Die Besitzerin von Katze Flöhchen (14 Jahre, weiblich, EHK, kastriert, Freigängerin) wandte sich im Mai 2016 an mich, mit der Frage, ob mit einer Ernährungsumstellung das Wohlbefinden und der Gesundheitszustand von Flöhchen verbessert werden könnte.
Ausgangssituation
Anhand der Anamnese und zwei Blutbildern, die mehrere pathologische Werte aufwiesen (Cholesterin, Natrium, Laktat, Glukose, Eisen, GPT (sehr hoch!), GOT, GLDH, alk. Phosphatease und ein 7-fach erhöhter T4- Wert), wurden im Dezember 2015 folgende Diagnosen gestellt:
- Schilddrüsenüberfunktion
- Leberfunktionsstörung
- Verdacht auf Niereninsuffizienz (2008 bis 2013 mehrmalige Blasenentzündungen) – Hohe T4-Werte (Schilddrüsenüberfunktion) verschleiern häufig eine Niereninsuffizienz!
- Chronische Gastritis (sehr häufig morgendliches Erbrechen – kann auch ein Symptom der Nierenfunktionsstörung sein)
Flöhchen wurde medikamentös vom Tierarzt auf Niereninsuffizienz, Schilddrüsenüberfunktion und Erbrechen behandelt. Zeitgleich erfolgte die Umstellung auf Kattovit Nierendiät Nassfutter und Hills y/d Trockenfutter – dazu je ein weiteres Nass- und Trockenfutter. Mehrmals die Woche wurden rohes Fleisch, Eigelb, Katzenmilch und Maltpaste zugefüttert.
Der Gesundheitszustand von Flöhchen verschlechterte sich trotz der eingeleiteten Maßnahmen weiter. Die Trinkmenge erhöhte sich auf 500 ml und das morgendliche Erbrechen nahm eher noch zu. Dazu kam eine Proteinurie (++).
Eine Blutprobe im Mai 2016 ergab zwar einige verbesserte Werte, dennoch war der T4-Wert immer noch deutlich zu hoch, der Phosphatwert war grenzwertig hoch, und es zeigte sich auch ein erhöhter Harnstoffwert.
Fazit: Die hohe Flüssigkeitsaufnahme, der grenzwertige Phosphatwert, der erhöhte Harnstoffwert und das Erbrechen deuteten auf eine Verschlechterung der Nierensituation hin.
ZUSTAND VON FLÖHCHEN LAUT BESCHREIBUNG DER BESITZERIN IM MAI 2016
„Sie trinkt sehr viel. Sie schläft sehr viel, häufig so tief, dass sie nichts mehr wahrnimmt – das war früher anders. Sie erbricht morgens nüchtern sehr häufig – fast nur Gras und rötliche Flüssigkeit (Blut?). Flöhchen hat nur noch sehr wenig Interesse am Spielen, ist apathisch und liegt an kühlen Plätzen.“
Beurteilung der bisherigen Ernährung von Flöhchen
Die Mischung aus Trockenfutter, Nierendiätnassfutter und Hills y/d als Diätfutter für die Schilddrüse wurde den Anforderungen durch die beiden chronischen Erkrankungen (Niereninsuffizienz und Schilddrüsenüberfunktion) nicht gerecht. Vor allem die tägliche Jodzufuhr war bei den erhöhten Schilddrüsenwerten deutlich zu hoch (aktuell waren im täglichen Futter ca. 322 µg pro Tagesportion). Die hohen Jod-Werte wurden durch das Nierendiätfutter verursacht. Dazu kam ein sehr hoher Anteil an Getreide und Kohlenhydraten, der den Stoffwechsel und die Verdauung belastete.
Die Eiweißversorgung mit tierischem Eiweiß war deutlich zu niedrig. Da die Katze ihre Energie nicht – wie andere Säugetiere – aus Kohlenhydraten gewinnt, sondern aus Eiweiß, ist sie auf die kontinuierliche Zufuhr von tierischem Eiweiß angewiesen. Im Trockenfutter und auch im Hills d/y ist ein extrem hoher Anteil an pflanzlichem Eiweiß enthalten, der die Nieren zusätzlich belastet.
Auf meine Empfehlung hin wurde die Fütterung komplett auf Rohfleisch mit Supplementen (BARF) umgestellt.
Nahrungsumstellung
Folgende Empfehlung zur Nahrungsumstellung wurde der Tierhalterin gegeben: Ernährung mit hochwertigem und leichtverdaulichem tierischen Protein (BARF) bei reduziertem Phosphorgehalt, erhöhtem Fettgehalt und Verzicht auf Kohlenhydraten bei deutlich reduzierter Jodzufuhr.
Insgesamt wurden von mir nach obigen Anforderungen vier individuelle BARF-Rezepte erarbeitet, die abwechselnd gefüttert wurden. Alle anderen Nahrungsbestandteile, die bis dahin gegeben wurden, habe ich konsequent aus dem Speisplan verbannt.
Weitere Behandlung
Begleitend wurde die SUC-Therapie eingeleitet und zur Stärkung der Leberfunktion eine vierwöchige Kur mit einem Mariendistelpräparat durchgeführt.
Bereits im Juni kamen erste positive Rückmeldungen: „Flöhchen geht es schon viel besser. Das Fell hat keinen so strengen Geruch mehr. Sie hat nur noch 1 x täglich Stuhl (vorher 2 x), und er riecht auch nicht mehr so unangenehm.“
Mitte Juli kam die Info, dass das Erbrechen bei Flöhchen abnimmt, Ende Juli die Nachricht: „Erbrechen ist kein Thema mehr!“
Kurz darauf: „Die Trinkmenge nimmt ab, sie lässt auch viel weniger Wasser, vorher 5 x täglich und 3 x nachts, jetzt nur noch 3 x täglich und 1 x nachts. Heute ist sie sogar übermütig den Baum hochgeklettert!“
Verlauf
In den nächsten Monaten wurde der Gesundheitszustand von Flöhchen immer besser. Auf eine frühe Blutkontrolle wurde verzichtet, denn Flöhchen muss dafür jedes Mal in Narkose gelegt werden. Der Tierarzt war bei Kontrollterminen sehr zufrieden mit ihr und lobte ihr gutes Aussehen.
Im Mai 2017 dann die jährliche Blutkontrolle
Alle Werte von Flöhchen lagen im Normbereich! Es geht der mittlerweile 15-jährigen Katzenseniorin so gut, dass wir darauf hoffen können, dass sie ihre Besitzerin noch lange begleiten wird.
Mit den individuellen Rezepten konnte ich alle Parameter, die Flöhchens Gesundheitszustand positiv beeinflussten, einzeln bestimmen und über die Fleischsorten und die Supplemente an Menge und Art dosieren. Davor war es aber nötig, zunächst die Futtersorten hinsichtlich ihrer Nährstoffzusammensetzungen zu untersuchen und anschließend die Besitzerin vom Sinn und Wert der Rohfütterung zu überzeugen. Als Flöhchen auf die reine BARF-Fütterung umgestellt war (ohne jedwede andere Leckerlis oder zusätzliche Futtermittel wie Milch, Ei etc.), konnte innerhalb von zwei Monaten schon eine deutliche Besserung ihres Befindens festgestellt werden, was sich im Laufe der kommenden Monate kontinuierlich fortsetzte.
Immer wieder bin ich selbst erstaunt darüber, welche Auswirkungen der Wechsel von industriell gefertigtem Futter auf eine reine Rohfleischfütterung für unsere Katzen hat.
PETRA VON QUILLFELDT
TIERHEILPRAKTIKERIN MIT MOBILER PRAXIS
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