des Geheges beugt Langeweile vor. Eine Buddelkiste sorgt für Action. Großräumige Rückzugs- bzw. Schlafmöglichkeiten sollten in doppelter Anzahl der vorhandenen Tiere zur Verfügung stehen. Diese können aus Tontöpfen, Nagerhäuschen und Weidenröhren bestehen.
In Sachen Fütterung sind Degus recht unkompliziert. 24 Stunden gutes, wohlriechendes Heu mit getrockneten Blättern und Blüten reichen. Dieses sollte in verschiedenen Ecken und Ebenen des Geheges verteilt werden, damit die Tiere sich ihre Mahlzeit „erarbeiten“. Eine Fütterung mit Frischfutter/Gemüse ist weniger interessant. Wöchentlich kann 2 – 3 Mal eine geringe Menge an Bittersalat, Tomate, Salatgurke oder Paprika gegeben werden. Auch frische Kräuter wie Petersilie oder Dill werden gefressen. Auf Obst in jeglicher Form und FertigfutterMischungen aus dem Handel ist aufgrund der zu hohen Diabetes-mellitus-Neigung ganz zu verzichten. Ein Muss sind allerdings ausreichend unbehandelte und geeignete Äste und Zweige. Frisches, sauberes Wasser muss ständig zur freien Verfügung stehen!
Degus sind zu unruhig und aktiv, um als „Kuscheltiere“ zu gelten. Durch ihr Verhalten, insbesondere ihr Sozialverhalten, eignen sich die Nager jedoch für Tierfreunde, die gerne Beobachten und der „Degu-Konversation“ lauschen möchten. Ein ausgeprägtes Feingefühl ist beim Anfassen der Tiere erforderlich, um sie an den Umgang mit dem Menschen zu gewöhnen. Dies gelingt am besten, wenn die Tiere wenige Zeit nach der Geburt an ein Handling gewöhnt werden.
Steckbrief Degu
Wissenschaftlicher Name: Octodon degus
Größe: 12 – 17 cm (Schwanz zusätzlich 8 – 14 cm)
Gewicht : 180 – 350g
Lebenserwartung : 5 – 8 Jahre
Tragezeit: 87 – 93 Tage
Ausgewachsen: durchschnittlich 12 Monate
Wurfgröße: durchschnittlich 4 – 6 Junge
Säugezeit: 4 – 6 Wochen
Aktivität: tagaktiv
Absetzalter: frühestens mit 6 Wochen
Herkunft: Chile
Gattung: Strauchratten
Besonderheiten: anfällig für Diabetes mellitus, oft Katarakt der Augen, Schwanz sehr empfindlich, Haut reißt leicht ein
SYLVIA RECH
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