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SPIRULINA: Superfood auch für Tiere

© Baiba Opule – FotoliaSpirulina wird gerne als „Superfood“ bezeichnet. Sicherlich zurecht, denn schon vor weit über 500 Jahren schätzte die Upperclass in Mittel- und Südamerika Spirulina als besonderes Lebensmittel, und auch für Afrika (Tschad) ist Spirulina als  gängiges Lebensmittel überliefert und heute noch auf dem Speiseplan zu finden. 
Mit unseren Analysemethoden können wir Einblick nehmen in die Vielfalt der Inhaltsstoffe der Spirulina. Da stechen insbesondere der hohe Proteingehalt – auch mit reichlich essenziellen Aminosäuren – hervor, mit vielen Vitaminen und einem  Fettanteil mit nennenswerten Mengen an ungesättigten Fettsäuren. Auch der Anteil an Ballaststoffen ist mit 10 – 15 Prozent erwähnenswert, und alle diese ernährungsphysiologisch relevanten Inhaltsstoffe sind von Zellwänden umschlossen,  deren Material für Mensch und Tier leicht verdaulich ist. Mithin ist eine hohe Verwertbarkeit dieser Inhaltsstoffe für unser  Verdauungssystem gewährleistet. Das ist bei Chlorella nicht der Fall.
Noch bis weit in die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hinein war der Blick der Wissenschaftler auf den Nährwertaspekt der Lebensmittel fokussiert. Inzwischen wird den „sekundären Pflanzeninhaltsstoffen“ immer mehr Beachtung geschenkt, und es wird immer offenbarer, was der altgriechische Arzt Hippokrates mit seiner Aussage meinte: „Die  Lebensmittel sollten unsere Heilmittel sein.“ Die nachfolgenden Absätze unterstreichen das.

Phycocyanin

Spirulina ist blau-grün. Das ergibt sich aus den beiden Inhaltsstoffen Chlorophyll – bekanntermaßen grün – und die Gruppe der Phycocyanine, die blau sind. Die strukturellen Grundbausteine sind in Chlorophyll, Phycocyanin und dem Blutfarbstoff Hämoglobin gleich. Mit anderen Worten: Der Säugetierstoffwechsel kann diese strukturellen Bausteine für die Synthese von Hämoglobin wiederverwenden. Da Hämoglobin für die Sauerstoffversorgung der Zellen eine zentrale Bedeutung hat, ist das ein ganz bedeutsamer Punkt. Sauerstoffversorgung der Zellen bedeutet Energiefreisetzung – Energie, die Menschen und Tiere zum Leben unverzichtbar benötigen! Spirulina bringt es auf einen Gehalt an Chlorophyll und Phycocyanin von zusammen 7 – 17 Prozent, wobei der überwiegende Teil auf Phycocyanin entfällt. Phycocyanin absorbiert Lichtenergie in Wellenlängenbereichen, die Chlorophyll nicht nutzt, und überträgt diese Energie auf das Chlorophyll. Phycocyanine haben eine sehr hohe antioxidative Qualität. Im Zusammenwirken mit ß-Carotin, den Vitaminen C und E und mit Selen besitzen sie deshalb als Radikalfänger größte Bedeutung. Durch oxidativen Stress geschädigte Zellwände führen zu einer Reihe von Erkrankungen. Entzündungsprozesse stehen damit im Zusammenhang.
Reddy und Mitarbeiter haben gezeigt, dass ein bestimmtes Phycocyanin das Enzym Cyclooxygenase-2 (COX-2) hemmt, das eben bei Entzündungsprozessen eine herausragende Rolle spielt. So könnte man sich auch den Wirkungsmechanismus für die Leber schützende und Entzündungen hemmende Wirkung der Phycocyanine erklären. Die antioxidative Wirkung macht sich auch bei arthritischen Beschwerden günstig bemerkbar. Schließlich sind die Phycocyanine wegen ihrer blauen Farbe auch als Lebensmittelfarbstoff interessant, weshalb in diesem Zusammenhang auch Patente angemeldet wurden.

Spirulan

201605 Spirulina2Der Kohlenhydratanteil von Spirulina besteht zu ca. einem Drittel aus hochmolekularen, komplex zusammengesetzten Polysacchariden, die hinsichtlich ihrer bioaktiven Eigenschaften von besonderem Interesse sind. Die Polysaccharide der Spirulina können stimulierend und stabilisierend auf das Immunsystem wirken. Das Polysaccharid Spirulan bildet mit Protein zusammen den Spirulan-Komplex. Es gibt aber auch Varianten wie z. B. das Ca-Spirulan. Japanische und deutsche wissenschaftliche Arbeitsgruppen untersuchten die Wirksamkeit dieses Spirulan-Komplexes gegen verschiedene Viren. Da Herpes-Simplex-Virus und Influenza-Virus häufig auftreten und medizinisch interessant sind, werden sie gerne untersucht. Hier wird auf In-vitro-Untersuchungen verschiedener Spirulina-Extrakte an menschlichen Zellen hinsichtlich ihrer antiviralen Wirkung Bezug genommen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Burma-Spirulina-Extrakte (Nr. 2, Nr. 3, Nr. 5, Nr. 6) in-vitro einen zellulären Schutz von 80 – 100 Prozent bei Herpessimplex-Viren sowie von 75 – 83 Prozent bei Influenza-Viren bieten. Andere geprüfte Extrakte gewähren in beiden Modellen keinen Schutz gegen die Viren (Pulz et al. 2006).
Die antivirale Wirkung geht mit einer Hemmung der viralen Nukleinsäuresynthese einher. Alle als antiviral identifizierten Extrakte reduzieren signifikant die Vermehrungsfähigkeit der Viren bis zur vollkommenen Hemmung. Das spricht für einen Wirkmechanismus, der in der Hemmung der viralen Nukleinsäuresynthese zu suchen ist.
Ganz offensichtlich gibt es beim Mechanismus der Hemmung des Eindringens der Viren in die Wirtszellen durch die Extrakte bei beiden Virentypen deutliche Unterschiede. Das ist bei den Extrakten Nr. 2 und Nr. 5 offensichtlich. Bisher gibt es dafür keine Erklärung.

Zusammenfassung

Aus einer Fülle wissenschaftlichen Datenmaterials sind hier einige wenige Aspekte herausgestellt worden. Die Daten aus der Literatur unterstützen die Sicht, dass Spirulina – auch über die normalen Inhaltsstoffe hinaus – ein ganz besonderes Nahrungsergänzungs- bzw. Futtermittel ist. Spirulina enthält Inhaltsstoffe mit für die Gesundheit äußerst bedeutsamen Wirkungen.

Die zugehörige Literaturliste kann bei der Redaktion angefordert werden.

DR.RER.NAT. PETER J. MEWES
DR.RER.NAT. PETER J. MEWES

APOTHEKER


TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE

  • Herstellungsleiter im Bereich Salbenherstellung bei Fa. Goedecke
  • Tätigkeit in einer Offizin-Apotheke
  • Selbstständiger pharmazeutischer  Unternehmer
  • Vertrieb von Gesundheitsprodukten

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Foto: © Baiba Opule – Fotolia

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