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Hundetraining gegen Angsttrauma: Bach-Blütentherapie und Verhaltenstraining

201503 Amanda1WIE AMANDA IHRE ANGST VOR SCHÜSSEN VERLOR

Meine Collie-Mix-Hündin Amanda ist ein Beispiel für einen Hund, der durch einen großen Schreck traumatisiert wurde. Und auch dafür, wie die richtige Bach-Blüten-Mischung gemeinsam mit intensivem Training ihr dabei geholfen haben, ihre Angst wieder zu verlieren.

 

Foto: HoffmannAmanda kam im Alter von zehn Wochen zu mir und laut Aussage der Frau, bei der sie geboren wurde, wurde sie nicht reizarm aufgezogen und gut sozialisiert. In Garten und Haus der Frau machte Amanda auch wirklich diesen Eindruck, aber schon in den ersten Tagen bei mir merkte ich, dass das nicht stimmen konnte. Amanda hatte vor allem Neuen und draußen vor fremden Hunden und unbekannten Umgebungen große Angst. Auch Geräusche wie der Staubsauger oder der Föhn machten ihr Angst. Ich möchte nicht ausschließen, dass Amanda mit vielen Geräuschen zwar konfrontiert wurde, diese Erfahrungen aber nicht positiv waren und die „Züchterin“ ihr sicherlich auch nicht unterstützend zur Seite gestanden hat, damit sie sich alles Neue in Ruhe und positiv hätte ansehen können. Von ihrem Grundcharakter her ist Amanda ein vorsichtiger Hund, der grundsätzlich eher ängstlich ist und zu panischer Flucht tendiert. Ich habe mit Amanda also von Anfang an am Aufbau einer sicheren Bindung und einem größeren Selbstvertrauen gearbeitet. An Alltagsgeräusche gewöhnte sie sich sehr schnell und bei „Gefahren“ auf dem Spaziergang wusste sie, dass ich ihr sicher helfen und sie beschützen würde. Es kam hier also sehr bald nicht mehr zu Situationen, in denen sie so große Angst hatte, dass sie am liebsten panisch und kopflos geflohen wäre. Gewitter und andere Knallgeräusche störten Amanda von Anfang an überhaupt nicht, allerdings war sie immer sehr schnell darin, Umgebungsfaktoren mit dem negativen Gefühl der Angst zu verknüpfen, sobald sie vor etwas Angst bekam. So hatten wir z. B. einige Monate lang große Probleme mit dem Passieren von Fußballtoren auf einer Wiese. Auslöser war, dass Amanda Fußballtore gesehen hatte, als sie sehr erschrocken war, weil Inlineskater auf einer Holz-Half-Pipe fuhren. Sobald sie ein Fußballtor auch nur von Weitem sah, egal in welcher Umgebung, versuchte sie panisch zu flüchten, fing an zu zittern und war nicht mehr ansprechbar. Sie erhielt deshalb von mir das zu ihrer Situation passende homöopathische Mittel Aconitum in der Potenz C 200 und konnte daraufhin an einem Fußballtor vorbeigehen und sich dieses sogar ansehen. Da sie ansprechbar war, konnte ich gemeinsam mit ihr dieses „unheimliche Ding“ erforschen und ab diesem Zeitpunkt waren Fußballtore kein Problem mehr. Inlineskater allerdings leider für längere Zeit sehr wohl.

Foto: HoffmannDas Trauma wurde am Neujahrstag nach ihrem ersten Silvester ausgelöst. Am Silvestertag selbst waren auf unserem Spaziergang vereinzelt Knaller zu hören, die Amanda aber überhaupt nicht interessiert hatten. Auch am Silvesterabend schlief Amanda entspannt auf der Couch und interessierte sich überhaupt nicht für das Geschehen vor dem Fenster. Entsprechend entspannt ging ich am Neujahrstag spazieren, denn ich machte mir keine Sorgen über vereinzelt noch gezündete „Nachzüglerknaller“. Diese waren auch tatsächlich nicht unser Problem. Leider wusste ich nicht, dass am frühen Nachmittag von der Stadt eine Veranstaltung zur „Begrüßung des neuen Jahres“ stattfand, bei der über 20 Minuten lang unzählige Kanonenschüsse abgegeben wurden. Dummerweise waren wir zu dieser Zeit gerade spazieren und Amanda hat sich so sehr erschrocken, dass sie fast aus dem Geschirr geschlüpft und weggelaufen wäre. Ich konnte sie nur mit Mühe und Not halten und nach Hause zurückbringen. Die nächsten Tage und Wochen waren die Hölle. Amanda traute sich nicht mehr in den Garten und fing an zu zittern, sobald wir zu einem Spaziergang aufbrachen. Jede zufallende Autotür war Anlass zu panischem Fluchtverhalten, was ihr auch einmal gelang und sie dabei nach Hause zurücklief.

Das schon einmal erfolgreiche homöopathische Mittel Aconitum brachte nur eine sehr leichte Besserung und hielt auch leider nur sehr kurz an. Ihr eigentliches Konstitutionsmittel Phosphorus zeigte weder in der Potenz C 200, noch C 1000 eine Wirkung, was auch erklärbar ist, denn bei Amandas Angst handelte es sich nicht um ein konstitutionell bedingtes Problem, sondern um eine durch einen großen Schreck erworbene Angst, die sich schon bis zur Phobie gesteigert hatte. Auch die Tatsache, dass meine zweite Hündin Bonita überhaupt keine Angst vor jeglicher Knallerei hatte, war keine Hilfe.

Foto: HoffmannAmanda hatte eine sichere Bindung zu mir und konnte sich normalerweise auch gut an mir orientieren und darauf vertrauen, dass ich ihr aus schwierigen Situationen helfen würde. Tricks, Denkaufgaben, kleine Agilityhindernisse etc. kannte und liebte sie sehr. Auch war sie in der Lage, sich auf ein Signalwort hin zu entspannen.

Dazu kam, dass ich absolut keine Chance hatte, sie an die Knallgeräusche zu gewöhnen, denn sie reagierte weder auf Geräusch-CDs, noch auf Spielzeugpistolen, wenn ich diese in der Hand hatte. Offensichtlich war sie der Meinung, dass nichts, was ich in der Hand habe, für sie gefährlich werden kann. Grundsätzlich gut, nur in diesem Fall wenig hilfreich. Draußen reichte schon das kleinste Geräusch, das irgendwie an einen Schuss erinnerte, um sie in Panik zu versetzen.

Im Laufe der Zeit wurde sie zum Glück wieder ruhiger und reagierte nicht mehr auf Autotüren und alltägliche knallähnliche Geräusche. Als im Oktober dann aber ein Jäger in großer Entfernung einen Schuss abgegeben hatte, lief sie panisch nach Hause und mir blieb nichts anderes übrig, als alleine nach Hause zu gehen und zu hoffen, dass sie in kein Auto gelaufen war. Wieder versuchte ich es mit dem zu ihr passenden homöopathischen Mittel (Aconitum in der Potenz C 200) und einer positiven Gegenkonditionierung – mit nur kurzzeitigem Erfolg. Zwar gelang es uns immer wieder, sehr weit entfernte Schüsse ganz gut zu meistern, aber da ich immer damit rechnen musste, dass sie beim nächsten Schuss wieder wegläuft, ließ ich sie nicht mehr von der Leine. Sie wurde auch immer nervöser und schien fast schon auf den nächsten Knall zu warten. Auch Spielen konnte sie draußen immer weniger.
An den Tagen rund um Silvester versuchte ich es dann damit, dass ich das Fenster zu jeder Fütterung öffnete und ihr die Knallerei beim Fressen präsentierte. Sie war überhaupt nicht beeindruckt, konnte fressen und spielen und zeigte keinerlei Stresssymptome. Offensichtlich hatte sie nur draußen Angst vor der Knallerei, nicht aber im sicheren Zuhause. Wieder so ein Punkt, der grundsätzlich positiv ist, denn so hat sie zumindest einen sicheren Ort, an dem sie wirklich entspannt und ohne Angst sein kann, aber da es nicht das Knallgeräusch an sich, sondern der Knall und „draußen sein“ war, hatte ich keine großen Möglichkeiten mehr, ihr zu helfen.

Foto: HoffmannWieder konnte das homöopathische Mittel ihr helfen, die Silvestertage einigermaßen durchzustehen. Es war aber natürlich keine Dauerlösung, da ich ja nicht wissen konnte, wann irgendein Jäger wieder schießt – und die Jagdsaison ist leider lang und nicht nur auf wenige Tage wie Silvester beschränkt. Hinzu kam, dass wir uns in einem unentrinnbar erscheinenden Teufelskreis befanden, denn da Amanda grundsätzlich gut hört und deshalb auf Feldwegen viel frei laufen darf, musste ich mir entweder überlegen, sie überhaupt nicht mehr von der Leine zu lassen – was ich während der Hauptjagdphase auch tat – oder aber einen Weg finden, sie dazu zu bringen, zu mir zu kommen, wenn es knallt, anstatt panisch wegzulaufen.

Also begannen wir mit dem Training: Ich arbeitete mit Geräusch-CDs und Spielzeugpistolen und brachte ihr zuerst zu Hause, dann im Garten und später auch auf Spaziergängen bei, dass sie sofort zu mir kommen soll, sobald sie einen Schuss hört. Dafür bekam sie eine leckere Belohnung von mir. Da Amanda sehr schnell und gerne lernt, klappte das sehr gut und solange es sich nur um einen einzelnen Schuss handelte, der weiter entfernt abgegeben wurde, erschrak sie zwar kurz, blieb aber stehen und kam zu mir. Sie konnte fressen, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass ihr Stress merklich kleiner wurde, denn Todesangst und Fressen schließen sich gegenseitig aus. Nach zwei bis drei Minuten benahm sie sich wieder völlig normal. Leider kam es aber auch öfter vor, dass es nicht bei einem Schuss blieb. Je mehr Schüsse fielen, desto mehr Angst bekam Amanda, wurde immer panischer und schien richtig auf den nächsten Schuss zu warten bzw. sich in die Angst vor der Angst hineinzusteigern. War sie an der Leine, war sie nicht mehr ansprechbar und zog wie verrückt. Ihr Vertrauen in mich bei Schüssen wurde immer geringer, denn sie musste erkennen, dass ich keinerlei Kontrolle über die Schüsse hatte und da ich ja selbst nicht wusste, wann ein Schuss fallen würde und wie viele, konnte ich auch nicht vorausschauend spazieren gehen und sie darauf vorbereiten. Lief sie ohne Leine, kam sie zwar beim ersten Schuss zu mir. Da ich aber damit rechnen musste, dass es dabei nicht bleiben würde und nicht riskieren konnte, dass sie panisch wegläuft, nahm ich sie an die Leine und beschäftigte sie mit Suchspielen oder Ähnlichem. Bei jedem weiteren Schuss wurde sie dann panischer und war nicht mehr ansprechbar oder gar ablenkbar. Hinzu kam, dass sie beim nächsten Knall nicht mehr zu mir kam, weil sie ja gelernt hatte, dass ich sie dann an die Leine nehmen würde und ihr damit jede Möglichkeit genommen wird, bei weiteren Schüssen zu fliehen. Also erst einmal wieder Leinenzwang. Ich kann Amandas Verhalten sehr gut verstehen, denn ihr Fluchtverhalten wurde einige Male belohnt. Je größer die Distanz zwischen ihr und dem Knall wurde, desto weniger wurde auch ihre Angst. Dazu kommt, dass durch das Rennen körpereigene Endorphine ausgeschüttet werden, die zusätzlich die Stimmung heben und die Angst verringern. Da sie nach Hause lief, wo sie sich absolut sicher fühlte, war ihre Angst dort vollkommen verschwunden und sie begrüßte mich dort auch ausgelassen und so, als wäre nie etwas gewesen. Der Weg, zu mir zu kommen, war zwar dann erfolgreich für sie, wenn es sich um einen einzelnen Schuss handelte, aber nicht, wenn es mehrere waren, denn ich konnte es ja schließlich nicht verhindern, dass sie wieder erschrak und verhinderte im Gegenteil, dass sie vor dem Auslöser fliehen konnte. Da weder sie noch ich wissen konnten, ob es bei einem Schuss blieb, entschied sie sich mehr und mehr für die Flucht nach Hause, wenn sie die Möglichkeit dazu hatte.

Foto: HoffmannWas also tun? Lebenslanger Leinenzwang?
Amanda bekam für mehrere Monate die für sie passende Bach-Blüten-Mischung (Star of Bethlehem, Gentian, Mimulus, White Chestnut, Rock Rose und Cherry Plum) 4 x täglich 6 Tropfen und gleichzeitig intensivierte ich das Entspannungstraining, das Sammeln von positiven Erfahrungen mit allen möglichen Arten von Knallgeräuschen auf Spaziergängen und im Garten etc. Als sie meiner Meinung nach stabil genug war, einen Schritt weiter zu gehen, bat ich einen Freund um Hilfe, der eine Platzpatronenpistole besaß, deren Schüsse denen der Gewehre von Jägern sehr ähnlich waren.
Da Amanda bisher ihre Angst immer verloren hatte, sobald sie den vermeintlich „gefährlichen“ Reiz sehen konnte, war meine letzte Idee die, dass ich ihr zeigte, was diese lauten Schüsse erzeugte.

Wir trafen uns auf einem geschützten und eingezäunten Gelände, wo wir niemanden störten und auch nichts passieren konnte. Ich setzte mich mit Amanda auf eine Bank und hielt sie ganz fest. Da Amanda jede Art von Körperkontakt sehr genießt und nicht als bedrohlich empfindet, durfte sie zuerst an der Pistole schnuppern. Selbstverständlich befanden sich nur Platzpatronen darin, sodass außer dem Knall wirklich nichts passieren konnte! Nachdem ich Amanda mit Hilfe des Entspannungswortes beruhigt hatte und sie sich bei mir wirklich wohl fühlte, gab mein Bekannter zuerst in größerer Entfernung, dann immer näher kommend, einen Schuss ab. Dieser kam für mich nicht überraschend und Amanda war sehr entspannt und wurde nicht panisch wie bisher. Da ich absolut sicher sein konnte, dass sie weder weglaufen würde noch sonst irgend etwas passieren konnte, konnte ich vollkommen entspannt sein und diese Ruhe auf Amanda übertragen. Sie kuschelte sich im wahrsten Sinne des Wortes in meine Arme und blieb dabei erstaunlich ruhig. Die weiteren Schüsse steuerte ich, indem ich meinem Bekannten sagte, wann er noch einmal schießen sollte. Amanda blieb die ganze Zeit über auf meinem Schoß und konnte so in relativ entspannter Haltung erkennen, dass sie auch bei mehreren Schüssen bei mir absolut sicher war. Im Anschluss konnte sie sich entspannt gemeinsam mit meinem Freund und mir ins Wohnzimmer setzen und auch sofort wieder fressen und die Streicheleinheiten meines Freundes genießen. Die Bach- Blüten-Mischung bekam Amanda von diesem Zeitpunkt an durchgehend als Dauertherapie.

Der Erfolg zeigte sich einige Wochen später, als Amanda durch ein lautes schussähnliches Geräusch erschrak und sofort zu mir kam und keinen Schritt mehr von meiner Seite wich. Sie hatte also wieder Vertrauen in meine „Beschützerfähigkeiten“ gewonnen und dieses Verhalten hat sie bis heute beibehalten. Der eigentliche Erfolg unseres fast drei Jahre langen Trainings zeigte sich aber im November, also zu Beginn der Hauptjagdsaison. Wir waren spazieren, als ein Jäger gar nicht weit von uns einen Schuss abgab. Amanda drehte sich zu mir um, setzte sich vor mich und „verlangte“ erwartungsvoll ihre Belohnung, die ja schließlich jeder Schuss ankündigte. In unserem Fall ist das Leberwurst. Es blieb nicht bei dem einen Schuss. Es fielen bei diesem Spaziergang noch mehrere Schüsse, mehr oder weniger weit entfernt. Amandas Verhalten war immer gleich entspannt, sodass sich die lange Verhaltenstherapie als sehr erfolgreich erwiesen hat.

Ich möchte aber eindringlich davor warnen, dieses Training ohne professionelle Hilfe und ohne eindeutige Indikation anzuwenden. Amanda war durch die vorhergehende Gewöhnung, die positive Gegenkonditionierung und die ausschließlich positive und sichere Bindung zu mir in der Lage, den Reiz in voller Intensität auszuhalten. Alle Begleitumstände sprachen dafür, dass dieser Weg – und in diesem Fall nur dieser Weg – erfolgreich sein kann. Wird dieses Training leichtfertig angewandt, kann der Schuss im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten losgehen und den Hund erneut traumatisieren. Gerade bei Ängsten ist es sehr wichtig, dass der Therapieplan individuell auf den Hund und die Umstände, unter denen die Angst entstanden ist bzw. auftritt, abgestimmt wird. Auch die passende Bach-Blüten-Mischung muss individuell auf den jeweiligen Hund abgestimmt werden, damit sie wirksam ist.

ALEXANDRA HOFFMANN ALEXANDRA HOFFMANN
TIERPSYCHOLOGIN HEILPRAKTIKERIN FÜR PSYCHOTHERAPIE
EIGENE PRAXIS IN GERMERING

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TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE

  • Bach-Blütentherapie für Hunde
  • Veterinärhomöopathie
  • Humanpsychologie und Notfallmedizin
  • Angewandte Prävention und Gesundheitsförderung in der Tiermedizin
  • Dozentin an den Paracelsus Schulen

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